Führungs-Check

Führungs-Check: Meisterwerke im Leopold Museum, Wien

Zentral, modern, aber auch historisch – das ist das Museumsquartier der österreichischen Hauptstadt Wien. Ein etwa 60.000 qm großes Areal, das auch das Leopold Museum beherbergt. Jeden Donnerstagabend, 18 Uhr, findet die Führung »Meisterwerke im Leopold Museum« durch die Dauerausstellung statt. Einen besonderen Reiz erhält diese dadurch, dass sie eine Gratis-Führung darstellt. Gabriella Rochberg hat für PKG einen Check gemacht.

Allgemeines

  • Name des Museums: Leopold Museum, Wien
  • Datum der Führung: 31. März 2011
  • Art der Führung: Führung durch die Dauerausstellung
  • Preis: Gratis-Führung

Gesamteindruck
Pünktlich um 18 Uhr geht es auch schon los. Im Atrium heißt die Führungskraft alle Interessenten herzlich willkommen, stellt sich persönlich als Kunsthistorikerin vor und beginnt mit einer kurzen, informativen Einführung zum Museumsquartier sowie zum Leopold Museum. Dies ist ein guter Einstieg in die Führung, da die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Teilnehmer berücksichtigt werden. Jene, die das Museumsquartier bzw. das Leopold Museum zum ersten Mal besuchten, erhielten ein mit den wesentlichen Fakten zusammengestelltes Hintergrundwissen und jene, die das Museumsquartier bzw. auch das Leopold Museum bereits mehrmals besucht hatten, konnten ihr Wissen auffrischen. Gekonnt erläuterte die Führungskraft , dass das Leopold Museum vom Kunstsammler Rudolf Leopold gegründet wurde und ging daraufhin auf dessen Sammlertätigkeiten ein.

Anschließend wurde die Gruppe in den ersten Raum der Dauerausstellung, der mit Werken Egon Schieles ausgestattet ist, geführt. Angelehnt an die Biografie, ging die Führungskraft auf Schiele und seine expressionistische, später kubistisch geometrische, Malweise ein. Die Biografie Schieles stand klar im Vordergrund der Ausführungen und wurde mit Zusatzmaterialien wie Vergleichsabbildungen, zeitgenössischen Briefen und Gedichten ergänzt. Allerdings wäre ein kunsthistorisch aufgemachter Ansatz wünschenswert gewesen. Genauer gesagt: Eine kurze Beschreibung des Bildes, an die die Deutung des Bildes, Vergleichsbilder, Biografie u.ä. anknüpfen. Unberücksichtigt blieben leider auch jene Aspekte, die dem Expressionismus seinen Charakter verleihen, sprich der freie Umgang mit Farbe und Form, die Verwendung ungemischter Farben und holzschnittartiger Formen, die Motivreduzierung auf markante Formelemente des Bildobjekts, die Auflösung der traditionellen Perspektive; doch vor allem die Wiedergabe der subjektiven Regungen des Künstlers im Werk. Denn all diese Faktoren können die Interpretationen zum Werk in hohem Maße beeinflussen. Es schien, als habe sich die Führungskraft lediglich der Biografie und einiger allgemeiner Quellen bedient, doch der Überraschungseffekt »Aha, das wusste ich noch gar nicht!« oder »Klasse, wo hat sie nur diese Informationen her?« blieb aus. Statt so viele Schiele-Werke wie nur möglich durchsprechen zu wollen, wäre eine Auswahl zudem sinnvoller gewesen.

Im Folgeraum wurde mehrmals der Bezug Schieles zu Gustav Klimt erwähnt und an einigen Werken Schieles näher erläutert. Da im Leopold Museum auch einige Werke Klimts vorzufinden sind, war es bedauerlich, dass die Führungskraft die Gruppe nicht direkt zu den Werken geführt hat. Dass eine vergleichende Betrachtung unterschiedlicher Kunstwerke wertvoll ist, hat bereits im 20. Jahrhundert der Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin festgestellt. Mit dem Vergleichenden Sehen rief er eine kunsthistorische Praxis ins Leben, mittels derer Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen Kunstwerken hervorgehoben werden können.

Zum Schluss bleibt anzumerken, dass die Führungskraft einerseits sehr freundlich, herzlich und offen für Fragen gewesen ist, andererseits die akustische Lautstärke und der Unterhaltungsgrad etwas angehoben werden könnten.

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