Ausstellungsbesprechungen

Holger Bunk - Optionen. Neue Arbeiten, Galerie Rainer Wehr, Stuttgart, bis 11. November 2011

Wenige Tage läuft die Ausstellung »Optionen - Holger Bunk: Neue Arbeiten« noch in der Galerie Rainer Wehr in Stuttgart. Verpassen Sie nicht die doppel- und dreideutige Malerei Holger Bunks, die amüsant und zugleich eindringlich zwischen Politsatire und Pop-Art oszilliert. Ein ideales ästhetisches Vergnügen für Kurzentschlossene - Günter Baumann berichtet.

Manche Bilder müssen nicht viel sagen und haben doch eine ganze Geschichte parat: Dabei ist es durchaus möglich, dass der Betrachter selbst die Erzählung dazu erfunden hat. Holger Bunk ist ein Meister einer solchen Geschichtsbildung. In seinem Gemälde »Import – Export« sieht man zwei Figuren als akribisch gemalte Schulterstücke von hinten. Zwischen den beiden Turbanträgern hebt sich in der Ferne eine Rakete in den Himmel. Es ist wahrlich kein aufregendes Bild, aber allein die Signale „Turban“ und „Rakete“ lassen unsere Phantasie in Wallung bringen – die Taliban oder ähnliche Islamisten lassen grüßen, doch nicht nur das, denn der Titel holt auch gleich die Europäer und Amerikaner ins Boot. Und schon geht es drunter und drüber, wir sehen geradezu die Waffen-lieferanten, die ihr gefährliches Gut – und sei es gegen alle Abkommen – dorthin bringen, wo es Angst und Schrecken verbreitet oder gar gegen die Länder der Exporteure selbst eingesetzt wird. Nichts von alledem ist auf der Leinwand zu erkennen.

Was wäre, wenn hier einfach zwei Menschen dem Start eines Forschungs-raumschiffs zuschauen? Der Titel wäre hier eine eher ironische Irreführung, im anderen Fall allerdings Sarkasmus, also letztlich nicht wirklich hilfreich. Die Galerie Wehr zeigt die neuesten Arbeiten des 1954 geborenen Holger Bunk, der eine ganz eigene Position in der figurativen Malerei gefunden hat, die mit psychologischen Tricks und unserer Wahrnehmungsgewohnheit arbeitet. In den jüngeren Werken häufen sich die politischen und sexuell-erotischen Anspielungen. Ob hier »Hausierer auf dem Lande«, »Mein Zimmer (sind ja nur Bilder)« oder gar »Löscharbeiten« auf dem Prüfstand stehen, ob zwei mit »Langweile« überschriebene Bilder einmal mit Blick auf »Las Vegas Show Girls«, ein andermal auf die »Japanische Kirschblüte« hinweist; Bunks Werke haben stets einen doppelten Boden, sind eindeutig mehrdeutig und vielschichtig ironisch.

Der ehemalige Meisterschüler von Alfonso Hüppi (Düsseldorf) ist seit rund zehn Jahren Professor an der Kunstakademie in Stuttgart, wo er seit drei Jahrzehnten in der Galerie Rainer Wehr ausstellt. Sein Werk gibt »Optionen« in realistischer Manier, bleibt aber notgedrungen und augenzwinkernd in der Aussage vage, denn Sicherheit (das wusste schon der Freudianer unter den Schriftstellern, Arthur Schnitzler) »ist nirgends«.

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