Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in Düsseldorf November/Dezember 2013

Mit dem Herbst bricht erneut die Kunstsaison an und allein in NRW öffnen dieser Tage mehrere namhafte Messen sowie Blockbuster-Ausstellungen ihre Pforten. Solch ein Großevent kann den Gang in die eine oder andere Düsseldorfer Galerie lohnen. Hier in der Landeshauptstadt huldigt man traditionell den großen Namen der Klassischen Moderne, die aktuell z.B. Liebermann und Rohlfs lauten. Gleichzeitig fördert man aber emporkommende Talente, wie den aus Ungarn stammenden Szilard Huszank, oder vertritt die künstlerische Fotografie. Es scheint, die Düsseldorfer Galeristen mögen es derzeit wechselvoll und bunt, geradeso wie der Herbst. Nina Loose stellt Ihnen die Highlights vor.

Kunst in Düsseldorf
Kunst in Düsseldorf

»Frau und Saturn« heißt das titelgebende Porträt von Hannah Höch (1889-1978), an dem sich die aktuelle Präsentation bei Remmert und Barth ausrichtet. Diesem Kernstück zur Seite stehen ganz unterschiedliche Werke aus der knapp 50-jährigen Schaffenszeit der Künstlerin: Zart aquarellierte Stillleben, ein scharfkantiger Linolschnitt sowie surrealistische Fotomontagen. Auch ist ihr Partner Raoul Hausmann, Schriftsteller und Theoretiker des DADA, mit einzelnen Bildnissen von Hannah Höch vertreten. Ihrer gemeinsamen Liebesgeschichte dankte Höch schließlich die Inspiration für ihr breit gefächertes Œuvre: »Durch R.H. wurde mein Horizont recht gewaltsam, aber beträchtlich, erweitert«.

Nicht nur der Herbst, sondern alle vier Jahreszeiten finden sich in der zeitgenössischen Landschaftsmalerei des Ungarn Szilard Huszank (*1980) wieder. Da er seine »fiction landscape«, so der Ausstellungstitel der Galerie Angelika Blaeser, zugunsten des optischen Reizes konstruiert, können darin auch mal frühlingshaft blühende oder sommerlich grüne Bäume vor einem Winterpanorama auftreten. Bei Huszank bestimmt allein die Ästhetik, nicht die Natur den Bildaufbau. Und doch, so scheint es, kennt seine Malerei kunsthistorische Vorbilder, etwa die Impressionisten mit ihrer lichten, von komplementären Kontrasten geprägten Palette. Auch könnte man an David Hockney denken, der zuletzt ähnliche Landschaftsbilder mithilfe des iPads entwarf.

In seiner Heimat, der Schweiz, wurde Stefan à Wengen (*1964) bereits mehrfach, auch einzeln, ausgestellt. Mittlerweile wohnt und arbeitet der Künstler in Düsseldorf, wo ihn erstmals die Galerie Beck & Eggeling unter dem Titel »My Captive Heart« präsentiert. À Wengens teils monumentale Zeichnungen bilden Menschen, Tiere oder Landschaften ab, sie rekurrieren auf die Kunstgeschichte, rufen im Betrachter eine Erinnerung oder sogar Unbehagen wach. Dabei ist ihr Urheber einem wesentlichen Gegenstand der Tiefenpsychologie, nämlich dem Unheimlichen, auf der Spur. Genaueres über seinen künstlerischen Ansatz wird Stefan à Wengen vermutlich am 12.12.2013 verraten; dann nämlich trifft er bei Beck & Eggeling mit dem Luzerner Museumsdirektor Christoph Lichtin zu einem Künstlergespräch zusammen.

Ein von Schnee überzogener Gipfelzug, ein Strauß leuchtend roter Tulpen — nicht selten verschrieb sich Christian Rohlfs (1849-1938) klassischen, kunsthistorisch geradezu verbrauchten Motiven. Dafür aber blieb der Stil dieses Koloristen immerzu im Wandel. Zunächst inspiriert von den französischen Landschaftsmalern, dann von der europäischen Avantgarde schuf er unscharfe, zunehmend abstrahierende Gemälde. Nun, da sein 75. Todesjahr bevorsteht, zeigt die Galerie Ludorff eine Auswahl (30 Arbeiten auf Papier) aus dem auratischen Spätwerk Rohlfs‘.

Der 1970 geborene Giacomo Costa ist, wie die Vertreter der Düsseldorfer Fotoschule, ein Meister der digitalen Bildbearbeitung. Auf internationaler Bühne bestreitet er jedes Jahr mehrere Soloschauen und darf Sir Norman Foster zu seinen Bewunderern zählen. Diesen Winter stellt die Galerie Voss zum wiederholten Male Costas großformatige C-Prints aus. Es handelt sich dabei um futuristische Landschaften, um anonyme Metropolen, in denen sich die Entpersönlichung zeitgenössischer Gesellschaften widerspiegelt. Zuweilen sind die Ortschaften menschenleer und von Düsternis umgeben, gleichwie das Endzeit-Setting in einem Film oder Videospiel.

Ein Kind Westfalens, das bleibt Otto Piene (*1928), obgleich er seit Langem in den USA beheimatet ist. Bereits im Frühjahr 2013 eröffneten Retrospektiven »Otto Piene zum 85. Geburtstag«; jetzt folgt die Düsseldorfer Galerie Franz Swetec mit einer gleichnamigen Jubiläumsausstellung, die seinen Feuergouachen und Zeichnungen gewidmet ist. Neben anderem beschäftigte Otto Piene sich jahrzehntelang mit dem Feuer, er sprach davon »Bilder zu kochen«, kreierte luftbewegte Kunst am Himmel und brach der Medienkunst Bahn. Selbst im Zweidimensionalen — das zeigt die Ausstellung — drehte sich bei ihm alles um die Elemente Licht, Luft und Feuer.

Mit der Galerie Vömel führt dieser Tage eine der höchst etablierten Düsseldorfer Kunsthandlungen die Grafik Max Liebermanns (1847-1935) vor. Darunter sind dynamische Exterieurs genauso wie reflektierte Selbstbildnisse zu fassen, auf denen sich der Maler und Grafiker im Profil oder vor seiner Staffelei verewigte. Künstlerisch wirkte Max Liebermann an der Schwelle vom 19. Jahrhundert zur Klassischen Moderne; neben Lovis Corinth gilt er als bekanntester deutscher Impressionist und war das Haupt der Berliner Secession.

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