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Kunst in Zürich August/September 2016

Aufarbeitung durch und mit Ästhetik? Die Schockmomente der Gegenwart sind einigen Bild- und Plastikausstellungen in den letzten Sommermonaten durchaus anzusehen. Traditionelle Pfade werden verlassen und verlorene Erbschaften wiederbelebt.

Kunst in Zürich
Kunst in Zürich

Risaku Suzuki (*1963) ist bereits zum zweiten Mal in der Christophe Guye Galerie zu sehen. Unter dem Titel »Stream of consciousness« finden sich wunderschöne Landschaftsaufnahmen, die zur Kontemplation einladen. Ob eine sich spiegelnde Wasseroberfläche, die Weite des Meeres, der wolkenlose Himmel zwischen aufsteigender Sonne und Boden, stets scheint sich dem Betrachter mehr zu zeigen, als tatsächlich gesehen wird. Nach der Katastrophe von Fukushima scheinen die Bilder Suzukis friedvoll und in Distanz zum beschleunigten Leben der modernen Welt. Bis 20. August ist die Ausstellung noch zu sehen.

Die Galerie Hauser Wirth & Schimmel stellt in ihren Räumlichkeiten nahezu hundert Skulpturen von über vierunddreißig Künstlerinnen aus. Versammelt werden Werke, die sich im Vergleich zur Vorkriegszeit durch eine radikal neue, vor allem abstrakte Formensprache auszeichnen. Die Ausstellung zeigt auch, wie gerade durch diese Künstlerinnen neue Materialien und Kunstelemente Einzug in den Kunbetrieb hielten. Unter dem Titel »Revolution in the Making. Abstract Sculpture by Women, 1947-2016« kann der Besucher sich die Ausstellung noch bis zum 4. September anschauen.

In der Ausstellung »Simulation of Normality« beschäftigen sich Olga und Oleg Tatarintsev mit dem Erbe formalistischer Kunst. Dabei geht es nicht um eine rein ästhetische Auseinandersetzung, sondern auch um das Schicksal formalistischer Kunst in der Sowjetunion, die in den 30er Jahren als »entfremdete« verurteilt und von dem sozialistischen Realismus abgelöst wurde. Auf die damit einhergehenden Verfolgung der Künstler, suchen Olga und Oleg Tatarintsev nun auch mittels Gemälden und Plastiken hinzuweisen. Noch bis zum 10. September zeigt die Nadja Brykina Gallery diesen bemerkenswerten Versuch einer Aufarbeitung.

Die Ausstellung »Vitellotonnota« rückt auf raffinierte Weise Kommunikation in den Fokus, sowohl zwischen Künstler und Material, wie auch zwischen moderner Kunst und Tradition oder ganz allgemein zwischen Mensch und Natur. Als Unfertiges oder rätselhaft Kombiniertes springt diese als Diskrepanz, Leerstelle oder als einfacher, unmittelbarer »Sprung« ins Auge des Betrachters. Noch bis zum 12. September ist diese Gruppenausstellung in der Plutschow Gallery zu sehen.

Eine Sammlung von Porträts findet sich in der Thomas Ammann Fine Art AG bis zum 30. September. Die drei US-Amerikanischen Künstler Elisabeth Peyton, Chuck Close und John Currin haben jeweils individuelle Zugänge: während Elisabeth Peyton verträumte, idealisierende Gemälde entwirft, wirken die Arbeiten von Close geradezu brutal realistisch, ohne Beschönigungen. Currin wiederum steigert einzelne Züge seiner porträtierten Personen bis hin zum Karikaturhaften. »Face to Face to Face« ist der Titel dieser interessanten Melange an Darstellungsformen.

Angeregt durch einen Besuch des surreal anmutenden Friedhofs Cimetière Morne-à-l‘Eau durchzieht sich die Ausstellung von Gregor Hildebrandt (*1974) mit Schachbrettmustern. Mit der Binarität von Schwarz und Weiß und dem quadratischen Kachelmuster nähert sich Hildebrandt der Welt und stellt sowohl Konstraste wie auch beeindruckende Koinzidenzen her. Bis zum 17. September noch läuft die Ausstellung in der Galerie Grieder unter dem Titel »Ich möchte weiterhin verwundbar bleiben«.

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