Ausstellungsbesprechungen

China welcomes you…

Das Kunsthaus Graz zeigt sich zeitgemäß und schließt sich unzähligen anderen europäischen Ausstellungshäusern mit einer Schau zur zeitgenössischen chinesischen Kunstszene an. ›Art: Das Kunstmagazin‹ hat in seiner letzten Ausgabe (Juni 2007) sogar eine eigene Rubrik für China-Ausstellungen im Jahr 2007 eingeführt.

Und alleine in Österreich sind zeitgleich mit der Ausstellung im Grazer Kunsthaus mindestens noch zwei weitere Ausstellungen zu sehen, die das Thema der zeitgenössischen Kunst in China aufgegriffen haben – unter anderem die Kunsthalle Wien mit ›Chen Zhen‹ und die Galerie Hilger mit ›Li Luming‹ und ›Cui Guotai‹. Woher kommt also dieses ›übernatürliche‹ Interesse an der Kunst des fernen Ostens?

 

Der Intendant des Grazer Kunsthauses, Peter Pakesch, hebt im Gespräch besonders die wachsende wirtschaftliche Bedeutung Chinas hervor. Auch die Wandlungen und Aufbruchssituationen einer ganzen Kultur, einer Nation und Wirtschaft werden als Gründe für die Realisation der Ausstellung angeführt. Bleibt zu fragen ob das Argument, dass sich China zu einem ›Global Playerentwickelt, ausreicht, um eine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst des Landes zu rechtfertigen. Sollte das wirtschaftliche Potenzial einer Nation wirklich Grund für die plötzliche Wahrnehmung dieser Kunstszene im europäischen Westen sein?

 

Andererseits setzt sich die Ausstellung ›China Welcomes you…‹ im Kunsthaus Graz mit der Frage der chinesischen Identität und den Perspektiven für das 21. Jh. auseinander. Das Hervorheben des Spezifikums der chinesischen Kultur ist natürlich auch als Suche nach der Andersartigkeit zu verstehen. Das Andere, L’Être – real existent oder konstruiert – bietet schließlich dem eigenen Selbst, die Möglichkeit einer Definition. Die Idee des Anderen hat Sartre ausführlich in seinen Werken behandelt und diese Sichtweise kann durchwegs helfen das interkulturelle Durcheinander der aktuellen Kunstszene besser zu erfassen. Die Suche nach der chinesischen Identität, das verzweifelte Herausarbeiten einer chinesischen Andersartigkeit in einer globalen Realität, kann unter diesem Gesichtspunkt auch als eigene Identitätssuche verstanden werden. Das Andere in der Kunst sind vor allem jene künstlerischen Positionen, die sich verstärkt mit der eigenen Tradition im Werk auseinandergesetzt haben. Etwa zeigt das Kunsthaus Graz eine Videoinstallation des Künstlers Feng Mengbo, der ein traditionelles Schattenpuppentheater mit Hilfe von drei Leinwänden und Videoprojektionen zur Aufführung bringt.


Auf der anderen Seite gibt es aber auch künstlerische Positionen, die eine nationale Zuschreibung fast absurd erscheinen lassen. Trotzdem sind es vielleicht gerade jene Werke, die für den »westlichen« Betrachter wie Brücken zu der Kultur fungieren – so etwa die Arbeit von Peng Yu & Sun Yuan. Das Werk ›Old People’s Home, welches eigens für das Kunsthaus Graz konzipiert wurde, besteht aus dreizehn lebensgroßen Kunstharzfiguren in dynamoelektrischen Rollstühlen. Selbstständig bewegen sich die Figuren, die an gealterte Weltpatriarchen unterschiedlicher Herkunft denken lassen, auf ihren elektrischen Rollstühlen durch den Raum. Die Themen der Überalterung der Gesellschaft und der Verlust der Kontrolle über das eigene Schicksal im hohen Alter, sind sicherlich von globaler Bedeutung.

 

Die Ausstellung im Grazer Kunsthaus hat versucht, sowohl Werke mit lokaler Färbung, als auch jene, welche mit globaleren Themen arbeiten, zu berücksichtigen und zeigt damit ein sehr vielschichtiges und differenziertes Bild des Kunstschaffens in China.

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