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Kunsthaus Zürich restauriert kleinstes Museum für moderne Kunst

Das «Schubladenmuseum», ein vom Schweizer Künstler Herbert Distel geschaffenes und vom Zerfall bedrohtes Objekt, wird restauriert. Es ist das kleinste Museum für Moderne Kunst. Auf einer Bodenplatte von Ed Kienholz türmen sich in 20 Schubladen montiert 500 Räume mit Arbeiten von John Baldessari, Lucio Fontana, Duane Hanson, Andy Warhol, Richard Pettibone u.a. Sie entstanden zwischen 1970 und 1977 und bedürfen der Reinigung und Konservierung. 2011 ist das im internationalen Leihverkehr zwischen Museen gefragte «Schubladenmuseum» wieder transport- und ausstellungsfähig.

Das Werk, welches zwischen 1970 und 1977 entstand, bietet einen einzigartigen Überblick über die internationale Nachkriegskunst und wurde dem Kunsthaus Zürich im Jahr 1979 gemeinsam von der Julius Bär-Stiftung und dem Künstler geschenkt. Seitdem hat es internationale Bekanntheit erlangt und wurde in verschiedenen Museen gezeigt – unter anderem im Museum of Modern Art, New York (1999). Die Idee des 1942 in Bern geborenen Objektkünstlers Herbert Distel, in einem Schubladenschrank mehrere hundert gleich grosse und gleichartige «Räume» an Künstler zu vergeben, in welche sie ein Werk platzieren, ergab ein überzeugendes und vielfältiges Museum im Museum. Mit 1,86 m Höhe, 37,5 cm Breite und einer Tiefe von 38,5 cm ist es das kleinste Museum für moderne Kunst im 20. Jahrhundert. Herbert Distel war damit 1972 an der Documenta V in Kassel vertreten. Fünf Jahre vor Fertigstellung waren noch Räume frei – bis zur Documenta hatten erst 178 Künstler einen der 500 Räume bespielt. Heute sind alle 20 Schubladen befüllt – von 501 Künstlerinnen und Künstlern – Kienholz’ Bodenplatte eingerechnet.

Erstmals wird der gesamte Bestand der einzelnen Objekte vollständig dokumentarisch aufgearbeitet. Aufgrund der Vielzahl verwendeter Materialien wie Papier, Leinwand, Stoff, Holz, Glas, Kunststoff und Metall, Farb- und Bindemitteln von unterschiedlicher Qualität oder Klebebändern, die nicht für eine Langzeitalterung geeignet sind, ist die Erhaltung der Werke teilweise stark gefährdet. Papierarbeiten wie Klaus Hoffmanns «Napoleon-Miniaturen» fallen auseinander, Plastikrahmen wie in Edi Brunners Mixed Media-Installation «Apollo 11, 1:24’000» (1971) fallen herab und in Kuno Gonschiors «Kugel, Vibration Rot-Grün-Bl-Vio» lassen sich Ausbrüche an der Malschicht feststellen. Dies sind Ergebnisse der ersten umfassenden Objekt- und Zustandsaufnahmen, die der Analyse und der Behandlung einzelner Werke vorausgehen.

Die im Restaurierungsatelier des Kunsthauses weiter anstehenden Arbeiten umfassen unter anderem die Fixierung von aufstehender Farbe, das Ablösen von schädlichen Selbstklebemitteln und die Neumontage dieser Werke sowie die Retusche von Farbausbrüchen und die Reinigung der einzelnen Räume. Weiter gilt es, die Verpackung für die Lagerung oder während eines Transportes zu verbessern, sodass die Werke nicht durch ungeeignete Verpackungsmaterialien beschädigt werden können.

Im Jahr 2011 wird das kleinste Museum für moderne Kunst wieder in den Sammlungsräumen des Kunsthaus Zürich ausgestellt und später an interessierte Museen ausgeliehen.

Weitere Informationen

Im Restaurierungsbereich auf der Website des Kunsthauses (www.kunsthaus.ch) können die Ausgangslage und die Fortschritte im Projekt nachvollzogen werden.
 

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