Ausstellungsbesprechungen

Kreis Kugel Kosmos, Der Ball ist rund

War da was? Richtig, irgendwann im Jahr 2006 gab es eine Fußballweltmeisterschaft, und die Staatlichen Museen zu Berlin machten sich auf, mit der dortigen Humboldt-Universität das Rund des Balls zu versymbolisieren – und heraus kam eine wunderbar lockere Ausstellung über Kreis und Kugel und oben drauf noch der Kosmos. Heute mag der Zusammenhang gequält erscheinen, zum Glück taucht der Fußball auch nur am Rande der Schau auf. Mehr noch:

In Schwäbisch Hall wird eine runde Sache präsentiert. Die Kunsthalle tritt an und legt das Gewicht stärker auf die Vielfalt der beteiligten Museen. Lassen wir den Fußball außen vor, dann geht es hier darum, dass kunsthistorische, ethnologische, konfessionelle, private und andere Häuser bzw. Sammlungen ihre Schmankerln im Hinblick auf die Symbole Kreis und Kugel zusammengelegt haben. (Ergänzt wird der Berliner Kreis-Lauf durch Stücke aus der Sammlung Würth.) Weltwissen ist das Zauberwort, das hier als Motto fungiert. Würth wird in Zukunft immer wieder die Kulturen an einen Tisch laden, um bestimmte Themen gleichrangig vorzustellen.

 

Die überraschende und doch gar nicht wirklich verwunderliche Erkenntnis ist die Faszination, mit der alle Zeiten und Kulturen auf die runde Form anspringen: Es geht um nicht weniger als um Gott und die Welt. Im Einzelnen heißen die Sektionen der Schau »Zeichen der Macht«, »Schöpfung und Erkenntnis«, »Kosmos«, »Kreislauf der Zeit« und »Spiel und Zufall«. Rund 200 Exponate spannen den Bogen von den Urgründen der Menschheit bis in die Gegenwart. Berauschend kann es wirken, wenn man von einem altägyptischen Königsbild zu einer Videoperformance eines Wassertropfens schwenkt. »Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann« — der Text ist bekannt, hat schon fast die Qualität eines anonymen Wand- und Mauerspruchs: Er stammt von dem Künstler Francis Picabia, verbürgt im Jahr 1922.

 

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An der dem Ball und mit ihm dem Kreis und der Kugel geschuldeten Tafel versammeln sich zwanglos die illustren Gäste: Hans Arp, Sandro Botticelli, Günther Brus, Albrecht Dürer, Max Ernst, Andreas Gursky, Damian Hirst, Jeff Koons, Leonardo da Vinci, Richard Long, Mario Merz, Ernst Wilhelm Nay, Dieter Roth, Karl Friedrich Schinkel, Werner Tübke, Günther Uecker, Emanuel de Witte u.a. Ähnlich vielschichtig wie die von Moritz Wullen und Bernd Ebert kuratierten Ausstellung selber ist naturgemäß auch der Katalog, der nicht nur die disparaten Stimmen auf einen Gleichklang festlegen, sondern auch in guten Essays eine Brücke bauen von barocken Himmelsbildern über die islamischen und indischen Bildwelten bis hin zum Motiv der Seifenblase.

 

Und am Ende hat uns der Fußball wieder: am 14. Mai spricht der Literaturwissenschaftler und Fußballfan Rainer Moritz vor Ort über das Thema »Der Ball ist rund oder Abseits; das letzte Geheimnis des Fußballs«. Doch auch sonst bietet die Kunsthalle ein reichhaltiges Programm für Familien und Kinder. Der Sommer ist gerettet, noch vor der Sportschau.


 

Öffnungszeiten

Montag bis Sonntag 10–18 Uhr

 

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