Ausstellungsbesprechungen

Francisco de Goya, Radierungen

Einen Schatz gilt es in Villingen-Schwenningen zu besichtigen – keine funkelnden Kronjuwelen zwar, aber dafür die epochalen Radierungen Francisco de Goyas (1746-1828), darunter die »Schrecken des Krieges«, die zum Weltruhm des Künstlers beigetragen haben. Experten hatten sich schnell geeinigt, dass mit den Arbeiten des Spaniers eine herausragende Sammlung nach Villingen-Schwenningen kommen würde – das Morat-Institut (Freiburg) hat die Arbeiten unlängst erworben.

Zweck dieses Instituts ist die Förderung der kunstwissenschaftlichen Forschung. Das Institut führt eigene kunstwissenschaftliche Forschung durch und gewährt Stipendien oder Reisekostenzuschüsse für Studienreisen bzw. Kongresse. Die Stiftung ist laut Satzung bemüht, alte und neue Kunst zu erwerben und sie für die wissenschaftliche Forschung bereitzuhalten.

 

Insgesamt sind um die 250 Radierungen Goyas ausgestellt, die nahezu das ganze druckgrafische Schaffen abdecken. Mit analytischem Scharfsinn hat Goya zeitlos schöne, zeitlos bedrohliche Parabeln auf das menschliche Leben in die Druckplatte geschnitten, die heute dieselbe Gültigkeit haben, wie sie damals modern anmuteten. Ob die Serien nun »Los Caprichos«, »Disastres de la Guerra«, »La Tauromaquia« oder »Los Disparates« heißen: mit gleicher Hingabe objektivierte Goya die Einzelschicksale seiner Zeitgenossin zu einem gültigen Bild der Gesellschaft – Goya wollte nie bloßer Moralist oder Chronist sein –, und er prangerte den Krieg, eine zum Himmel stinkende Moral sowie juristische, politische und religiöse Missstände an. Berlin und Wien schien für eine Renaissance des Weltklassekünstlers gerade recht – und es ist den Verantwortlichen in Villingen-Schwenningen (und in der Folge den Göppingern) hoch anzurechnen, dass dessen bedeutende Radierfolgen auch in abgelegenere Ecken in der Region zum »Normalfall« werden.

 

Der Katalog stellt die Blätter in großzügiger Form vor, wenn auch die Abbildungsqualität etwas unter der Papierwahl leidet. Die Textbeiträge befassen sich mit der Sammlung, dem Künstler Goya als »Aufklärer ohne Hoffnung« sowie mit dem Maler, der in dieser Ausstellung hinter dem Grafiker zurücktreten muss oder - darf.

 

 

 

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr

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