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Hommage an das Quadrat – Werke aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter 1915 bis 2009, Museum Ritter / Sammlung Marli Hoppe-Ritter, Waldenbuch, bis 11. April 2010

»Hommage an das Quadrat« – mit diesem Titel der berühmten Werkserie von Josef Albers lässt sich die Neupräsentation der Sammlung Marli Hoppe-Ritter zu Recht sehr treffend beschreiben. Aus dem Fundus ihrer Sammlung zum Thema Quadrat hat Marli Hoppe-Ritter eine repräsentative Auswahl von 80 Werken aus Malerei, Papierarbeiten, Plastiken und Objekten der konstruktiv-konkreten Kunst zusammengestellt. Günter Baumann hat die Ausstellung für PKG besucht.

Am Anfang ist immer eine Idee. Im Falle der Sammlung Marli Hoppe-Ritter war sie noch nicht einmal übertrieben originell, verglichen mit der Werbestrategie zum eigentlichen Produkt: Aus dem Hause des Schokoladenherstellers mit den quadratisch-praktisch-guten Tafeln kommend, lag der Einfall schon in der Luft, lange bevor das Museum in Waldenbuch bei Stuttgart existierte. Doch diese Idee entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem gestandenen Nebenbetrieb, der sich ein so simples wie brillantes und einzigartiges Konzept auf die Fahnen geschrieben hat: das Format als Kriterium einer Kunstsammlung. Dass das nicht eintönig werden muss, zeigen die regelmäßigen Ausstellungen, die neben speziellen Themen auch immer wieder die eigene Sammlung beleuchten. So war noch zur Jahrtausendwende eine Schau zum Bestand im Mannheimer Kunstverein zu sehen. Als der durchschreitbare Museumsquader des Architekten Max Dudler dann eröffnet worden war, konnte die Sammlung fortan in ganz neuem Licht erstrahlen.

Rund 80 Arbeiten ließ die Hausherrin nun antreten, um zur »Hommage an das Quadrat« einzuladen. Zwar hat man bei jeder dieser Ausstellungen den Eindruck, man würde unzählige Arbeiten kennen, die genauso gut in das Museum passen könnten, aber es verlangt schon einen gehörigen Respekt ab, so viele Werke auf diesem qualitativen Niveau zu sehen – und man kann es auch so betrachten: Das Konzept trägt auch noch die kommenden Jahrzehnte, zumal ja gerade auch die wider das Quadratische angehenden Arbeiten dem Thema kritische, ironische oder auch parodistische Seiten abgewinnen können. So nimmt etwa Corrado Bononi mit seinem »Unmöglichen Geschenk II« nach Piet Mondrian nicht nur die Quadratur auf die Schippe, sondern er witzelt auch über die Huldigung an das Quadrat, die den Tenor der Sammlung bestimmt - mit gutem Grund fand genau diese Arbeit mit der neckischen Geschenkschleife ihr Plätzchen auch auf dem Cover des Ausstellungskatalogs, wodurch das Museum auch noch einen selbstironischen Zug mit ins Spiel bringt. Oder nehmen wir die Beispiele der Objektkünstlerin Kirstin Arndt, die das Quadrat als Quadrat gern sabotiert wie in der titellosen PVC-Planen-Arbeit von 2007.

Kein anderes Format bietet so viele Möglichkeiten wie das Quadrat: Freilich, das Rechteck ist das wohl häufigste Format in der Kunst, aber als Thema bleibt es auch deshalb beliebig; der Kreis wäre eine Option, würde allerdings als Konzept schnell erlahmen, während das Oval zwar eine der spannungsreichsten Formate böte, die in einer Ausstellung sicher Interesse finden könnte, aber damit wäre auch dieses Thema erschöpft. Demgegenüber hat das Quadrat schon durch Malewitsch seinen epochalen Platz in der Kunstgeschichte und vom De Stijl bis in die zeitgenössische Konzeptkunst wichtige Protagonisten, die den Weg nach Waldenbuch allemal lohnen.

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