Call for Papers

Call for Sessions: II. Forum Kunst der Neuzeit: Codierungen. Phänomene der Umwertung von Kunst, vom 4. bis 6. Oktober 2018 in Bonn

Das zweite Forum Kunst der Neuzeit widmet sich dem Phänomen der Zeichensysteme, der Codierungen und Umdeutungen. In zahlreichen Kunstwerken der Frühen Neuzeit finden sich solche Chiffren, die das Forum diskutieren möchte. Dafür sucht der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft, der die Tagung veranstaltet, nun Sektionsvorschläge. Einsendeschluss: 15. Juli 2017.

»Code«, ein Leitbegriff der semiotischen Analyse von Zeichensystemen, prägt Modelle der Codierung, die spätestens seit Stuart Halls Aufsatz »Kodieren/Dekodieren« (1977) einen zentralen Bereich auch der Kulturwissenschaften darstellen: Die Übertragung einer Nachricht müsse kontextgebunden analysiert werden, der Empfänger oder Konsument habe ebenso großen Einfluss auf den Produzenten wie umgekehrt. Luhmann definierte Kunst nicht als Summe der Artefakte, sondern der Kommunikationen über Kunst, Umberto Eco wies in La struttura assente (1968) auf die Bedeutung visueller Codes für die Verbindung von Bedeutungs- und Ausdrucksebene hin.

In welchen Bereichen frühneuzeitlicher deutscher Kunst kommt es zu Umwidmungen und Umwertungen? Das Konzept der Codierung soll erstmals grundlegend anhand kunsthistorischer Problemfelder definiert und diskutiert werden. Ausgehend von der soziologischen, semiotischen und medienwissenschaftlichen Definition ist zu konstatieren, dass Kunstwerke, ob Gemälde, Medaille, Radierung, in den meisten Fällen eine Codierung, Decodierung oder Umnutzung erfahren, durch neue Besitzer, einen veränderten räumlichen Kontext (Museum, Kupferstichkabinett, Bibliothek, Archiv), aber auch durch bauliche Veränderungen. Bereits bei der kunsthistorischen »Dokumentation«, bei der Fotografie, findet eine Codierung statt. In welchen Kontexten ist Codierung von Farbe zu konstatieren, welche Artefakte wurden einer Codierung von Nationalität/Ethnie/Geschlecht unterworfen? Wie funktionieren Überschreibungen/Neucodierungen im Bereich der Kunsttheorie oder der Künstlerbiographik?

Welche Schulen haben innerhalb der Fach- und Wissenschaftsgeschichte spezifische Codierungen geprägt, gefestigt, revidiert? Welchen Anteil daran hat die spezifische Situation territorialer Zersplitterungen, konfessioneller Konflikte, des Verhältnisses von Peripherie und Zentrum im Alten Reich? Die Praxis, die Kunstwerke einer Epoche unter einem einzigen Begriff wie »Deutsche Reformationskunst« oder »Deutsche Aufklärungskunst« subsumiert, impliziert auch eine Codierung der Medien, die erst in der Zukunft – im Rückblick – erfolgen kann. Lassen sich Codes für die Jahrhunderte der Neuzeit für das Alte Reich und im Vergleich hierzu Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezogen auf Nachbarländer oder die sogenannte Neue Welt ausmachen? Auch aktuelle Positionen im Bereich der Sammlungsgeschichte und Provenienzforschung wie auch der Wissenschaftsgeschichte im Hinblick auf Codierung und Umwertung sollen innerhalb der Tagung verhandelt werden.

Der Tagungsort, das Hauptgebäude der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, ist selbst ein prominenter Ort der Umcodierung: Ab 1567 im Auftrag des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Salentin von Isenburg innerhalb von zehn Jahren erbaut und nach Bränden und Wiederaufbauten bis 1794 kurfürstliche Residenz, wurde es 1818 vom preußischen König der neugegründeten Universität zugewiesen. Das Jubiläum 2018 lässt die lange Tradition der Bonner Institutsgeschichte in Hinblick auf das Tagungsthema in den Blick nehmen – hier beispielhaft auf dem Gebiet der Denkmalpflege, oder bezogen auf die Schausammlung der Abgüsse nach Skulpturen von der Spätantike bis ins 19. Jh.

Neben ausgewiesenen Fachwissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern soll ausdrücklich auch der wissenschaftliche Nachwuchs einbezogen werden. Geplant sind Panels unterschiedlicher Formate, Plenarvorträge sowie ein Nachwuchsforum, in welchem akademische Abschlussarbeiten vorgestellt werden können. Der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft e.V. (DVfK) ist eine traditionsreiche Vereinigung von Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern sowie Kunstinteressierten zur Förderung der Erforschung und Publikation von Kunstdenkmälern im deutschsprachigen Raum. Neben den mittlerweile über 300 Publikationen, die der Verein seit über einem Jahrhundert veröffentlicht hat, veranstaltet er seit einigen Jahren auch internationale Tagungen (»Foren«) zur Kunst des Mittelalters und der Neuzeit.

Vorbereitung: W. Augustyn / München, D. Diemer / München, R. Kanz / Bonn, B. Münch / Bonn, A. Tacke / Trier

Ihre Vorschläge für Sektionen (max. 1 Seite) richten Sie bitte bis spätestens 15. Juli 2017 an die Geschäftsführung (D. Kemper): dvfk@alice.de

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