Noch bis zum 30. Juni 2008 präsentiert die Robert Morat Galerie in Hamburg mit den beiden Porträtserien des schweizerischen Fotografenpaares Mathias Braschler und Monika Fischer, deren Arbeiten international ausgestellt und publiziert werden und sich in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen befinden, zwei spannende Ausstellungen.
Begegnen uns in »Faces of Football« die markanten Schwarzweißporträts international bekannter Fußballer, die einen ausdruckstarken, intensiven und emotional aufwühlenden Augenblick im Bild festgehalten haben, so suchen die farbgewaltigen Aufnahmen in der Serie »About Americans« einen Querschnitt der US-amerikanischen Gesellschaft zu liefern, indem Klischees auf innovative Weise in Fotografien eingeschmolzen wurden.
»Faces of Football« ist eine Serie eindrücklicher Sportlerportraits, bei denen die körperliche Erschöpfung und der hohe Adrenalinpegel erahnbar wird. Mit einem portablen Fotostudio ausgestattet, fotografierte das Paar die dreißig wichtigsten Fußballspieler der Welt kurz nach Schlusspfiff eines wichtigen Spiels, von Michael Ballack, David Beckham, Lukas Podolski, über Ronaldinho, Ronaldo, Bastian Schweinsteiger, Fernando Torres bis zu Zinedine Zidane. Somit wurden die Fotografien im Stadion-Tunnel nur wenige Sekunden nach Spielende angefertigt. Da die Porträtierten sich stets vor einem dunklen, neutralen Hintergrund befinden, kann der Betrachter noch intensiver die Spuren der Anstrengung erkennen. Diese Gesichter, die direkt und unmittelbar aufgenommen wurden, erzählen Geschichten und vermitteln uns auf unvergleichliche Weise – und dies umso mehr als Deutschland gegenwärtig wieder einmal im Fußballfieber ist – die Faszination dieses Sports.
Für die Serie »About Americans« bereisten Mathias Braschler und Monika Fischer im Sommer 2003 sechs Monate lang die USA und fotografierten Menschen aus den unterschiedlichsten Alters- und Berufsgruppen, sozialen Schichten und Ethnien. Auf diese Weise entstand ein fotografisches Œuvre zum Thema des »American Way of Life« – intim und distanziert, dokumentarisch und ästhetisch ausgereift zugleich. Von der Angestellten im Wal-Mart, aufgenommen zwischen Supermarktregalen, vom Klapperschlangenfänger mit seiner Beute, vom Cowboy mit dem Lasso in der Hand, über den lebenslänglich Inhaftierten in seiner Zelle, den Arbeiter im Baumwollfeld bis zur spärlich bekleideten Barfrau – in ihren Mienen und Posen artikulieren sich ihre Wünsche, Träume, Sehnsüchte und Hoffnungen, ihr Stolz und ihre Resignation. Diese Arbeiten fangen die Realität des Lebens unter dem Sternenbanner ein: provokant, pointiert, ungeschminkt ehrlich und ästhetisch auf sehr hohem Niveau.
Sicher nicht, denn auch dem ästhetischen Reiz wird Rechnung getragen, so dass die beiden Personen in ihrem Erscheinungsbild bisweilen in den Hintergrund treten. Die Arbeit zeugt in sich von einer geometrischen Harmonie: Die Horizontlinie unterteilt die Photographie genau in der Mitte, die Personen stehen auf gleicher Höhe parallel zueinander und sind in das rhythmische Spiel von zwei weißen Posten und einer Straßenlaterne eingebunden. Ist die amerikanische »Coolness« vielleicht doch nur aufgesetzt und im Grunde steckt dahinter ein stringent durchorganisiertes System? Das Bild jedenfalls brilliert durch die Ambivalenz des Dargestellten und der ästhetisch ausgefeilten Bildkomposition.Bei ihrem Streifzug durch den US-amerikanischen Alltag spüren Mathias Braschler und Monika Fischer in ihrer Serie nach, was die Realität im »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« heute ausmacht. Und so stoßen sie unter anderem auf den Soldaten Marcus Martin. Auch hier fällt die ausgeklügelte Struktur des Gesamtbildes auf: Ein Mann in Tarnkleidung, mit Helm und Gewehr versehen, ist bis zur Brust im Wasser eingetaucht, das sich wie ein surrealer Lichtteppich um ihn legt.
Die Stahlkonstruktion des Daches über seinem Kopf strebt dem zentralen, vertikalen Linienbündel zu, das sich aus dem Helm des Soldaten wie ein Kraftfeld zum oberen Bildrand hin leicht öffnet. Im Gegensatz zu der Fotografie des Paares, scheinen sich hier der Abgebildete und die ästhetische Bildaussage zu ergänzen: Beide vermitteln das Bild von Kraft, Dynamik, Disziplin und Geduld.
Öffnungszeiten
Di-Fr 11-18 Uhr
Sa 11-16 Uhr und n. V.
frei
Die Robert Morat Galerie für Fotografie und Buchhandlung in Hamburg bietet neben wechselnden Ausstellungen deutscher und internationaler Fotografen ein ausgesuchtes Sortiment von Büchern und Zeitschriften zum Thema Fotografie.