Call for Papers

Call for Papers: Memoria. 19. Internationaler Barocksommerkurs der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, vom 24. bis 28. Juni 2018 in Einsiedeln

Seit dem Jahr 2000 lädt die Bibliothek Werner Oechslin jedes Jahr Vertreter verschiedener Disziplinen zu ihren Barocksommerkursen ein. Die Memoria soll 2018 das Thema sein; wie immer ist der Barocksommerkurs interdisziplinär angelegt. Einsendeschluss für Abstracts: 10. Dezember 2017.

Memoria ist mehr als Geschichte und mehr als ein Geschichte gewordenes Monument. Im Vordergrund steht der willentliche Akt des Erinnerns. Und dies bedeutet stets das Hineinholen geschichtlicher Gegenstände und Ereignisse in die eigene Erfahrungswelt; somit handelt es sich – zu jedem entsprechenden Zeitpunkt – um eine Vergegenwärtigung. Geschichte wird hier nicht ‚vertikal’ durch verschiedene Zeiten hindurch als Abfolge in einen vermeintlich kausalen Zusammenhang gestellt, sondern vielmehr horizontal in die lebendige Erlebniswelt integriert. (In Grabinschriften wird gerade dieser Aspekt – im Sinne einer Überwindung von Zeit und Vergänglichkeit – sehr häufig in den Vordergrund gerückt.)

Die Memoria bedarf deshalb zu ihrer Darstellung in besonderer Weise einer ganzen Reihe von geistigen Fähigkeiten und Anstrengungen, des ganzen Spektrums von »spetie & forme dell’animo«; sie besitzt ihre eigene Kraft (»vigore della memoria« und bedient sich zudem einiger besonderer Kunstgriffe. Lodovico Dolce spricht 1562 in seinem der Memoria gewidmeten »Dialogo« mit Bezug auf Cicero von einer »imaginaria dispositione delle cose sensibili nella mente« und ergänzt: »sopra lequali la memoria volgendosi & piegandosi, viene a eccitarsi, & a ricevere giovamento«. Es geht um den Umgang mit der umfassenden Vorstellungswelt, unserem »imaginaire«. Man könne, so Dolce, auf dieser Spur »con più agevolezza, più distintamente« sich einer Erinnerung annehmen und bedienen. Das ist für sich allein genommen längst eine ‚Kunst’. Nimmt man die spezifischen künstlerischen Mittel noch hinzu, so erscheinen die Möglichkeiten der Darstellung und Gestaltung der Memoria beinahe grenzenlos.

Die Kunstgeschichte weist uns insofern auf einen geradezu erdrückenden Reichtum von verschiedenen Ausprägungen und Erscheinungsformen. Kathedralen und Dome werden zu Behältnissen ganzer Zyklen von Grab- und Denkmälern. In Mainz stellen sich die Fürstbischöfe über Generationen in Pose und demonstrieren in täglicher Präsenz die – in ihrem Fall besondere – Vereinigung weltlicher (dominium temporale) und geistlicher Macht (dominium spirituale); sie setzen dafür das ganze Repertoire der Bilder und Zeichen von der »effigies« bis zu den Inschriften und Symbolen ein.

Wie üblich soll der Diskurs fächerübergreifend angelegt sein. Wir erhoffen uns eine rege Teilnahme von Wissenschaftlern und Promovierenden aus den Disziplinen Architekturund Kunstgeschichte, Geschichte, Theologie, Theaterwissenschaften etc.

Da dem Gespräch, gemeinsamen Diskussionen, grosses Gewicht zugemessen wird, sollten die Beiträge nicht länger als 20 Minuten dauern. Die Referate können in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache vorgetragen werden. Passive Deutschkenntnisse werden vorausgesetzt.

Bedingungen: Die Stiftung übernimmt die Kosten für die Übernachtungen, die Exkursion und die gemeinsamen Abendessen. Reisespesen können leider nicht erstattet werden.

Wir bitten um Bewerbungen mit einem kurzen Exposé und einem kurzen CV bis spätestens 10. Dezember 2017 per e-mail an: anja.buschow@bibliothek-oechslin.ch

Konzeption / Organisation: Dr. Anja Buschow Oechslin (Einsiedeln), Prof. Dr. Axel Christoph Gampp (Uni Basel), Prof. Dr. Stefan Kummer (Uni Würzburg), Prof. Dr. Werner Oechslin (Einsiedeln) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Maarten Delbeke (ETH Zürich).

- English Version -

Memoria is more than history and more than history turned into a monument. The focus is on the conscious act of remembering. And this always means drawing historic objects and events into one’s own realm of experience; hence, it concerns a visualization at each corresponding point in time. History is not situated »vertically« through various epochs as a sequence in a presumably causal context. Instead, it is integrated horizontally in the vivid realm of lived experience. (Precisely this aspect is very often foregrounded in tomb inscriptions, in the sense of overcoming time and transience.)

Thus, for its representation, Memoria particularly requires a whole series of mental capabilities and efforts, covering the entire spectrum from »spetie & forme dell’animo«; it possesses its own force (»vigore della memoria«) and avails itself furthermore of some specific devices. In his »Dialogo« dedicated to Memoria (1562), Lodovico Dolce speaks with relation to Cicero of an »imaginaria dispositione delle cose sensibili nella mente« and adds: »sopra lequali la memoria volgendosi & piegandosi, viene a eccitarsi, & a ricevere giovamento.« It concerns how one handles the comprehensive world of imagination, our »imaginaire.« One can, according to Dolce, appropriate and avail oneself of a memory by this method »con più agevolezza, più distintamente.« Taken by itself, that has long been an »art«. But if one adds the specific artistic means, then the possibilities of representing and shaping Memoria seem nearly limitless.

Inasmuch, art history shows us the virtually overwhelming riches of various characteristics and manifestations. Cathedrals and major churches become receptacles of entire cycles of tombs and monuments. In Mainz, generations of prince bishops are posed and demonstrate in their daily presence the union - in their case a special one – of worldly (dominium temporale) and spiritual (dominium spirituale) power. For this they employ the entire repertoire of images and signs, from the »effigies« to inscriptions and symbols.

The course is open to doctoral candidates as well as junior and senior scholars who wish to address the topic with short papers (20 minutes) and through mutual conversation. As usual, the course has an interdisciplinary orientation. We hope for lively participation from the disciplines of art and architectural history, but also from scholars of history, theology, theatre and other relevant fields. Papers may be presented in German, French, Italian or English; at least a passive knowledge of German is a requirement for participation.

Conditions: The Foundation assumes the hotel costs for course participants, as well as several group dinners and the excursion. Travel costs cannot be reimbursed.

Please send applications with brief abstracts and brief CVs by e-mail to: anja.buschow@bibliothek-oechslin.ch. The CFP deadline is 10 December 2017.

Concept / Organization: Dr. Anja Buschow Oechslin (Einsiedeln), Prof. Dr. Axel Christoph Gampp (Uni Basel), Prof. Dr. Stefan Kummer (Uni Würzburg), Prof. Dr. Werner Oechslin (Einsiedeln) in collaboration with Prof. Dr. Maarten Delbeke (ETH Zürich).

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