Ausstellungsbesprechungen

Elliott Erwitt, Personal Exposures

„Leute zum Lachen zu bringen ist eine der größten Leistungen. Die allergrößte aber ist es, wenn es gelingt, jemanden abwechselnd zum Lachen und zum Weinen zu bringen!“ Mit diesen Sätzen beginnt Elliott Erwitt sein Buch „Personal Exposures“, dessen Titel gleichfalls für die Ausstellung in der Robert Morat Galerie gewählt wurde. Die unterschiedlichen Bedeutungen von „Personal Exposures“ – es kann sowohl „Persönliche Aufnahmen“, als auch „Sich selbst zeigen“ meinen – schließen sich dabei bei Erwitt keineswegs aus, sondern sie verbinden sich harmonisch miteinander, besteht doch seine Intention gerade in diesem Wechselspiel.

Elliott Erwitt, der 1928 als Sohn russischer Emigranten in Paris geboren wurde, verbrachte seine Kindheit in Mailand, bevor er mit seiner Familie 1939 in die USA auswanderte. Bereits in frühen Jahren begeisterte sich Erwitt für die Fotografie und so begann er 1950 in New York seine Arbeit als professioneller Fotograf. Bereits 1953 gelang ihm ein enormer Erfolg, als er von Robert Capa eine Einladung erhielt und schließlich Mitglied der berühmten Agentur Magnum wurde. Von 1962 bis 1966 war Erwitt dann Präsident jener Sagen umwobenen Fotoagentur. Seit der großen Ausstellung, die das Museum of Modern Art 1965 präsentierte, werden Erwitts Arbeiten weltweit in Museen und Galerien gezeigt und in zahlreichen Büchern und Publikationen veröffentlicht.

 

Die in der Ausstellung der Robert Morat Galerie präsentierten 40, zum Teil großformatigen Arbeiten Elliott Erwitts erlauben einen sehr persönlichen Blick auf den Künstler, der durch seine zu Ikonen avancierten Fotografien zu den populärsten Fotografen der Gegenwart zählt. Erwitt – und das zeigen die Bilder sehr deutlich – ist ein Erzähler von kurzen, spannenden Augenblicken. Sein Blick ist auf das Detail gerichtet, das bisweilen Tragik, aber auch Komik vermittelt. In diesem Sinne sagte der französische Publizist Robert Delpire über Erwitt: „Er ist einem Erzähler von kleinen, scheinbar unbedeutenden Geschichten vergleichbar, in denen die Situationskomik eines Moments zu Tage tritt, zu lesen wie ein kurzer Aphorismus von durchschlagender Wirkung.“

 

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Der Besucher der Robert Morat Galerie wird überrascht sein, wie vielfältig das Schaffen von Elliott Erwitt war und ist. So begegnet dem Betrachter eine Marilyn Monroe, wie sie nur selten aufgenommen wurde: eingehüllt in einen weißen, flauschigen Bademantel, die rechte Hand den Kopf leicht stützend und den Blick über eine Lektüre hinweg ins Grenzenlose fließen lassend. Gelöst von dem Mythos Marilyn Monroe scheint hier die Person Norma Jeane Baker durch, die fern der Welt des Glamours von Hollywood einen Ruhepol sucht. Es ist eine ganz private Aufnahme, die so viel Wärme und Intimität vermittelt und man den Eindruck gewinnt, als hätte kein Fotograf dabei zugegen sein können.

 

Daneben finden sich aber auch sozialkritische Fotografien Elliott Erwitts, wie etwa die 1959 in North Carolina gemachte Aufnahme eines Afroamerikaners, der an einem mit „colored“ überschriebenen Waschbecken steht. Direkt neben diesem doch sehr spartanisch anmutenden Becken ist eine mit „white“ markierte Waschgelegenheit gezeigt, die nicht nur durch das Hinweisschild, sondern auch durch den weitaus größeren Komfort die Spannung verdeutlicht und in der Fotografie prägnant getroffen wurde.

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Daneben ziehen sich zwei Themen durch Erwitts Arbeiten: Hunde und Kinder. Man merkt, wie sehr Elliot von diesen eingenommen und fasziniert ist. Es sind oft humorvolle Bilder, die zum Schmunzeln animieren, wie beispielsweise dieser kleine, in einen Pullover gepackte Hund, der mit großen, wohl etwas ängstlichen Augen direkt in die Kamera schaut. Daneben dann diese großen Frauenfüße, die wie Riesen neben dem zerbrechlichen Lebewesen erscheinen, doch besteht genau in der Gegenüberstellung der fotografisch-ästhetische Reiz. Aber auch bei diesen von Erwitt favorisierten Themen gibt es Arbeiten, die befremdend wirken, da irgendetwas in dem Bild wie ein Stolperstein wirkt. So wird der Besucher der Ausstellung auf einen kleinen farbigen Jungen treffen, der mit seinen weißen Zähnen und der kleinen Zahnlücke, die beim Lächeln so frech herausstrahlen, ungemein bezaubert. Doch da ist dieser tragische Bruch mit der Pistole, die sich der Knabe an seine rechte Schläfe drückt. Spielerischer Ernst oder ernstes Spiel? Der Betrachter jedenfalls steht wie gelähmt vor dieser Fotografie, die eigentlich so heiter sein könnte. Aber genau das ist ja das Anliegen Erwitts: den stetigen Wechsel der Emotionen und Stimmungen durch seine Fotografien zu transportieren.

 

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Insgesamt ist der Robert Morat Galerie mit „Elliott Erwitt. Personal Exposures“ eine hervorragende Präsentation in stimmungsvollen Räumlichkeiten gelungen, die den charismatischen Arbeiten Erwitts Rechung tragen. Durch eine gut durchdachte Strukturierung und Hängung der Arbeiten, ist ein wundervoller Dialog der Fotografien entstanden, der den Betrachter faszinieren und in den Bann ziehen wird!

 

 

Öffnungszeiten

Di-Fr 11-18 Uhr

Sa 11-16 Uhr und nach Vereinbarung

 

 

 

 

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