Call for Papers

Call for Papers: Vortragsreihe »Kunst – Forschung – Geschlecht«, Studienjahr 2013/14

Die Vortragsreihe »Kunst – Forschung – Geschlecht« an der Universität für angewandte Kunst Wien richtet den Blick auf die Gegenwartskunst in ihren unterschiedlichen Medien und geht der Frage nach, welche geschlechterpolitischen Strategien Künstlerinnen und Künstler heute entwickeln. Thema für die Vorträge 2013/14 ist: Stoff wechseln? Ein geschlechterkritischer Blick auf Material und Medium. Einsendeschluss für Abstracts: 2. Juni 2013

Ob Farbe, Fell, Film, Schokolade, Stein, Stahl oder Schimmel, fotografisch festgehalten oder performativ eingesetzt: An Materialien, Medien und Verarbeitungsformen haftet ge- und verliehenes Geschlechtliches und auch geschlechtliche Körper werden mit Qualitäten anderer Materialien belehnt und aufgeladen. Selbst wo wir es mit Immateriellem zu tun haben, kann noch vergeschlechtlicht werden, zum Beispiel über die Negierung von Körperhaftigkeit.

In langer Tradition wurde Material als roher Stoff oder gestaltloser Träger der Form untergeordnet. Diese Unterordnung geht in der abendländischen Kunstgeschichtsschreibung mit der Unterordnung von Künstlerinnen einher: Das Geistig-Ideelle wurde männlich konnotiert und damit das unausgesprochen männliche Künstlergenie der freien Künste höher eingeschätzt als das Stofflich-Natürliche, das dem Bereich des Weiblichen und der angewandten Kunst zugeordnet wurde.

Monika Wagner hat sich in vielen Publikationen gegen die Unaufmerksamkeit der Disziplin Kunstgeschichte gegenüber dem Material gewandt und die Semantik und Ästhetik unterschiedlicher Materialien und auch Medien mit Blick auf ihre geschlechtlichen Implikationen in historischer Perspektive herausgearbeitet. Während Materie und Form bereits in ein Dispositiv um Bipolarität eingeschrieben wurden, werden die unterschiedlichen Materialien entsprechend ihres Grades an Festigkeit, Gewicht oder Porosität etwa, entsprechend ihrer Organizität/Anorganizität nochmals zueinander hin differenziert. Vor diesem Hintergrund kann gesagt werden, dass die Positionierung in Hinblick auf Geschlecht und Geschlechterfragen die Wahl von Materialien mitbestimmt, sei es in Form einer Verwerfung, einer Anrufung oder einer kritischen Aneignung.

Für die Vortragsreihe interessieren dabei eine ganze Reihe an Fragestellungen zur künstlerischen und kunstwissenschaftlichen Praxis: zu Verfahren der Subjektivierung von Materialien im konkreten; zum Umgang mit ‚neuen‘ Materialien oder zur widerspenstigen Aneignung bewährter Materialien; zu der im feministischen Zusammenhang wesentlichen Wiederaneignung des eigenen Körpers und zum subversiven Einsatz desselben als Material und Medium etwa für Schrift, für wörtliche Einschreibungen in die Haut, unter Einsatz des so genannt Abjekten. Es interessieren neue Blicke auf den historischen Diskurs um eine weibliche Ästhetik, der um Materialien und Qualitäten wie Viskosität, Taktilität und spezifische künstlerische Verfahrensweisen gestrickt war. Das Thema betrifft auch die große Aufmerksamkeit, die derzeit wieder Textilem sowohl in der künstlerischen als auch der wissenschaftlichen Praxis zukommt, und die Frage nach der Im/materialität der Projektion. Nicht zuletzt interessieren auch Überlegungen und Fallbeispiele zum Verhältnis von Material, Medium und der Ware in ihren Bewegungen, zum Begriff der Arbeit und den Arbeitsformen, die im Werkstoff bereits eingeschrieben sind sowie das Verhältnis von Materialästhetik und Prozessen der Fetischisierung.

Durch welche Strategien können die Materialien und Medien eingeschriebenen Geschlechtlichkeiten weiter umgeschrieben werden? Wie durchbrechen KünstlerInnen geschlechterstereotype Zuschreibungen, wenn sie mit spezifisch männlich oder weiblich konnotierten tools oder Techniken arbeiten? Wie können durch neue Medien oder neue Einsätze von Materialien andere Körperkonfigurationen und KünstlerInnenbilder entwickelt, Identitätspolitiken aufgelöst oder modifiziert werden?

WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aller Disziplinen sind eingeladen, ihre Perspektive zu obigen Fragestellungen vorzustellen. Insbesondere sollen NachwuchswissenschaftlerInnen auffordert werden, Abstracts einzureichen – zum Beispiel aus dem Bereich ihrer Dissertation. Vortragende erhalten ein Honorar von € 300,- Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Pro Studienjahr werden üblicherweise acht Vorträge ausgewählt, die jeweils mittwochs an der Universität für angewandte Kunst Wien stattfinden. Die Dauer des Vortrages ist mit maximal 60 Minuten angesetzt. An den Vortrag schließt eine Diskussion an.

Einreichungen in deutscher oder englischer Sprache bitte per E-Mail an gender@uni-ak.ac.at mit

  • Arbeitstitel
  • Abstract (300 Wörter)
  • Kurzbiografie
  • Vollständigen Kontaktdaten

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns