Ausstellungsbesprechungen

Koho Mori-Newton, Plötzlich ein Bild

Die Kunst aus Asien hat Konjunktur – China mag an erster Stelle stehen, was das Marketing und auch das Interesse angeht, aber geheimtippverdächtig ist noch viel mehr die zeitgenössische japanische Kunst, die mit grandiosen Installationen oder innovativen Positionen in den klassischen Gattungen aufwarten.

Zu den faszinierendsten Künstlern, die zur Zeit in Deutschland zu sehen sind, gehört sicher Koho Mori-Newton, der 1951 in Katsuyama geborene Zeichner und Maler. Er hatte bereits etliche Semester an der Akademie in Tokyo studiert, war durch halb Europa und ein Stück weit in Afrika gereist, bevor er 1979–85 an der Stuttgarter Kunsthochschule bei Sonderborg und Schoofs in die Schule ging.

 

Die Sammlung Domnick hat es sich zur Aufgabe gemacht, in regelmäßigen Abständen künstlerische Einzelpositionen vorzustellen, die unverbraucht für die Zukunft der Malerei oder Plastik einstehen. Nach spektakulären Präsentationen der Arbeiten u.a. von Platino und Willi Weiner steht nun Koho Mori-Newton auf dem Programm. So spröde sein zum Teil überdimensionales Werk zunächst auch erscheinen mag, kaum ein Künstler kommt so an die Klasse eines Rudolf Schoofs heran wie Mori-Newton, der erstmals eine so große Bühne erhält wie hier, gleich an zwei Orten: bei Domnick (Papierarbeiten, Objekt-Assemblagen) und im Kunstverein Nürtingen (Rauminstallationen, malerische Arbeiten). Das überrascht umso mehr, als der Japaner in Tübingen lebt und arbeitet.

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Anliegen Mori-Newtons ist die Offenlegung des zeichnerischen Prozesses, frei von emotionaler Bindung und frei von jeglichem Motiv. Rein meditativ, in der Vorgehensweise antigestisch scheint sich der Künstler dem Bildgrund zu nähern, dem er selbst dann noch Respekt zollt, wenn die Tusche oder die Öl- bzw. Acrylfarbe aufgetragen ist – gleichwertig gehen sie eine Bindung ein, die von höchster Konzentration zeugt. Allenfalls lässt sich Mori-Newton von der Musik leiten, besser gesagt von der Klangkunst im weitesten Sinne (Geräusche usw.), und von der Architektur eines Peter Zumthor – ohne konstruktiv zu arbeiten, bastelt er zuweilen seine modellhafte Ausstellungsarchitektur selbst. Hier erkennen wir zwei Seelenverwandte; kein Wunder, dass der japanische Konzeptkünstler auch dessen neues Museum Kolumba in Köln mitbespielen darf.
 

Die Plötzlichkeit des Ausstellungstitels bezieht sich übrigens – das ist ein fast genialischer Zug – weniger auf ein fertiges Werk als auf die Bereitschaft des Betrachters, dieses Bild als fertig anzusehen. Und das mag dem einen oder anderen eher plötzlich und weniger mit Vorbedacht so ergehen.

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