Ausstellungsbesprechungen

Max Beckmann. Apokalypse

Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück stellt zwei Räume im Obergeschoß zur Verfügung für die Ausstellung des handkolorierten Apokalypse-Zyklus von Max Beckmann.

Als Max Beckmann 1941 bereits ein Jahr im Amsterdamer Exil lebte, zeichnete er eine Folge zur Johannesapokalypse. Diese Arbeit konnte nur im Verborgenen vonstatten gehen, da die Niederlande bereits von den deutschen Truppen besetzt waren und Beckmann zu den Künstlern gehörte, deren Werke die Nationalsozialisten als „entartet“ bezeichneten. Die Auftraggeber, der damalige Direktor des Städelmuseums und der Inhaber der Bauerschen Schriftgießerei, untergruben mit ihrer Bitte an Beckmann bewusst die Autorität der staatlich verordneten Kunstpolitik. Und Beckmann ließ sich auf das riskante Unterfangen ein. Die 27 von ihm gezeichneten Blätter wurden nach Frankfurt geschmuggelt und dort lithographisch reproduziert. Einen Satz der Drucke erhielt Beckmann zurück, um ihn - als Vorlage für die Frankfurter Koloristen - farblich zu gestalten. Diese vom Künstler selbst mit Aquarellfarben zum Leben erweckten Blätter sind im Mai 2002 wieder aufgetaucht und konnten von einem Privatsammler erstanden werden.

 

 

Max Beckmann verarbeitete seine eigenen apokalyptischen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges in der Darstellung der Offenbarung des Johannes. Wie Johannes nach Patmos verbannt worden war, so empfand sich Beckmann in Amsterdam in der Verbannung. Während Johannes Visionen des Weltuntergangs hatte, erlebte Beckmann die realen Bedrohungen tagtäglich. Auch die Themen „Verfolgung“ und „Ausgrenzung“ betreffen beide. Der Künstler identifizierte sich im Laufe seiner Auseinandersetzung mit der Apokalypse immer mehr mit dem Propheten, so dass einige Blätter sogar Selbstbildnisse Beckmanns zeigen. Schon auf dem Titelblatt des Zyklus sieht man Beckmann zwischen zwei Buchseiten stehen mit den Aufschriften „Im Anfang war das Wort.“ und „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“. Um ihn herum ringelt sich eine Schlange. Über und neben ihm begrenzen drei Fische die Szene. Aus dieser beengten Position heraus schildert Beckmann seine apokalyptischen Kriegserfahrungen und Gefühle des Weltuntergangs. Wie die bildgewaltige Sprache des Bibeltextes, so ist auch die Bebilderung von Max Beckmann teilweise schwer zu entziffern und vielen Interpretationsmöglichkeiten unterworfen. In seinem karikaturhaften, schnellen Zeichenstil mischt Beckmann zeitlose und moderne Motive. Antike Gewänder und märchenhafte Ungeheuer wechseln sich ab mit Comicelementen und Dingen des modernen Alltags.

 

 

Gerade in das Felix-Nussbaum-Haus fügt sich diese Ausstellung besonders gut ein, denn es bietet zwei wichtige Anknüpfungspunkte. Ein biographischer Anknüpfungspunkt ist bei Nussbaum zu finden, der während des Krieges ebenfalls im Exil arbeitete und seine Erlebnisse in Bildern darstellte. Eine thematischer Verbindung liegt in der Tatsache, dass das an das Nussbaum-Haus angeschlossene Kulturgeschichtliche Museum über eine Ausgabe der Apokalypse Albrecht Dürers verfügt. Wer hier Vergleiche anstellen möchte, hat noch bis zum 8. Januar 2006 Gelegenheit dazu.

Weitere Informationen

Di-Fr 11-18, Sa,So 10-18 Uhr

Führungen: Sa,So 12, 14, 16 Uhr

 

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