Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im April und Mai 2013

Im April 2013 heißt es im Saarland: Landeskunstausstellung reloaded! In ihrer zehnten Auflage wird zwar am dezentralen Ausstellungskonzept festgehalten, das Präsentationen sowohl in Saarbrücken als auch in Saarlouis, Neunkirchen, St. Wendel und Merzig vorsieht, doch wurde ein neuer Titel gefunden: »SaarART 2013«. Freuen Sie sich auf diese und viele andere Präsentationen in den großen und kleinen saarländischen Ausstellungshäusern! Eine Zusammenstellung von Verena Paul.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Vom 21. April bis 16. Juni 2013 findet die 10. Landeskunstausstellung statt. An insgesamt acht Ausstellungsorten zeigt sich die aktuelle Kunstszene des Saarlandes in einer medial vielfältigen und qualitativ hochwertigen Auswahl künstlerischer Projekte, die den bundesweiten und internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Mit dem Saarlandmuseum, dem Saarländischen Künstlerhaus, der Stadtgalerie Saarbrücken, dem KuBa-Kulturzentrum am EuroBahnhof, dem Museum Schloss Fellenberg in Merzig, der Städtischen Galerie Neunkirchen, dem Museum Haus Ludwig in Saarlouis sowie dem Stadtmuseum St. Wendel werden renommierte Ausstellungshäuser Spielstätten des Kunstprojekts sein, auf das ich mich schon sehr freue und das ich allen Besuchern der saarländischen Kunstlandschaft ans Herz legen möchte.

Vom 29. April bis 26. Mai 2013 widmet die Galerie Kulturzentrum Saalbau dem saarländischen Künstler Peter Köcher eine Ausstellung, in der es um das Aufspüren von Widersprüchen geht. Dabei entdecken die Besucher einen provokativ auftretenden und schockierend ehrlichen Kunstschaffenden, der seine Werke unter höchstem physischem und psychischem Einsatz hervorbringt. Gleichzeitig ist Peter Köcher ein sensibler, nachdenklicher und forschender Kunstschaffender, der das Ohr am Puls der Zeit hat, gesellschaftliche Schieflagen kritisch aufgreift und sie ihres heuchlerischen Deckmantels beraubt. Dass dies in einer schonungslos abgründigen, verstörenden und ästhetisch versierten Darstellungsweise geschieht, verleiht den in der Galerie gezeigten Arbeiten nicht nur Authentizität und geistige Tiefe, sondern zeugt auch von deren großer künstlerischer Qualität. Gezeigt werden spannende Variationen zu Andy Warhols »Silver Clouds«, großformatige Malerei, Fotografien, das kontinuierlich anwachsende Installationsprojekt »Kunstbevölkerung« sowie viele weitere Materialexperimente. Eine Diskussionen anstoßende Präsentation, die ich uneingeschränkt empfehlen möchte! Übrigens: Parallel zur Ausstellung in Homburg sind in der Produzentengalerie Köcher in Bexbach weitere aktuelle Werke des Künstlers zu sehen.

Vom 7. April bis 31. Mai 2013 lehnt sich die galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker an dem aus Kindertagen vertrauten Fingerspiel an, in welchem es darum geht, Werkzeuge respektive Werkstoffe gegeneinander auszuspielen. Im Zentrum der Parallelausstellung »Culter. Lapis. Scida« stehen die bereits genannten Werkzeuge/Stoffe. Allerdings wird nun die Analogie des Spiels nicht fortgeführt. Stattdessen wird das Gewohnte aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Der Werkstoff Beton ist zumeist in seinem normalen Einsatzgebiet der Architektur kaum sichtbar, sondern besitzt funktionale Bedeutung. Achim Däschner bringt den Beton in seinen Arbeiten jedoch ans Tageslicht, indem er ihn von seiner gewohnten Funktion löst, ungewohnte Ansichten entwirft und seine Eigenschaften neu auslotet. Der Künstler verändert zum Beispiel durch Beimischungen von Stahlspänen die Konsistenz und die Eigenschaften des Betons und kreiert dabei seine Bildmotive in beziehungsweise auf den Beton bei der anschließenden Weiterbearbeitung der Oberfläche. Tina Stolt befasst sich demgegenüber mit dem Werkstoff Papier und der menschlichen Figur. Ihre Werkgruppe »Echo« umfasst eine lose Serie von Drucken und Gazearbeiten, die sich einerseits mit der griechischen Sagenfigur der Echo beschäftigen, deren Körper langsam verschwindet bis nur noch ihre Stimme übrig bleibt. Andererseits zielt die Künstlerin auf das Echo als einer Wiederholung und der damit einhergehenden Variation von Dingen. Der Messerschmied Peter Abel übernimmt in der Ausstellung schließlich den kunsthandwerklichen Part und zeigt durch seine ungewöhnlichen Designformen einmal mehr wie unscharf die Grenze zwischen Design, Kunsthandwerk und Kunst gezogen ist. Eine Präsentation, auf die Sie gespannt sein dürfen!

Bis 16. Juni 2013 ist in der Alten Sammlung des Saarlandmuseum die Ausstellung »Katharina Kest – Gänsegretel, Mätresse, Herzogin« zu bestaunen. Das »Grüne Kabinett« ist für Saarbrückens Geschichte ein schillerndes Artefakt, das bis 1788 Teil des Stadtpalais‘ der Katharina Kest war. Sie besitzt eine bis heute andauernde Popularität, avancierte sie doch vom Bauernmädchen zur Mätresse und späteren Gattin des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Das Stadtpalais sowie das Zimmer befanden sich ursprünglich im Gebäude der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Straße Nr. 6. Später, wo um 1852 Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I, in seiner Funktion als Generalgouverneur der preußischen Rheinprovinzen logierte. 1908 wurde es an das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld verkauft, vier Jahre später, 1912, erfolgte der Einbau in das Museum. Seit 2012 befindet sich das Zimmer wieder in Saarbrücken und ist Eigentum des Saarlandmuseums. Neben dem nunmehr restaurierten Kabinett sind an die 85 Exponate zu sehen, wie Briefe, Urkunden, Gemälde und Zeichnungen, die nicht nur die historische Person der Reichsgräfin beleuchten, sondern auch ihr Umfeld.

Am Saarbrücker Schlossplatz präsentiert das Saarlandmuseum bis 31. Dezember 2013 die Lichtinstallation »Gelb Rot Blau« des Künstlers Michael Seyl. Mit dieser Arbeit lotet der Künstler das Phänomen des farbigen Lichts aus, wie es im Innern der Saarbrücker Schlosskirche mit ihren prägnanten Meistermann-Fenstern zu erleben ist. Durch die Illuminationen der Fassaden des Museumsgebäudes am Schlossplatz ermöglicht Seyl einen neuen Blick auf das vermeintlich vertraute Gebäude. Ist der Zyklus der Glasfenster gemeinhin – im Innenraum – in seiner Gesamtheit erlebbar, so rückt die Lichtinstallation das einzelne Kunstwerk in der nächtlichen Außenansicht in den Blickpunkt des Betrachters.

Da sich der Frühling so langsam auch im Saarland ausbreitet, möchte ich nicht versäumen, Ihnen die »Straße der Skulpturen« als wunderbares Ausflugsziel zu empfehlen. Die »Straße der Skulpturen« wurde im Jahr 1971 von dem saarländischen Bildhauer Leo Kornbrust initiiert und führt von Sankt Wendel bis zum Bostalsee. Inzwischen haben fast 60 Skulpturen entlang des circa 25 km langen Teilstücks des Saarland-Rundwanderwegs ihren Platz gefunden. Diese Werke, die mit der Landschaft auf beeindruckende Weise verschmelzen, sind jedoch nicht nur eine Augenweide, sondern auch kleine Mahnmale. Schließlich ist die »Straße der Skulpturen« dem von den Nationalsozialisten ermordeten deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich gewidmet, der bereits in den 1930er Jahren die Idee zu einer die Völker verbindenden Skulpturenstraße entwickelte.

Bis 1. November 2013 können die Besucher des Weltkulturerbes Völklinger Hütte die »Urban Art Biennale 2013« erkunden. Inspirationsquelle der Künstler der Urban Art, deren Anfänge im Graffiti liegen, sind Metropolen wie New York, Los Angeles, Paris, Berlin oder London. Im Weltkulturerbe wird dabei ein Ort der Begegnung mit einer Kunst geschaffen, die dank Digitalkamera und Internet den Siegeszug auf den Straßen und in die Museen angetreten hat. Von den Jugendlichen der New Yorker Bronx in den späten sechziger Jahren auf U-Bahnwaggons und Häuserfassaden gesprüht, entwickelt sich der Graffiti Style zu einem globalen Ausdruck von Jugendkultur. Urban Art ist ein weltumspannendes kulturelles Phänomen: Kunstmuseen und Galerien nehmen die Arbeiten der Post-Graffiti-Generation in ihre Sammlungen auf. Die Stadt, die Straße bleiben das Arbeitsfeld der Urban Art-Akteure, die heute auch ohne Sprühdose auskommen und mit Leinwand und Pinsel das Erbe der Graffiti-Generation antreten. Das Weltkulturerbe Völklinger bietet der Urban Art ein regelmäßiges Forum und so dürfen wir uns auch in diesem Jahr auf die Urban Art Biennale freuen!

Mit »Allen Jones – Off the Wall. Pop Art 1957-2009« setzt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte seine Ausstellungsreihe zur Pop Art fort. Bis 16. Juni 2013 können Besucher den Weg von der (Lein-)Wand in den Raum beobachten – Off the Wall: vom zweidimensionalen Gemälde zur dritten Dimension in der Kunst, der Skulptur, dem Objekt. Es ist die leitmotivische Orientierung in den Arbeiten des britischen Künstlers Allen Jones, wobei im Titel zugleich die Abwendung von traditionell in der Kunst verwendeten Materialien und Formaten mitschwingt.

Das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen widmet dem Maler, Bildhauer und Karikaturisten Honoré Daumier (1808–1879) vom 27. April bis 23. Juni 2013 eine eigene Ausstellung: »Daumier und sein Paris. Kunst und Technik einer Metropole«. Gezeigt werden über 200 Lithografien, die das Leben des aufblühenden Paris’ im 19. Jahrhundert thematisieren. Am Beispiel dieser Stadt lassen sich die zahlreichen Veränderungen und Umbrüche der modernen Industriegesellschaft besonders gut aufzeigen, zumal in der Mitte des 19. Jahrhunderts tiefgreifende städtebauliche Innovationen das Stadtbild bestimmten, das Zeitungswesen einige technische Neuerungen durchlebte und die bürgerliche Öffentlichkeit sich zu formieren begann. Ein wichtiger Impulsgeber für das expandierende Pressewesen war die Lithografie, die eine schnelle Bebilderung von Zeitungen erlaubte. Honoré Daumier verlieh dieser technischen Neuerung in über 4000 Drucken tagespolitische Bedeutung und zugleich künstlerisches Gewicht. Dabei geht es in der Ausstellung primär um eine Annäherung an die Alltagskultur und so können die Besucher mit den Lithografien Daumiers eine Zeitreise in das Paris des 19. Jahrhunderts antreten und zum Beispiel folgendes beobachten: Verhandlungen zwischen Mietern und Vermietern, das Treiben in überfüllten Badeschiffen auf der Seine, das Staunen der Massen auf der Weltausstellung, das Aufflammen feministischen Protestes oder die Dialoge der Kleinfamilie im neuen Appartement. Und am Ende des Ausstellungsrundgangs wird die Frage aufgeworfen, wie historisch fern oder aktuell Daumier heute noch ist.

»Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben Fleck verwandeln«, äußerte Pablo Picasso einmal und fügte hinzu: »Es gibt aber andere, die dank ihrer Kunst und Intelligenz einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln können.« Lassen Sie uns doch diesen gelben Fleck, der sich in die Sonne verwandelt, in den aktuellen Schauen der saarländischen Ausstellungshäuser suchen und genießen. Hierbei wünsche ich Ihnen viel Freude! Ihre Verena Paul

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