Meldungen aus der Forschung

Cimelia Photographica – Eine Online-Ausstellung der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz

Mitte des 19. Jahrhunderts etabliert sich die Fotografie als neues Reproduktionsmedium – nahezu zeitgleich formiert sich die Kunstwissenschaft als akademisches Fach. Für sie stellt die Fotografie von Anfang an ein wesentliches Arbeitsinstrument dar.

Diese parallelen Entwicklungen können die Bestände der Photothek – bedingt durch die frühe Institutsgründung 1897 – prototypisch abbilden. Bereits damals wurde für die Photothek das Ziel gesetzt, eine „möglichst vollständige Sammlung photographischer Aufnahmen italienischer Gemälde, Bildwerke, Bauten“ zusammen zu tragen. Zu deren Beständen gehören zudem historische Nachlässe mit manchmal wesentlich älteren Fotografien, wie ein Teil der Fotosammlung Jacob Burckhardts (mit bis in die 1850er Jahre datierbaren Fotografien). Zu erwähnen sind auch sehr seltene Kohledrucke aus den Museumswerken der Fotoanstalt Adolphe Braun (ab den 1870er Jahren) oder Abzüge aus dem 19. Jahrhundert, deren Negativplatten zum Teil verloren gegangen sind (z.B. von Alinari, Anderson, Bernoud, Brogi, Lombardi).

Die Photothek eröffnet mit „Cimelia Photographica“ einen Forschungsschwerpunkt, der sich sowohl fotohistorischen wie wissenschaftsgeschichtlichen Fragestellungen widmet. Mit ihm soll die Erforschung der Fotografie als Werkzeug der Kunstgeschichte aber auch als Gegenstand kunst-, kultur- und wissenschaftsgeschichtlicher Fragestellungen gefördert werden. Die gleichnamige Online-Ausstellung stellt einen Teil des dazu erfassten und digitalisierten Materials in einzelnen Sektionen vor.

Zunächst wird ein kurzer Abriss zur frühen Geschichte der Fotografie gegeben, denn mit der Entwicklung der fotografischen Technik im 19. Jahrhundert hängt auch die Etablierung der Fotografie zur Dokumentation von Kunstwerken zusammen. Aus dieser Zeit besitzt die Photothek u.a. zahlreiche Albuminabzüge und Kohledrucke. Fotografischen Stadtansichten sind weitere Sektionen gewidmet. Hier wird z.B. das konkurrierende Verhältnis zwischen der älteren Reproduktionsgrafik (wie Kupferstich oder Lithografie) und dem nun neuen Reproduktionsmedium Fotografie beleuchtet. Illustriert werden auch fototechnische Aspekte zur Aufnahme von Strassen- und Platzansichten: durch lange Belichtungszeiten ‚verlaufen’ sich bewegende Personen zu geisterhaften Schemen, weshalb in frühen fotografischen Stadtansichten häufig auf die Darstellung menschlicher Aktivitäten ganz verzichtet wird.

 Für die Kunstgeschichte stellte die Fotografie zunächst ein Arbeitsinstrument „von unnachahmlicher Treue“ dar. Sie ermöglichte visuelle Vergleiche und das ‚virtuelle’ Zusammensetzen von physisch getrennten Kunstwerken, wie zum Beispiel mehrteiligen Altaraufbauten. Fotografen, aber auch Kunsthistoriker mussten sich nun auch mit technischen und ästhetischen Fragen, wie der Darstellbarkeit von Farbe oder der Auswahl des ‚richtigen’ Standpunkts beschäftigen. Ab den 1850er Jahren widmete man sich neben Fotochemiker Hermann Wilhelm Vogel ein Verfahren zur Verbesserung der Farbsensibilität der Negativplatten entwickelt hatte, konnte man auf das bis dahin übliche Anfertigen von monochromen Lithografien als Fotovorlage farbiger Kunstwerke verzichten.

Eine Online-Ausstelllung Der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz.
Zu finden unter: http://expo.khi.fi.it ab dem 23. Feb. 2009 !

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