Call for Papers

Call for Papers: Tagung: Premierminister und Mäzen. Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), März 2014 in Dresden und Rom

Der sächsische Premierminister Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) war eine Schlüsselfigur in der Entwicklung Dresdens zu einem Kulturzentrum des 18. Jahrhunderts. Der 250. Todestag von Heinrich Graf von Brühl soll zum Anlass genommen werden, Forschungen zu diesem kontrovers bewerteten Kunstmäzen und Sammler zu bündeln sowie weitere Untersuchungsfelder aufzuzeigen. Einreichungsfrist für Abstracts: 15. Oktober 2013

Mit der Erwerbung der polnischen Krone forcierten die wettinischen Kurfürsten den Ausbau Dresdens zu einer repräsentativen Residenz. Durch die Förderung sämtlicher kultureller Bereiche entwickelte sich Dresden im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum im Alten Reich, welches sich nicht nur durch herausragende Kunstsammlungen hervortat, sondern auch durch eine besondere Konzentration von Künstlern, Architekten sowie Komponisten und Sängern.

Der sächsische Premierminister Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) war eine Schlüsselfigur dieser Entwicklung: Er leitete die Kunstsammlungen, den Ankauf der Kunstwerke und war darüber hinaus auch Generalintendant des Hoftheaters und der Hofoper sowie Oberdirektor der Meißener Porzellanmanufaktur. Zudem war er als enger Berater des Kurfürsten und Königs – und somit als „zweiter Mann im Staat“ – für alle innenpolitischen, außenpolitischen und finanziellen Belange am Dresdner Hof zuständig. Die mit dieser Position verbundene nahezu uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit wusste er zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen und baute ein ansehnliches privates Vermögen auf, das sich aus Kapital, Landgütern, Manufakturen sowie Kunstwerken und Luxuswaren zusammensetzte.

Die aufwändige Hofhaltung Brühls lässt sich anschaulich an dem von Johann Christoph Knöffel gestalteten gräflichen Palais und dem dazugehörigen Gartenensemble ablesen. Neben dem Palais gab es u.a. eine Bibliothek, eine Gemäldegalerie, ein Theater, verschiedene Zweckbauten, Gärten sowie Vergnügungsplätze. Dieser außergewöhnliche Baukomplex am Elbufer – die sog. „Brühlsche Terrasse“ – wurde im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) – der Sachsen wirtschaftlich und finanziell in den Ruin stürzte – von den Truppen König Friedrich II. von Preußen fast in Form einer damnatio memoriae schwer beschädigt. Nachdem im 19. Jahrhundert weitere Gebäude, darunter das Brühlsche Palais und die Gemäldegalerie, abgerissen wurden, vermitteln uns nur noch die Stadtansichten Bellottos und eine Stichserie, die Brühl durch Michael Keyls anfertigen ließ, das ursprüngliche Aussehen dieser imposanten Anlage.

Der 250. Todestag von Heinrich Graf von Brühl soll zum Anlass genommen werden, Forschungen zu diesem kontrovers bewerteten Mäzen und Sammler zu bündeln sowie weitere Untersuchungsfelder aufzuzeigen. Im Zentrum der Konferenz sollen Brühls Wirken als Sammler, Mäzen und Kulturpolitiker stehen: Brühl baute nicht nur zahlreiche Sammlungen auf, sondern war auch bedeutender Auftraggeber für in- und ausländische Maler, Bildhauer und Architekten. Für die international konkurrenzfähige Erweiterung und Vervollkommnung der höfischen sowie seiner privaten Sammlungen bediente sich Brühl eines Netzwerks von fachkundigen Kunstagenten und Künstlern. Dies soll unter Einbeziehung unveröffentlichter oder noch nicht systematisch betrachteter Quellen einer vergleichenden Analyse unterzogen werden.

Die Konferenz wird abhängig von der Anzahl der Beiträge an zwei Terminen in Dresden und in Rom im März 2014 stattfinden. Die Bibliotheca Hertziana und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind gemeinsam Veranstalter.

Kunst- und Architekturhistoriker, aber auch Repräsentanten anderer Disziplinen sind eingeladen, ihre Abstracts zu folgenden Themenbereiche und Fragestellungen einzureichen:

- Neubewertung der Person und des Wirkens des Premierministers,
- die für Brühl geschaffenen Kunstwerke und Bauten sowie die für ihn tätigen Künstler,
- die Netzwerke und ihre Protagonisten, mit deren Hilfe Brühl seine Sammlungen erwarb (z.B. Carl Heinrich von Heineken, Joseph Anton von Wackerbarth, Francesco Algarotti, Pietro Maria Guarienti, Lorenzo und Bonaventura Rossi, u.a.),
- Vergleich der Kunstpolitik Brühls mit der seines Kurfürsten August III.: die unterschiedliche Gestaltung der Sammlungen, die Bautätigkeiten sowie die Propaganda durch Druckgraphik ;
- Strukturen und Personen am Dresdner Hof,
- weitere sächsische Sammler (z.B. Grafen von Manteuffel, von Hoym, Flemming, Sulkowski);
- die Rolle Brühls als privater und institutioneller Kunstförderer im europäischen Kontext und im Vergleich zu anderen Premierministern,
- geplante Sektionen: Brühl als Politiker und Sammler / Künstler im Dienste des Grafen / Netzwerke / Brühl und August III. / Internationale Kontexte.

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag als Abstract (ca. 300 Wörter) für einen 20-minütigen Vortrag in Deutsch, Englisch oder Italienisch zusammen mit einem kurzen Lebenslauf und ggf. einer Literaturliste an:

ute.koch@skd.museum und Ruggero@biblhertz.it

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns