Ausstellungsbesprechungen

Ein kleiner Spinnereirundgang

Sommerlich bunt präsentieren sich die Galerien auf dem Leipziger Spinnereigelände. Rowena Fuß hat einen Rundgang gemacht und zeigt Ihnen, wo es etwas auf die Augen gibt.

Ein farbenprächtiger Irrgarten öffnet sich dem Betrachter bereits in der Galerie Eigen +Art. Beim Betreten des großen Galerienraumes erscheinen die dort gezeigten Malereien von Uwe Kowski, die dort bis zum 25. August zu sehen sind, wie ein undurchdringlicher bunter Fleckenteppich. Erst beim Nähertreten schälen sich eine laubbedeckte Steintreppe oder gar ein Kopf heraus. Man sollte beim Betrachten ruhig des Öfteren die Entfernung zum Bild variieren, da nur so die einzelnen Elemente sichtbar werden. Das endgültige Bild entsteht im Auge des Betrachters und setzt sich nicht nur aus Farben, Formen und Flächen zusammen, sondern auch aus Assoziationsketten und Gedanken. Es ist eine fantastische Ausstellung, die den derzeitigen Impressionistenschauen in Lübeck, Rostock oder Berlin in nichts nachsteht!

Weitere Entdeckungen gibt es bis zum 13. Juli in der Galerie Queen Anne, die erst seit einem Jahr in der Spinnerei besteht. Dort locken Titel wie »Das Nest der Elster« oder »Das Krokodil gewinnt den 3. Weltkrieg« den Besucher in den Ausstellungsraum. Zu sehen sind poppig-bizarre Gemälde von Lennart Grau und Iman Rezai. Der aus dem Irak stammende Künstler Rezai setzt sich mit dem Krieg in seiner Heimat auseinander und präsentiert beispielsweise in »Kaiserschnitt« ein abgewandeltes Reiterdenkmal. Der Reiter sieht aus wie ein schwarzer Käfer, von Weitem gar wie Darth Vader, aus dessen Kleidung Zigarettenstummel fliegen. Würde man das Bild auf den Kopf stellen, könnte man auch an eine Fledermaus oder Batman denken. Der Vorstellungskraft sind hier keine Grenzen gesetzt. Einzig die Extras, wie Zigarettenstummel, die Fühler oder blutunterlaufenen Augen des Pferdes bringen ein paar Farbspritzer in das ansonsten dunkle Bild. Dieses Verwischen von Formen — man könnte auch von schmelzen reden — ist es auch, was Rezai mit den Arbeiten von Lennart Grau verbindet. Beim Einschmelzen eines Gegenstandes bleibt am Ende nur das Material nicht aber die Form übrig. Jede über das Material hinausgehende Bedeutung verflüssigt sich und geht somit verloren. Es verwundert daher nicht, dass Graus Ausloten von Flüssigkeitsbewegungen einzig durch die Titel wie »Das große Fressen« eine Bedeutung gegeben wird.

Ganz unter dem Thema »telling time« stehen die Fotografien von Jorma Puranen und die Malereien von Sebastian Schrader in der maerzgalerie, die bis zum 25. August präsentiert werden. Formal verbindet sie das Zitieren von Fragmenten und Porträts aus den Werken der Alten Meister. So lässt Schraders Bild »Die Probe« an eine Grablegung Christi à la Raffael denken, wobei seine Protagonisten in Jeans, Pullis und Mützen gekleidet sind. Ferner wird der „Christus“ nicht in ein Grab gebettet, sondern auf den Fußboden neben Spraydosen und Farbeimer.

Ein absurdes Figurentheater präsentiert auch Bertram Kober bis zum 14. Juli in der Filipp Rosbach Galerie. Er entdeckt die italienischen Pilgerstätten der »Sacri Monti« fotografisch neu, indem er die figurenreichen Kapellenanlagen, Terrakottafiguren und illusionistische Malereien zu einem Gesamtkunstwerk verschmilzt, das vor skurriler Schönheit nur so strotzt.

Schließlich endet mein Rundgang in der Galerie Kleindienst, wo es im Kabinett derzeit eine Vielzahl von kuriosen Bildern zu sehen gibt. Nachdenklich erscheint »Der aufblasbare Schrein mein Kindheit« von Thilo Baumgärtel und Nadin Maria Rüfenacht, zum Träumen lädt Anett Stuth mit »Insel« ein. Stutzend steht man allerdings vor Sebastian Nebes »Garten«. Zu sehen ist eine Person in schmutzabweisender Kleidung und Schutzbrille. Als ob jemand ihr etwas zugerufen hätte, verharrt sie auf ihrem Platz vor einer Hütte und blickt dem Betrachter abwartend entgegen. Die stille Korrespondenz scheint umso merkwürdiger, da sie nur eine Illusion ist. Niemand hat der Person etwas zugerufen. Worauf wartet sie also? Finden Sie es heraus!

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