Ausstellungsbesprechungen

Mark Matthes: STANDARDS II

In der Ausstellung »STANDARTS II« präsentiert der Ausstellungsraum Walk of Fame in Hamburg bis zum 6. Januar 2008 die Arbeiten von Mark Matthes, die die bizarre Menge visueller Signale des Alltags, wie etwa leuchtende und blinkende Reklametafeln, Verkehrsschilder oder spiegelnde Häuserfassaden, neu formulieren.

Grundlegend für Mark Matthes’ Kunst, so Hajo Schiff, sind die »Phänomene der Informationsüberlagerungen und der stadträumlichen Schichtungen von Formen«. Dabei überlagern sich klare Lineamente und weiche Formübergänge, stehen architektonische Fragmente malerischen Additionen oder reale Bildzonen abstrakten Partien gegenüber. Mit diesen »synästhetischen Stadtporträts« entwickelt der Künstler vor und hinter seinem durchsichtigen Bildträger aus Glas oder Acrylglas eine bisweilen surreal anmutende Welt aus Fragmenten unseres alltäglichen Lebens, wobei uns diese Elemente nicht mehr so vertraut sind. Wir müssen also genau hinsehen und können auf diese Weise einen neuen Dialog mit Gegenständen beginnen, die Tag für Tag an uns vorbeistreifen, ohne dass wir sie wirklich wahrnehmen.

Indem Matthes dem Betrachter Vertrautes in seine Kunst einbezieht, gleichzeitig aber verschiedene Bildebenen mit unterschiedlichem Material aufbaut, seine Arbeiten durch Addition oder Reduktion in gewisser Weise »entfremdet«, entwickelt sich, wie Hajo Schiff treffend formuliert, ein »eigener multiperspektivischer Bildraum«. Denn wenn der Künstler eine Glas- oder Acrylscheibe mit so unterschiedlichen Materialen, wie Öl, Lackstift oder Sprühfarbe bearbeitet, dann werden sowohl die glatte Oberfläche als auch die Spiegelungen auf dem Bildträger – partiell zumindest – gebrochen. Auf diese Weise bringen jene unterschiedlichen Materialüberlagerungen einen oder mehrere Räume hervor, die aber keineswegs davor gefeit sind, wieder in die Flächigkeit zurückzukehren. Es ist also nicht die illusionistische Raumdarstellung, die sich der Künstler zum Ziel gemacht hat, vielmehr möchte er die Elemente in ihrem Entstehungsprozess sichtbar und somit differenzierbar machen.

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Auch den Fotoarbeiten Mark Matthes’ sind jene Eigenschaften des »sichtbar Machens« von Arbeitsschritten eingeschrieben. Zwar gibt uns die Fotografie immer noch das Gefühl, einen realen Ort vor Augen zu haben, doch durch den Ausschnittscharakter mutet so manche Hausfassade oder in der Stadt irgendwo aufgespürte Markierung seltsam an und wenn der Künstler dann noch mit Transparenz spielt, kann bisweilen eine neue Wirklichkeitsebene entstehen und wir fangen an, unser Fantasie spielen zu lassen und uns zu fragen: Ist das denn wirklich nur ein Baumarkt-Display oder versteckt sich dahinter eine bislang nur nicht wahrgenommene Ästhetik? Der Betrachter von Matthes\' Arbeiten stellt sich jedenfalls vor den Arbeiten immer wieder die Frage nach den Wirklichkeitsbezügen. Und wenn es Bezüge zur Realität gibt, wie können sie im bildlichen Gesamtgefüge verstanden werden?

Und genau mit solchen Gedankenspielen fängt Matthes uns ein. Seine Arbeiten ziehen uns magnetisch an, verwickeln uns in einen intensiven Dialog und verdeutlichen, dass »auch die Wahrnehmung eines Dokuments des Realen […] die Frage nach der Realität der Wahrnehmung stellen« kann, so Hajo Schiff.

Die spannenden, vielschichtigen Arbeiten von Mark Matthes – und vielschichtig sind sie im wahrsten Sinne des Wortes – fordern den Betrachter zu einer eingehenden Betrachtung auf, indem sie ihm eine neue Perspektive auf die tägliche Reizüberflutung geben und somit zu einer neuen, geschärften Wahrnehmung führen. Mit »STANDARTS II« beweist der Ausstellungsraum Walk of Fame ein absolut sicheres Gespür für junge Kunst, die hinter einer gläsernen Scheibe neue Welten erschließt, Welten, in die wir mitgerissen werden. Hinzu kommt eine wunderbare Präsentation in stimmungsvollen Räumlichkeiten, die als Rahmen der Arbeiten von Mark Matthes ihrer Aufgabe gerecht werden und deren Wirkung noch unterstreichen. Fazit: Eine absolut sehenswerte Ausstellung!

 

Weitere Informationen

 

Die Finissage findet am 6. Januar 2008 ab 19 Uhr statt.

Öffnungszeiten
Mittwoch 17-20 Uhr

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