Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in Berlin Mai/Juni 2012

»Hören - Sehen - Staunen« könnte als Motto für das aktuelle Programm der Berliner Galerien gelten. Wir haben Ihnen einige Empfehlungen zusammengestellt.

Kunst in Berlin
Kunst in Berlin

Mit »Drums, please!« eröffnet die Galerie Wentrup den frühsommerlichen Reigen in der Hauptstadt. David Renggli spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. Der Schweizer Künstler zeigt Metallskulpturen aus seiner neuen Serie und farbige Hinterglasbilder. Die glänzenden Skulpturen sind gleichermaßen inspiriert von Modelposen aus Magazinen als auch von antiken Skulpturen. In der ebenfalls präsentierten großformatigen Bilder-Serie „I love you“ treibt Renggli die Schönheit der abstrakten Malerei derart auf die Spitze, dass sie fast in eine reine Oberflächlichkeit abgleitet.

Auch Julian Schnabel nutzt die Geschichte der Materialien (meist vergrößerte Schnappschüsse von Bildern wie indischen Gottheiten oder historischen Gemälden, die der Künstler selbst aufgenommen hat) als Referenzpunkt. Seine Gemälde stellen sich der digitalen Welt und werden ihr durch den malerischen Gestus als Kontrapunkt gegenübergesetzt. So ergreift Schnabel, wie Robert Fleck im zur Ausstellung in der Schirn 2004 erschienenen Katalog erklärt, »das mediale Bild wie einen Stier bei den Hörnern und zwingt es durch die Malerei in die Knie«.

»Meanwhile, in Shanghai... (berlin)« in der singuhr hörgalerie bietet nun wieder etwas für die Ohren. In ihren Installationen verwendet die norwegische Künstlerin Maia Urstad Radioansagen, die sich auf konkrete Orte und Zeitpunkte beziehen. In der Ausstellung werden diese zusammen mit Berliner Radiosendern, weißem Frequenzrauschen und Funkstörgeräuschen zu einer Komposition verdichtet und an etwa 80 unterschiedlichste Kofferradios im Raum gesendet. Eine begehbare Skulptur entsteht, die auf spielerische Weise über Aspekte technischer Entwicklung, über Bewegung, Nähe und Distanz, aber auch über Globalität und unser Verhältnis dazu reflektiert.

Nähe und Distanz spiegelt auch die Schau von Arno Rink und seiner Tochter Oskar Rink wider. Sie zeichnet sowohl die heterogene Herangehensweise des jeweiligen Schaffens als auch die gemeinsame Achse der Harmoniegefüge und Symbiosen im Werk nach. Der Umgang mit der Figur im Raum, die Erfahrung eines labilen Zustandes des Ich in der Welt, bestimmen die Werke auf Leinwand von Arno Rink; und auch aus den fragilen Raumgebilden Oskar Rinks, geformt aus zartem weißen Papier, lösen sich vereinzelte Figuren heraus.

In der Galerie Deschler konfrontiert uns Patricia Waller mit gefallenen Helden. Sie sind allesamt bekannte Ikonen der Popkultur, sie entstammen Comics, Cartoons, Fernsehserien und ähnlichen Produkten unseres zeitgenössischen kollektiven Bewusstseins. Beim ersten Anblick zunächst einmal belustigend und komisch, präsentiert sie uns diese „Helden“ in einer Art und Weise, wie wir sie noch nie gesehen haben: Ernie als versoffenen Penner mit gelbem Quietschentchen oder Spongebob als Selbstmordattentäter mit um den Körper geschnalltem Sprengstoff. Patricia Waller zeigt uns die abgestürzten Helden als eindimensionale Projektionsfläche für bestimmte positive Eigenschaften, denn die Möglichkeit eines Scheiterns ist für sie von Anfang an gar nicht angelegt.

Zuletzt entführt Sie die Galerie Michael Haas mit 13 bühnenartige Schaukästen im Maßstab 1/7 des französischen Künstlers Charles Matton in eine eigenwillige, imaginäre und teils sehr skurrile Welt.

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