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Kunstgeschichte und Beruf: Was mache ich mit meinem Studium? Museumspädagogik

Wie und zu welchem Ende studiert man Kunstgeschichte? Eine Frage, die nicht nur Absolventen des Fachs interessiert, sondern auch Anfänger. Wir haben bei Kunsthistorikern aus verschiedenen Bereichen nachgefragt und stellen ihren Berufsalltag in einer Interviewreihe vor. Den Anfang macht Museumspädagogin Anna Logemann.

Anna Logemann bei der Arbeit mit einer Gruppe Kinder.
Anna Logemann bei der Arbeit mit einer Gruppe Kinder.

Vanessa Gotthardt: Frau Logemann, Sie arbeiten in der Museumspädagogik des Museums im Kulturspeicher in Würzburg. Welche Studienkombination ist dem vorausgegangen?

Anna Logemann: Ich habe Kunstgeschichte und Pädagogik im Bachelor studiert. Im Moment studiere ich Bildungswissenschaften im Master und schreibe meine Masterarbeit.

Wussten Sie schon vor Studienbeginn, dass Sie im Bereich Museumspädagogik arbeiten wollen?

Nein, das hat sich eher so im Laufe des Studiums herauskristallisiert. Ich hatte tatsächlich ein Aha-Erlebnis als ich in der Pinakothek in München eine Führung bei einer Museumspädagogin mitgemacht habe. Und da dachte ich: ich studiere Kunstgeschichte und Pädagogik, das passt doch eigentlich ganz gut zu diesem Berufsfeld.

Wie haben Sie von Ihrer derzeitigen Stelle erfahren?

Ich hatte ein Praktikum in der Museumspädagogik des Kulturspeichers gemacht. Ein halbes Jahr lang konnte ich so einmal die Woche die museumspädagogische Arbeit dort miterleben. Danach hatte ich angefragt, ob ich vielleicht Führungen machen könnte und war dann zweieinhalb Jahre freie Mitarbeiterin. Als meine Kollegin schwanger wurde, habe ich die Elternzeitstelle bekommen.

Sie hatten also vor Antritt der Stelle bereits praktische Erfahrung. Das hat sich dann sicherlich als vorteilhaft erwiesen?

Es war vor allem organisatorisch von Vorteil, ich wusste wie die Arbeitsabläufe sind. Außerdem musste ich Führungen nicht neu erarbeiten, sondern kannte die Konzepte schon. Auch bei Buchungsanfragen konnte ich von Anfang an besser beraten, weil ich schon wusste, wie die Führungen ablaufen, beziehungsweise wie ich sie machen würde. Die Sammlung des Hauses schon zu kennen war auch gut, ich musste mich nicht mehr einlesen.

Hatten Sie auch vor Ihrer Zeit im Kulturspeicher schon Praktika im museumspädagogischen Bereich gemacht?

Ja, in der Museumspädagogik im Neuen Museum in Nürnberg. Das war auch total spannend. Und auch durch mein Studium konnte ich ein bisschen praktische Erfahrung sammeln. Ich habe zum Beispiel bei einigen Führungen im Mainfränkischen Museum in Würzburg hospitieren können. Und tatsächlich hatte ich in Bildungswissenschaft auch Seminare speziell zum Bereich Museumspädagogik. Das war wirklich sehr hilfreich.

Im deutschsprachigen Raum gibt es eine geringe Anzahl von Studiengängen, die direkt auf die museumspädagogische Arbeit vorbereiten, z.B. den Masterstudiengang »Kunst- und Kulturvermittlung« an der Universität Bremen. In der Realität konkurrieren jedoch Pädagogen, Kunsthistoriker, Kunstpädagogen und Museologen um die wenigen museumspädagogischen Arbeitsplätze in Kunstmuseen. Welche Vorteile hat man hier Ihrer Meinung nach mit einem kunsthistorischen Hintergrund?

Ich denke mit kunsthistorischem Hintergrund fällt einem strukturiertes Forschen und Recherchieren in Bezug auf die Kunst leichter. Künstlerische Zusammenhänge einordnen, sich leichter Kontexte erschließen, solche Dinge.

Der Vorteil liegt also vor allem im wissenschaftlichen Bereich?

Genau. Man muss ja für jede neue Ausstellung auch neue Führungen konzipieren, da hilft das meiner Meinung nach immens.

Sehen Sie trotzdem Entwicklungsbedarf bezüglich einer einheitlichen Regelung für den Weg in die Museumspädagogik oder erleben Sie die Vielfalt in der Ausbildung als vorteilhaft?

Ich finde die Vielfalt im Team sehr spannend. Natürlich war und bin ich ehrlich gesagt als Berufsanfängerin auch manchmal verunsichert, welche Qualifikationen wichtig sind. Ob beispielsweise mein jetziger Abschluss und meine Berufserfahrung ausreichen. Da finde ich es dann wiederum schwierig, dass es keine einheitliche Linie gibt. Die Kollegin, die ich im Moment vertrete, hat Soziologie, Kunst- und Medienwissenschaften studiert, die wusste vorher sicher auch nicht, dass sie einmal im Museum arbeiten würde. Durch ihr Studium bringt sie ganz andere Ansätze mit, kennt sich zum Beispiel mit Besucherevaluationen und empirischer Forschung aus. Ich kann mir vorstellen, dass solche Kriterien bei der Jobvergabe auch eine Rolle spielen.

Was glauben Sie ist neben kunstgeschichtlichem und didaktischem Wissen vor allem wichtig, um erfolgreich museumspädagogische Angebote entwickeln und auch durchführen zu können?

Um gute Führungen machen zu können, sollte man vor allem ein Feingefühl für verschiedenste Situationen entwickeln. Außerdem ist Authentizität enorm wichtig. Bei der Konzeption sollte man sich tatsächlich mit Lehrplänen vertraut machen und zielgruppenorientiert arbeiten können. Sonst bekommt man keine attraktiven Angebote hin. Das Museum soll ja prinzipiell allen Besuchergruppen offenstehen, man sollte also in der Lage sein, spezifisch bei jeder Gruppe anzusetzen und sich immer wieder neu auf unterschiedliche Menschen einlassen zu können.

Neben der Arbeit im Museum machen Sie gerade Ihren Master in Bildungswissenschaften an der Universität Würzburg. Wie kann man sich da einen typischen Arbeitstag von Ihnen vorstellen?

Also einen typischen Arbeitstag gibt es eigentlich nicht. Ich habe zwei feste Tage in der Woche, an denen ich im Museum bin. Die anderen Tage versuche ich wirklich intensiv in der Bibliothek für meine Masterarbeit zu nutzen. Aber man kennt das ja: natürlich kommen auch immer wieder Projekte, die mehr Zeit in Anspruch nehmen. Da gibt es dann eben doch noch ein größeres Schulprojekt, bei dem man mitmacht. Oder doch noch eine zusätzliche Führung.

Sie arbeiten mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zusammen. Gab es da auch schon mal die eine oder andere schwierige Situation?

Rein subjektiv kann ich sagen: Jugendlichen Konkrete Kunst hier bei uns im Haus zu vermitteln ist schon manchmal eine Herausforderung. Bei dieser Zielgruppe muss man einfach mehr darauf achten, dass man sie auch erreicht. Gerade Konkrete Kunst ist ziemlich komplex und in der Vermittlung schwierig, da viele vielleicht erst einmal sagen: Das ist doch nur ein Quadrat. Aber natürlich ist es dann besonders spannend zu diskutieren. Wir haben erst kürzlich ein Konzept entwickelt, bei dem alles ein bisschen aufgebrochen ist und die Jugendlichen selbst aktiv werden müssen.

Was empfinden Sie als besonders schön oder als besonders reizvoll an Ihrer Arbeit?

Vor allem, dass man mit Menschen in Kontakt ist. Ich mache unglaublich gerne Führungen und mag es einfach Kunst zu vermitteln.

Können Sie sich vorstellen, auch weiterhin in der Museumspädagogik zu arbeiten?

Da ist tatsächlich im Moment meine Priorität. Aber mich interessieren eigentlich ganz viele Sachen. Durch die Bildungswissenschaften könnte ich mir auch vorstellen, im interkulturellen Bereich zu arbeiten. Aber wenn ich so laut darüber nachdenke, würde ich schon gerne im Museum bleiben, vor allem auch in einem Kunstmuseum. Auch wenn ich weiß, dass das schwierig wird.

Ein guter Rat, den Sie selbst gerne bei Studienbeginn bekommen hätten?

Vielleicht: Optimistisch bleiben. Wenn man gleich weiß, dass man in einen bestimmten Bereich will, sollte man vielleicht relativ früh schon dort Praktika absolvieren oder durch einen Nebenjob mal reinschnuppern. Einfach um herauszufinden, ob es auch wirklich das Richtige ist. Uns wurde im Studium auch immer geraten, sich ein Profil anzuschaffen. Nicht nur breit aufgestellt zu sein also, sondern sich vielleicht auch ein bisschen von der Masse abzuheben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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