KunstGeschichten

KunstGeschichte: Studentenwette

Erkennt der durchschnittliche Museumsbesucher Fälschungen? Um herauszufinden, wer der bessere Maler ist, schließen die Kunststudenten Horst Ochsenknecht und Harald Nemetz eine Wette ab: Beide platzieren leicht veränderte Kopien von Schiele-Gemälden im Leopold Museum und wer als erster erkannt wird, verliert.

Im Jahr 1713 erteilte der Kaiser, es war Karl VI., dem Hofbaumeister Fischer den Auftrag, vor dem Burgtor auf dem Glacis neue Hofstallungen zu errichten. 600 Pferde und 200 Karossen sollten hier untergebracht werden. Johann Bernhard Fischer von Erlach machte sich an die Arbeit, vererbte nach seinem Tod das Bauprojekt an seinen Sohn Joseph Emanuel Fischer – und der vollendete das Gebäude 1725.

Auf dem Areal zwischen der Burggasse im Nordosten und der Laimgrube im Südwesten entstand ein spätbarockes, palastartiges Bauwerk, von dem der Chronist Josef Richter in seinen „Eipeldauerbriefen“ behauptete: „Herr Vetter, dem Kaiser seine Pferde sind hier schöner logiert, als der Kaiser selbst.“

Nach 1918 brauchte man die Stallungen nicht mehr. Der Kaiser war weg und die Pferde ebenfalls. Man machte aus dem Pferdepalast einen „Messepalast“, der den Ausstellungen der Wiener Messe einen exquisiten Rahmen bot. 1983 erfolgte der Auftrag, ein „Kulturforum“ zu verwirklichen. 1986 entstand dann ein erstes Konzept für ein so genanntes „Museumsquartier“ und am 29. Juni 2001 wurde es eröffnet.

Ein ganz wesentlicher Teil des Museumsquartiers ist das „Leopold Museum“, eine Kollektion von Kunstwerken, die der Augenarzt Rudolf Leopold und seine Frau Elisabeth im Laufe der Jahre zusammengetragen haben und das unter anderem die weltgrößte Sammlung von Gemälden Egon Schieles umfasst.

Harald Nemetz war Stammgast im Leopold Museum. Erstens wohnte er nicht weit davon, im siebenten Bezirk am Anfang der Neustiftgasse und zweitens war er ein großer Bewunderer Schieles. Als Student der Kunstakademie, der nebenbei bei einem Zeitungsverlag als Grafiker arbeitete, malte er selber, sogar etwa im Stil Schieles und dachte, dem Sohn des Bahnhofsvorstandes aus Tulln nicht wesentlich nachzustehen.

Ein leichtes Zerwürfnis mit seinem Professor, Herrn Prof. Gerold, führte an der Kunstakademie zu einem bemerkenswerten Experiment. Harry, wie ihn seine Freunde nannten, brachte ein größeres Gemälde im Stile Schieles mit – und Professor Gerold fand es nicht gut.
„Nehmen Sie sich ein Beispiel an dem Herrn Ochsenknecht!“, sagte Professor Gerold. „Der malt wirklich ganz im Stil von Schiele!“
„Der Horst? Das glauben Sie doch selber nicht, Herr Professor!“
„Doch! Der Ochsenknecht hat ein Gemälde gemacht, dass ganz der 'versinkenden Sonne' von Schiele nachempfunden ist!“
„Gut. Ich werd's mir ansehen!“
„Tun Sie das, Herr Nemetz!“

Harald ging Horst Ochsenknecht suchen – und fand ihn (natürlich) in der Mensa, wo dieser einen Kapuziner trank und die Zeitung las.
„Horstl, den Gerold hast dir ein'kocht! Du hast ein' Schiele g'malt?“
Horst nickte. „Is gar ka Problem, a Schiele“, sagte er.
„Na, i find schon!“, meinte Harald. „I hab aa ein' g'macht! Mach ma uns a Hetz? I lass unsere zwaa Schieles im Leopold Museum ausstellen. Den Natter koch' ma uns schon ein! Wer als erster als Fälschung erkannt wird, hat verloren.“
„Wenn du das schaffst, mach i mit!“, versprach Horst.

Es war aber dann gar nicht so einfach, den Dr. Natter „einzukochen“. Er hatte erst gar kein Verständnis für das Experiment, das Harald ihm vorschlug: Zwei Gemälde im Stil des Egon Schiele im Museum aufzuhängen und zu warten, bis es jemandem aus dem Publikum auffiel, das es gar keine Schiele–Gemälde waren. Erst als Harald sich als Student bei Professor Gerold zu erkennen gab, stimmte Dr. Natter zu. Also beschaffte Harald erst einmal die beiden Bilder und Dr. Natter hängte sie vor dem Eingang zu der Schiele-Sammlung an die Wand. Hinzu kamen zwei kleine Schilder, die besagten: „zugeschrieben: Egon Schiele“, aber keine näheren Erklärungen.

Das Gemälde von Horst zeigte einen dunklen Vordergrund mit zwei Bäumen, am Horizont die untergehende Sonne und drei Inseln, die aber – im Gegensatz zum Gegenlicht der Sonne – auf der Seite des Betrachters beleuchtet waren. Im Gegensatz zum Original waren es drei Inseln und nicht nur zwei.

Harald hatte ein schwierigeres Thema gewählt: Das Bildnis der Wally Neuzil. Die blauäugige Frau war in ihrem dunkelgrünen Kleid abgebildet, aber ohne den Zweig rechts von ihrem Gesicht. Stattdessen war da ein angedeuteter, geschlossener Sonnenschirm gemalt.

Ab sofort war Harald noch öfter im Leopold Museum. Er beobachtete das Publikum, ob jemandem der nachempfundene Schiele auffiel. Lange Zeit tat sich nichts. Niemand beachtete die beiden „falschen“ Gemälde. Aber dann traf eine Schulklasse ein, geführt von einer entzückenden Lehrerin. Harald konnte nur mehr sie ansehen, die dazugehörigen Kinder waren Luft für ihn. Sie war recht schlank und trug ein dunkelgrünes Kleid. Ihre Augen waren blau und Harald fühlte sich sofort erinnert an die Wally Neuzil, die der Schiele gemalt hatte.

Die Gruppe war aber noch nicht bei den Schiele–Gemälden angekommen. Momentan stand die Klasse vor dem Gemälde „Unterbrochene Wallfahrt“ von Waldmüller. Die Lehrerin erklärte, dass in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts der Geschmack des Publikums dahin gegangen war, dass man Darstellungen von der freien Natur in farbenfroher Gestaltung bevorzugt hatte. Waldmüller hatte eine Gruppe von Wallfahrern in freier Natur dargestellt, wobei eine Frau auf der Wanderung zusammengebrochen war und jetzt von den übrigen Pilgern versorgt wurde. Das Sujet behandelte also gleichzeitig die bunte Natur aber auch den Zusammenhalt der Wallfahrer, die sich um die kranke Frau kümmerten, also wurde auch dem kirchlichen Aspekt Rechnung getragen.

Nachher besichtigte die Gruppe das Gemälde „Heimkehrende Mutter mit Kindern“ – ebenfalls von Ferdinand Georg Waldmüller –, das auf geradezu raffinierte Weise die junge Mutter mit ihren Kindern aus dem Innenraum einer Hütte gesehen zeigte, so dass die Landschaft außen in hellsten Farben dargestellt war, das Gebäudeinnere aber sehr düster. Fast ähnelte das Gemälde einer Fotografie. Auch dieses Bild wurde von der Lehrerin sehr einfühlsam und anschaulich erklärt. Harald war von ihrem Kunstsinn sehr angetan!

Nun begab sich die gesamte Gruppe mit allen Kindern zu den Schiele–Gemälden. Vor dem Saal, wo die Bilder von Harald und Horst hingen, verhielt die Lehrerin einen Augenblick und betrachtete die beiden „falschen“ Schiele. Harald empfand die Gelegenheit als günstig und sprach die junge Frau an: „Sind das Schiele-Arbeiten, oder nicht? Da steht nur was von zugeschrieben.“
„Die sehen auch ganz nach Schiele aus“, antwortete die Lehrerin. „Aber ich persönlich halte sie nicht für echt. Schiele hat meines Wissens nach nie Vorarbeiten für seine Gemälde angefertigt, jedenfalls nicht in dieser fast perfekten Art. Das war jemand anderer, allerdings sind die Bilder echt schön!“

Nachdem die Schulklasse ebenfalls die Werke besichtigt hatte, wurden sie von der Lehrerin verabschiedet und von ihren Eltern direkt vor dem Museum abgeholt. Harald machte sich an die Lehrerin heran. „Entschuldigen Sie bitte, haben Sie noch ein paar Minuten Zeit? Darf ich Sie ins Café einladen? Ihre Ansichten über die Schiele-Bilder interessieren mich.“
„Normalerweise nehme ich keine Einladungen an“, sagte diese, „aber wenn's um Schiele geht, kann ich eine Ausnahme machen.“

Wenige Minuten später saßen die beiden an einem kleinen Tisch im Café einander gegenüber und hatten zwei Cappuccino vor sich stehen. „Haben Sie eine besondere Affinität zu Schiele?“, fragte die Lehrerin.
„Ich studiere Malerei“, bekannte Harald. „Bei Professor Gerold an der Akademie. Der legt großen Wert auf Bilder alter und moderner Meister als Studienobjekte und so hab ich mich mit den österreichischen Expressionisten beschäftigt. Schiele, Kokoschka und Klimt. Und eines der Gemälde vor dem Schiele–Saal ist auch von mir.“
„Welches?“
„Die Wally Neuzil. Das andere, die Inseln, ist von meinem Freund Horst Ochsenknecht. Auch Kunststudent. Das ist sozusagen ein Studentenulk von uns.“
„Und wie heißen Sie? Sie wird man sich merken müssen!“
„Ich bin der Harald Nemetz, genannt Harry.“
„Und wie sind Sie auf Egon Schiele gekommen?“
„Mehr oder weniger aus Bequemlichkeit: Ich wohne in der Neustiftgasse und hab's nicht weit zum Leopold–Museum. Und da hängt ja so viel von ihm!“
„Wissen’s was: Ich male auch ein bisserl. Aber i lern' nur autodidaktisch. Die Art von Waldmüller mach i manches Mal nach. Da gefallen mir die frischen Farben so gut!“
„Kein schlechtes Vorbild“, sagte Harry. „Ich würd' mir gerne was von Ihnen anschauen!“
„Na, warum nicht?“, meinte sie und Harry war auf einmal sehr froh, dass er nicht abgewiesen worden war.
„Wie heißen denn Sie?“, fragte er.
„Lotte. Lotte Schrittwieser, Lehrerin. Aber das haben Sie sicher schon bemerkt. Schließlich war ich ja mit meiner Klasse da.“
„Der sie die Gemälde da sehr anschaulich erklärt haben!“
„Ich hoffe nur, die haben's verstanden!“
„Ganz sicher! So, wie Sie's erklärt haben.“
„Na ja, es gibt immer welche, die mit Kunst nix am Hut haben.“
„Die sind dann selber dran schuld“, erklärte Harry. „Das können Sie nie verhindern.“
„Es ist aber schade“, meinte Lotte und trank ihren Kaffee aus. „So, jetzt muss i aber weiter“, sagte sie dann. Schnell tauschten die beiden noch ihre Telefonnummern und verabschiedeten sie sich. Auch Harry ging nach Hause, freute sich aber auf das nächste Wiedersehen mit Lotte....

Als er zwei Tage später wieder ins Leopold–Museum kam, waren die beiden Gemälde vor dem Schiele–Saal verschwunden. Harry galoppierte sofort zu Doktor Natter. Er wurde erst nicht vorgelassen, dann hatte man aber doch Erbarmen mit ihm.
„Wo sind unsere 'Schieles', Herr Doktor?“
„Weg!“, sagte Doktor Natter.
„Und warum?“
„Die hat der Gemeinderat Woschnak als Fälschungen erkannt.“
„Könnten Sie mir Näheres drüber erzählen?“

Daraufhin erzählte Dr. Natter, dass Gemeinderat Woschnak sich um die Kulturgüter der Stadt kümmere und auch im Beirat saß, der Subventionen vergab. Er hatte argumentiert, dass von Schiele nicht bekannt wäre, dass er Vorstudien zu seinen Gemälden angefertigt habe, deshalb könnten die beiden Gemälde ganz einfach nicht von Schiele sein. Und er hatte deren Entfernung verlangt! Daraufhin hatte Dr. Natter die Bilder in einen separaten Raum schaffen lassen.

Harry war sehr enttäuscht. Der Gemeinderat hatte genauso argumentiert, wie Lotte Schrittwieser. Aber er hatte offenbar auch nicht erkannt, dass die Bilder tatsächlich falsch waren!
„Wo kann ich den Woschnak erreichen?“, fragte Harry.
„Fragen Sie im Rathaus. Aber verärgern Sie ihn nicht! Wir haben Subvention beantragt!“
„Ich pass schon auf, dass Ihr Museum keinen Schaden hat!“ Harry machte sich auf den Weg nach Hause. Von dort rief er im Rathaus an. Es war sehr mühsam, die Telefonnummer des Gemeinderates Woschnak herauszufinden. Harry wurde etwa sechzehn Mal verbunden. Dann endlich erfuhr er das Datum der nächsten Gemeinderatssitzung. Er solle zu diesem Zeitpunkt nochmals anrufen und versuchen, einen Termin zu vereinbaren.

Der nächste Anruf galt Lotte Schrittwieser. Harry hätte es sehr begrüßt, wenn die kluge Lotte ihn bei seiner Unterredung mit Gemeinderat Woschnak unterstützt hätte! Und außerdem gab ihm das die Gelegenheit, eventuell ein Treffen mit Lotte zu arrangieren, was Harry höchst erstrebenswert erschien!

„Frau Schrittwieser, könnten Sie sich vorstellen, mich bei einem Treffen mit einem gewissen Gemeinderat Woschnak etwas zu unterstützen? Es geht um die beiden gefälschten Bilder im Leopold–Museum.“
„Was hab ich damit zu tun?“
„Eigentlich nichts! Ich hätte Sie nur gern dabei.“
„Warum denn?“
„Weil Sie Kunstsinn haben. Ganz einfach! Sie wären sehr wertvoll dabei!“
„Da steckt doch irgendein Trick dahinter!“
„Nein! Ganz ehrlich! Ich will nur den Woschnak dazu überreden, die Bilder wieder im Leopold–Museum aufhängen zu lassen! Ich lasse Sie den Termin rechtzeitig wissen!“
„Na schön“, gab Lotte nach.

Die nächsten Tage waren etwas mühsam für Harry. Er arbeitete an einem Werk im Stil Kokoschkas, kam aber nicht so recht voran. Er musste dauern an seine „Wally Neuzil“ denken, die von Doktor Natter verbannt worden war. Schließlich war der Tag der Gemeinderatssitzung da und Harry rief den Gemeinderat Woschnak an. Als dieser erfuhr, dass es um die Schiele-Bilder im Leopold–Museum ging, war er gern zu einem Treffen bereit. Und man verabredete sich im Rathauskeller. Nach der Sitzung wollte Herr Woschnak dort erscheinen.

Harry mobilisierte Lotte. Er würde sie um 16 Uhr abholen und dann würde man im Rathauskeller mit Gemeinderat Woschnak sprechen. Als er Lotte im 5. Bezirk von ihrer kleinen Altbauwohnung abholte, sah sie zum Anbeißen aus. Sie trug ein türkisfarbenes Kleid, das man sowohl als Cocktailkleid als auch als das Outfit einer Geschäftsfrau bezeichnen konnte und Harry fand es überaus passend für eine Unterredung mit einem Gemeinderat.
„Großartig sehen Sie aus!“, sagte Harry und meinte das auch so.
„Danke schön! Immerhin ist das ein Gemeinderat!“
„Vor dem wir uns aber auch nicht ins Hemd machen müssen!“, schränkte Harry ein. Dann fuhr er die kurze Strecke zum Friedrich-Schmidt-Platz und parkte seinen Wagen in der Tiefgarage.

Es stellte sich heraus, dass Lotte zum ersten Mal im Rathauskeller war. Sie war sehr angetan von der Architektur des Lokals, das 1899, also sechzehn Jahre nach der Fertigstellung des Rathauses, eröffnet worden war. Der Architekt, Friedrich Schmidt, hatte das Lokal eigens als „Tempel für Speis und Trank“ konzipiert und Josef Urban, der Innenarchitekt, hatte es mit anspruchsvollen Malereien verzieren lassen.

Gemeinderat Woschnak war noch oben im Sitzungssaal, als Harry und Lotte eintrafen. Er werde aber bald da sein, richtete ihnen der Kellner aus, denn es ginge jetzt um die Parkgebühren der Kurzparkzonen und das interessiere den Gemeinderat überhaupt nicht. Kurz darauf tauchte Woschnak auf. Er nahm im Augustinerstüberl Platz und der Kellner führte Lotte und Harry zu ihm. Der Gemeinderat war ein etwas fülliger alter Herr, der einen Vollbart trug, der bereits teilweise weiß war und trotzdem sehr gepflegt wirkte.

„Lieber junger Freund“, sagte er zur Begrüßung. „Ich kann mir nicht denken, was Sie mit den Fälschungen im Leopold–Museum vorhaben, aber lassen Sie uns drüber reden.“
„Darf ich Ihnen die Frau Lotte Schrittwieser vorstellen? Sie hat einen unwahrscheinlichen Kunstsinn.“
„Sehr erfreut“, murmelte der Gemeinderat.
Lotte und Harry nahmen Platz. „Warum haben Sie die Falsifikate entfernen lassen, Herr Gemeinderat?“, fragte Harry geradeheraus.
Woschnak lachte. „Weil sie gefälscht sind! Im Leopold–Museum haben Fälschungen nichts verloren!“
„Sind Sie sicher, dass die Dinger falsch sind?“
„Hundertprozentig!“
„Weil nichts in der Literatur steht, dass Schiele Vorstudien gemalt hätte?“
„Exakt! Das ist genau der springende Punkt!“
„Daraus können Sie aber nicht schließen, dass der Egon Schiele nicht doch ein paar Vorstudien gemacht hat! Es hat halt keiner für erwähnenswert gehalten! Aber die meisten Maler haben doch solche Vorstudien gemalt!“ Harry war davon überzeugt, dass seine logische Argumentation den Gemeinderat überzeugen könne.
„Dann müsste doch was da sein davon!“
„Ist es ja! Die zwei Bilder vor dem Schiele–Saal!“
Herr Woschnak wurde jetzt leicht ungehalten. „Dann sind das die einzigen, die der Schiele jemals gemacht hat“, meinte er.
„Schon möglich“, sagte Harry. „Es sind auch zwei besonders wichtige Gemälde, die Inseln und die Wally Neuzil.“
Jetzt mischte sich erstmals Lotte ins Gespräch: „Jedenfalls ist es kein Beweis, dass der Schiele nie Vorstudien gemacht hat! Vielleicht hat er sie ja vernichtet?“
„Das trau ich dem Schiele nicht zu“, meinte der Gemeinderat.
„Aber unmöglich ist das nicht!“, beharrte Lotte.
„Ja, sicher“, gab der Gemeinderat unwillig zu. „Weshalb wollen Sie denn die Bilder im Leopold–Museum hängen haben?“
„Weil sie dort hingehören!“, behauptete Harry.
„Unsinn!“, sagte Woschnak. „Die gehören ins Fälscher–Museum!“
Lotte war hellhörig geworden: „Kennen Sie das?“, fragte sie Harry.
„Nie gehört“, sagte der.
„Na, Diana Grobe und Christian Rastner, die beiden Direktoren!“, sagte Woschnak. „Das Fälschermuseum in der Löwengasse, vis a vis vom Hundertwasserhaus. Da gehören die Bilder hin! Wenn Sie wollen, rede ich mit denen!“

Da gab es Harry auf.
„Wissen Sie, Lotte, ich geb's auf. Ich sage dem Gemeinderat die Wahrheit!“
„Sehr vernünftig“, stimmte Lotte zu.
Harry erzählte nun alles. Von der Auseinandersetzung mit Professor Gerold bis zu den Fälschungen durch Horst Ochsenknecht und ihn selbst. Herr Woschnak versprach, die beiden Fälschungen tatsächlich im Fälscher–Museum unterzubringen. Immerhin wären es sehr ansehnliche Stücke!

So fand das Abenteuer mit den gefälschten Bildern denn doch noch eine Art Happy End. Horst und Harry sind in einem Wiener Museum ausgestellt – und Professor Gerold hat eingesehen, dass seine Schüler Ochsenknecht und Nemetz ohne weiteres in der Lage sind, Gemälde im Stil Egon Schieles anzufertigen!

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