Ausstellungsbesprechungen

Claire Morgan – Try Again. Fail Again. Fail Better, Kunstsammlung Jena, bis 31. Mai 2015

Claire Morgan arbeitet mit ziemlich ungewöhnlichen Materialien. Ihre luftigen Werke bestehen zumeist aus unzähligen Fliegen und Pflanzensamen an Nylonfäden. Hinzu kommen ausgestopfte Dohlen, Rotkehlchen, Spechte und Eulen. Über ihre Bedeutung hat sich Rowena Fuß in der aktuellen Ausstellung der irischen Künstlerin kundig gemacht.

Sitzt da etwa eine echte Katze? »The Owl and The Pussycat« im Eingangsbereich lässt so manches Rätsel offen. Die schwarz-weiß gescheckte Samtpfote – übrigens ein Präparat, wie auch die anderen Tiere in der Schau – beobachtet aus sicherer Entfernung eine Schleiereule, die über ihr in einem großen Ballon aus hellblauen Plastikfolienfetzen schwebt. Vielleicht sollte man eher sagen: Sie kämpft sich durch den Flockensturm, während der domestizierte Stubentiger jederzeit auf seine Couch zurückkehren oder Frauchen um eine Schüssel voller Futter bitten könnte. Das Leben in freier Wildbahn ist eben kein Zuckerschlecken. Erst recht nicht, wenn auch noch der Lebensraum durch intensive Landwirtschaft und fehlende Brutplätze bedroht ist.

In den rund 30 Installationen, Objekte und Zeichnungen spiegelt sich der Darwinismus der Arten. Was für die Eule gilt, gilt auch für das Rotkehlchen, das in einer weiteren Arbeit Verwendung findet. Dieses stürzt kopfüber in die Tiefe, während eine benachbarte Libelle in dem sie umgebenden Umhang aus Distelsamen gen Himmel steigt. Obwohl das Insekt ebenfalls durch den Schwund an Biotopen bedroht ist, scheint Morgan ihm eine bessere Prognose zuzugestehen als dem Singvogel.

»Ich untersuche Situationen, in denen die Natur auf Herausforderungen reagiert, die durch uns und unsere Nebenprodukte verursacht werden«, sagt sie. So ist etwa eine Dohle, die hinter der Hecke aus bunten Kunststoffblüten hervorlugt, auch als Fingerzeig auf das Thema Umweltverschmutzung zu verstehen, die die Lebensräume vieler Tiere zerstört.

Doch auch andernorts lauert der Verfall, versinnbildlicht durch zahlreiche Fliegen. Nur wenige Schritte vom Rotkehlchen entfernt befindet sich nämlich eine kleine Ratte im freien Fall durch ein Bataillon des wenig beliebten Ungeziefers.

Man traut sich kaum näher an die grazilen Gebilde heranzutreten, aus Angst sie könnten jeden Moment vergehen. Und tatsächlich liest man vor dem Betreten der Ausstellungsräume, dass man keinen Luftzug verursachen, die Objekte nicht berühren und nur bis zur markierten Linie treten soll. Kleine Metallgewichte halten die vielen Nylonfäden, an denen Fliegen, Pflanzensamen und Vögel hängen, an Ort und Stelle. Schwerelos, geradezu anmutig, aber zutiefst beunruhigend wohnt ihnen eine gewisse Zeitlosigkeit inne. Morgan selbst spricht von Poesie.

So wenig greifbar, wie dieses Wort bleiben letztlich auch die Arbeiten. Der Besucher steht mit drei Fragezeichen über dem Kopf vor den Installationen und Zeichnungen – übrigens meist Studien zu den Werken in 3D – ohne wirklich einen Zugang dazu zu finden. Eine kleine Hinweistafel zum Schaffen der Künstlerin oder ein Interview zu ihren Arbeiten hätten hier Wunder gewirkt.

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