Meldungen zum Kunstgeschehen

Historische Viehauktionshalle in Weimar niedergebrannt

In der Nacht vom 21. auf den 22. April ist in Weimar die historische Viehauktionshalle vollständig abgebrannt. Mit ihr verliert die Stadt ein historisch und bauhistorisch bedeutendes Gebäude.

Gegen ein Uhr war das Feuer ausgebrochen, bei Eintreffen der Feuerwehr stand der Fachwerkbau bereits zur Gänze in Flammen, der Dachstuhl war teilweise eingestürzt: Man konnte das Gebäude nur noch kontrolliert niederbrennen lassen.

Die Viehauktionshalle wurde 1938 in direkter Nähe zum Güterbahnhof, auf dem Gelände der ehemaligen Otto Hetzer AG, errichtet. Architekt Ernst Flemming konzipierte sie – auch in Anlehnung an die Nutzung für Viehverkaufschauen – als einen an bäuerliche Scheunen erinnernden Fachwerkbau. Die Holzbinderfachwerkkonstruktion erlaubte einen Innenraum ohne Stützen. Dies war dank einer Entwicklung Otto Hetzners möglich: Er hatte mit seinem Patent für die Verleimung von Holzlamellen zu gekrümmten Holzbindern den Holzbau regelrecht revolutioniert: freischwebende Konstruktionen wie mit Eisen und Stahl wurden dank seiner Technik möglich

Von außen bereits beeindruckend, verbarg sich auch im Innern ein bauhistorisches Kleinod. Über der Grundfläche von 35 x 70 m² spannte sich ein 25m hohes steil aufsteigendes Satteldach – nur von der Holzbinderkonstruktion getragen. Ihre besondere Raumwirkung machte sie zu einem beliebten Veranstaltungsort: Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen fanden hier statt.

Insbesondere für die Kunst bot sie ideale Bedingungen: Der gewaltige Raumeindruck wurde nicht durch Pfeiler, Stützen etc. geschmälert und eine gewaltige und doch luftige Dachkonstruktion überspannte das Geschehen. Die ganz besondere Atmosphäre trug zur Wirkung der hier stattfindenden Ausstellungen erheblich bei. Das durfte auch Portal Kunstgeschichte erfahren: 2010 fand hier die erste Bazonnale statt. Kunst war hier nicht an klinisch weiße Wände verbannt, es musste keine Empfangshalle, kein Treppenhaus überwunden werden, sondern der Besucher lief, ja schlenderte fast, in die Halle hinein und stand plötzlich in diesem hohen Raum inmitten von Kunst, die in dieser Atmosphäre ihre ganze Lebendigkeit entfalten konnte. Auch das Weimarer Kunstfest fand hier zwanzig Jahre lang eine Spielstätte mit Flair.

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