Führungs-Check

Führungs-Check: Zukunft der Tradition - Tradition der Zukunft, Haus der Kunst München

Unter dem Titel »Meisterwerke muhammedanischer Kunst« fand 1910 eine Ausstellung in München statt, in der das gesamte Spektrum visueller Kultur der islamischen Welt gewürdigt werden sollte. Hier knüpft die jetzige Schau an. Elisabeth Würzl hat eine Führung zur Ausstellung für Sie bewertet.

Allgemeines

  • Name des Museums: Haus der Kunst München
  • Datum der Führung: 17. September 2010
  • Art der Führung: Thematische Führung
  • Titel der Führung: Öffentliche Führung durch die Ausstellung "Zukunft der Tradition - Tradition der Zukunft"
  • Preis: Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 7 Euro; Führung ist kostenfrei

Gesamteindruck
Noch nicht viele Besucher hatten es zur ersten öffentlichen Führung geschafft. Bevor es losgehen konnte, sammelten sich die wenigen im ersten Raum des Hauses der Kunst München, das in einem skurrilen Kontrast zu den Exponaten der Ausstellung steht.

Nach einer kurzen Wartezeit, die der Leiterin der Führung die Möglichkeit gab sich selbst noch etwas mit dem Ablauf vertraut zu machen, wurde die Gruppe in einen Nebenraum geführt, der dem Besucher vor allem ermöglicht, sich emotional voll und ganz auf die Thematik einzustellen. Gezeigt werden Frauen beim Besuch eines persischen Liebesfilms, der in seiner Sinnlichkeit sofort die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe auf sich zog. Wieder zurück im ersten Raum erklärte die Führende die geschichtlichen Aspekte der Ausstellung und den Grund, warum man eine Ausstellung konzipiert, die sich mit der gleichen Thematik beschäftigt, wie es schon beim Vorgänger vor genau 100 Jahren der Fall war.

Während vor 100 Jahren der Titel „Meisterwerke muhammedanischer Kunst“ lautete und mit den Oberammergauer Festspielen und dem 100sten Oktoberfest verknüpft war, zeigt sich im aktuellen Konzept die Reflektion der Vergangenheit, ohne dabei den Bezug zu den zeitgleichen Veranstaltungen aufzunehmen.

Im zweiten Raum eröffnet sich die Vielfalt des gesamten Konzepts, das von der Führenden gut verständlich und in klaren Zusammenhängen den Besuchern näher gebracht wurde. Der große mittlere Saal wurde durch arabisch anmutende Stoffbahnen in einzelne Sektionen unterteilt, die zwar nicht vielen Besuchern zur selben Zeit Platz bieten, doch die einzelnen Werke in einer charmanten Weise betonen.

In der Führung gelang es, die antiken Werke mit den zeitgenössischen zu verknüpfen und interessante Bezüge darzustellen, die gerade Fachfremden neue Blickwinkel aufzeigen. Vor allem die Vermittlung eines kritischen Blicks lag der Führenden am Herzen, so dass dem Besucher bewusst wurde, wie oft die westliche Welt die östliche Kunst nur aus ihrer kulturell geprägten Sicht wahrnimmt.

Der zweite Raum führt die Besucher in die zeitgenössische Kunst ein. Hierbei wurde auch sehr schnell klar, dass – auch wenn die Führende sehr gut auf die Thematik vorbereitet war – es sich als schwierig erwies, mit exakten Begrifflichkeiten zu arbeiten.

Die Runde um den mittleren Raum zeigte ein interessantes Spektrum junger und zeitgenössischer Künstler, welche im westlichen Kulturkreis nahezu unbekannt sind. Doch trotz dieser Tatsache gelang es fantastischerweise, all die unterschiedlichen, mitunter politischen Werke den Teilnehmern näherzubringen.

Unterdessen schlossen sich sogar ein paar mehr Leute der Führung an. Dennoch gelang es, immer wieder zusätzliche Fragen zu beantworten und auch auf einzelne Aspekte mancher Werke näher einzugehen. Am Schluss wurde auch immer mehr die Meinung der Besucher gefragt, die sich alle in einer guten Stunde einen recht intensiven Überblick verschaffen konnten.

Insgesamt gelang ein spannender Einstieg in die Kunst aus dem arabischen Kulturkreis und der Besucher wurde sehr gekonnt aufgefordert, sich selbst ein Bild zu machen und Dinge mit einem kritischen Blick zu betrachten. Durch die Vielfalt der Exponate und die breitgefächerte Thematik war es natürlich nicht möglich, sich alle Exponate genauer anzusehen, weswegen sich ein weiterer Besuch durchaus lohnen würde.

Sollte man jedoch eine spätere öffentliche Führung mitmachen, kann es auf Grund des geringen Platzes um die Exponate herum gerade im mittleren Raum dazu führen, dass es nicht mehr möglich ist, akustisch zu folgen.

Bewertung

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