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Helden der Bühne und Schönheiten der Nacht - Meisterwerke des japanischen Holzschnitts aus den Sammlungen Otto Riese und Johann Georg Geyger. Im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst noch bis 10. Mai!

Ukiyo, der japanische Begriff für die fließende, heitere und vergängliche Welt, findet sich in den Themen der Ukiyo-e Holzschnitte wieder, die bevorzugt Kurtisanen, Erotika, Theater und Schauspieler darstellten. Im Vergleich zu den jahrhundertalten Traditionen in der japanischen Kulturgeschichte war die Zeit des Ukiyo-e, dessen Blütezeit sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts befand und insgesamt etwa nur 150 Jahre währte, relativ kurz. Doch die Wirkung dieser einzigartigen Darstellungsweise war für die europäische Kulturgeschichte bedeutend und nachhaltig. Anett Göthe hat diese außergewöhnliche Ausstellung für uns besucht, die noch bis zum 10. Mai im Museum für Angewandte Kunst Frankfurt zu sehen ist.

Ausgehend von Paris waren die Künstler und Kunstsammler ganz Europas fasziniert von den neuen Gestaltungsweisen der Ukiyo-e Holzschnitte. Künstler wie Monet, Degas, Bonnard, Van Gogh und viele andere betrachteten diese als Motor für das eigene künstlerische Schaffen. Daneben begannen Kunstliebhaber, wie Edmond Concourt, Philippe Burty, Félix Bracquemond und Ernest Chesneau beachtliche Ukiyo-e Sammlungen ins Leben zu rufen. Durch den Aufbau ihrer japanischen Kunstsammlungen gewann der japanische Farbholzschnitt weiter an Bekanntheit und kann seit dieser Zeit zu den einflussreichsten Beiträgen Japans zur Weltkunst gezählt werden. Selbst im 20. Jahrhundert wurden immer noch Künstler und Sammler von der Faszination der japanischen Holzschnitte ergriffen.

Das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt zeigt in seiner aktuellen Ausstellung wundervolle Beispiele des japanischen Farbholzschnitts aus den Sammlungen des Malers und Städelprofessors Johann Georg Geyger (1921-2004) und des in Frankfurt geborenen Juristen Otto Riese (1894-1977).

Die Besonderheit der Sammlung Johann Georg Geygers liegt in der Konzentration auf die ersten hundert Jahre der Ukiyo-e Epoche von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Die relativ kleine aber feine Sammlung von 63 Blättern zählt angesichts ihrer herausragenden Qualität zu den bedeutendsten Sammlungen ihrer Art weltweit. Im Jahre 2000 gelang es dem Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, diese wertvolle Sammlung zu erwerben.
Im Gegensatz zu dieser sehr spezialisierten Sammlung umfasst die Sammlung japanischer Holzschnitte von Otto Riese sämtliche Epochen und Höhepunkte des Ukiyo-e. Die Ausstellung gibt die seltene Gelegenheit, Blätter in hervorragender Qualität von der Frühphase des Ukiyo-e über die klassischen Meister der Kurtisanen- und Schauspielerportraits – Utamaro und Sharaku – bis hin zu den großen Namen der späten Jahre wie Hokusai und Hiroshige studieren zu können.
Aus diesem exzellenten Konvolut erhielt das Museum für Angewandte Kunst jüngst 179 bedeutende Ukiyo-e Holzschnitte als längerfristige Leihgabe. Der in Frankfurt gebürtige Schweizer Jurist Otto Riese war Zeit seines Lebens von Japan und der japanischen Lebensart fasziniert. 1928 unternahm er eine mehrmonatige Studienreise, um die Praxis der Rechtsanwendungen in den Ländern Asiens kennenzulernen. Während seines Aufenthaltes in Japan entfachte seine Leidenschaft für den Ukiyo-e Holzschnitt. Vor allem in den 1960er und 70er Jahren baute Otto Riese seine qualitativ hochwertige Sammlung an japanischen Farbholzschnitten auf.

In ihrer Gesamtheit gewähren die 235 in dieser wundervollen Ausstellung präsentierten Holzschnitte einen repräsentativen Einblick in die bedeutendsten Kapitel dieser großen Kunst Japans. Die prachtvolle Schau zeigt die ganze Bannbreite des Ukiyo-e Holzschnittes auf einem sehr hohen Niveau, das weltweit seinesgleichen sucht.

 

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:
Dienstag/Donnerstag – Sonntag 10 – 17 Uhr
Mittwoch 10 – 21 Uhr
Montag geschlossen

Katalog
Zur Ausstellung ist im Wienand Verlag ein Katalog erschienen. Nähere Angaben zum Titel sowie die Bestellmöglichkeit finden Sie unten im Buchtipp.
 

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