Provenienzforschung und ein sensibler Umgang mit möglicherweise geraubten oder andernweitig belastetem Kulturgut stellen immer neue Anforderungen an Museen und Sammlungen, sei es in der Pflege, sei es bei der Abgabe oder Anschaffung eines Werks. Die Konferenz wirft ein Schlaglicht auf das brisante Thema.
Kulturgüter können dazu beitragen, Identität für die Gesellschaft zu stiften. Zu den Grundaufgaben des Staates gehört der Schutz dieses kulturellen Erbes. Vor dem Hintergrund der Kulturgutverluste in Syrien und anderen Krisengebieten, aber auch in der Umsetzung einer neuen Vorgabe der Europäischen Union hat die Bundesregierung einen Entwurf zur Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes vorgelegt. Nach dem spektakulären Schwabinger Kunstfund nahm die öffentliche Diskussion um Provenienzforschung und Restitution von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kultur - gut zu.
Die aktuelle Museumskonferenz schafft ein Forum, um die Thematik für die Museen, aber auch Bibliotheken und Archive zu erläutern und mit deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu diskutieren. In der Nachfolge der Washingtoner Erklärung begann seit 2000 in Deutschland die systematische Erforschung von öffentlichen Sammlungen nach Kulturgütern, die während der Zeit des National sozialismus den rechtmäßigen Eigentümern entzogen wurden. Um diese Arbeit noch gezielter voranzutreiben, wurde Anfang 2015 das von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden neu geschaffene Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg eingerichtet. Es ist zentraler Ansprechpartner für alle Fragen zur Provenienzforschung und unterstützt auch über finanzielle Zuwendungen die entsprechende Forschung in den Museen.
Die geplante Novellierung des Gesetzes zum Kulturgutschutz soll die Ein- und Ausfuhr von Kulturgut neu regeln. Anlass ist eine neue EU-Richtlinie, die 2014 erlassen wurde. Für die Museen relevant sind etwa die geplante Unterschutzstellung aller öffentlich-rechtlichen Sammlungen sowie Vereinfachungen bei der Ein- und Ausfuhr von Objekten, beispielsweise für Ausstellungen. Dem Kunsthandel werden neue Sorgfalts- und Nachweispflichten auferlegt. Teile dieser Neuregelungen haben in der Öffentlichkeit eine heftig geführte Debatte ausgelöst. Auf der Museumskonferenz wird ausführlich über die einzelnen Aspekte informiert und die Auswirkungen für die Kultureinrichtungen erläutert.
9:15 Uhr
Anmeldung
10:00 Uhr
Begrüßung
Cornelia Ewigleben, Direktorin Landesmuseum Württemberg
Grußworte
Jürgen Walter, Staatssekretär Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Axel Burkarth, Leiter Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg
Provenienzforschung
Sammeln mit Verantwortung. Provenienzforschung aus der Sicht des Deutschen Museumsbundes
Eckart Köhne, Deutscher Museumsbund und Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Die Förderung der Provenienzforschung in Deutschland
Sophie Leschik, Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg
Kurze Pause
Berichte aus der Praxis
Zwischen Gemeinderat, Bürgern und alten Bekannten. Provenienzforschung im Stadtmuseum Tübingen
Wiebke Ratzeburg, Stadtmuseum Tübingen
Die Sammlungen der von Portheim-Stiftung und ihre ›Verwertungen‹ während der NS-Zeit
Margareta Pavaloi, Völkerkundemuseum der Josefine und Eduard von Portheim Stiftung, Heidelberg
Bedarfsermittlung in der Provenienzforschung
Anja Heuß, Staatsgalerie Stuttgart
13:00–14:30 Uhr Mittagspause mit Imbiss
Kulturschutzgut
Der Gesetzentwurf zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts: Inhalt, Ziele, internationaler Vergleich
Günter Winands, Ministerialdirektor, Stellvertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Berlin
Vom Sammeln zum Schützen. Zu Verantwortlichkeiten und Herausforderungen archäologischer Museen heute
Markus Hilgert, Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Wa(h)re Kunst? Kulturgutschutz zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Bindung
Matthias Müller, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Moderation
Dina Sonntag, Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg
ca. 16:30 Uhr Ende der Veranstaltung
Veranstalter:
Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Badischen Landesmuseum und dem Landesmuseum Württemberg
Die Teilnahme an der Museumskonferenz ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist erforderlich bis 15. Februar 2016.
Telefon: 0711-89 535 300
E-Mail: info(at)landesstelle.de
Fax: 0711-89 535 301