Ausstellungsbesprechungen

Max Bill. Ausstellungen in Winterthur und Herford

Sein Ulmer Hocker ist eine legendäre Größe in der Geschichte des Designs, und manch einer erinnert sich, dass in der Küche der Eltern oder Großeltern über die Jahre hinweg eine Uhr hing, deren Urform unter seinen Augen entworfen wurde:

Max Bill, neben Camille Graeser und Richard Paul Lohse der bedeutendste Schweizer Abstrakte, der bereits in den späten 1930er Jahren die abstrakten Werke für konkret erklärte und damit einen Kunststil, ja eine Geisteshaltung geprägt hat, die sicher heute an Leuchtkraft eingebüßt hat, aber nach wie vor die Menschen polarisiert, sprich: umtreibt. Mehrere Ausstellungen haben den 100. Geburtstag zum Anlass genommen, an das Werk Max Bills zu erinnern (den Auftakt dazu konnte man sogar schon mit der Retrospektive in Stuttgart 2005/06 sehen). Geboren wurde der Designer, Bildhauer, Maler, Typograph, Architekt 1908 in Winterthur: und genau dort ist die größte Schau zu sehen, die ohne sprechenden Titel auskommt und allein mit dem Namen als zugkräftigem Produkt wirbt: »Max Bill«. Etwa zeitgleich ist im MARTA, Herford, eine Ausstellung zu sehen, die sich nicht nur mit der zeitlosen Kunst von Max Bill befasst, sondern auch auf weniger bekannte Aspekte seines Werks und Lebens hinweist, etwa der bislang nur am Rande dargestellten Gattung der Malerei oder dem politischen Menschen Max Bill. Und was man kaum glauben kann – nach einer großen Ausstellung zum 75. Geburtstag 1983 gab es in Europa bis ins Jahr 2005 keine nennenswerte Bill-Schau.

 

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»da ich seit 10 jahren den begriff konkret verwende«, schrieb Bill 1945 in seiner konsequenten Kleinschrift, »und gewohnt bin ihn zu verteidigen, werde ich dies auch ihnen gegenüber tun um die situation zu klären. unter der bezeichnung konkret haben wir sämtlich möglichen nicht-abstraktenbildnerischen ausdrucksmöglichkeiten vereinigt.« Und weiter: »ich denke es ist unsere aufgabe, diese begriffe zu verteidigen, denn wir sind nicht nur künstler, sondern auch theoretiker und philosophen, vor uns steht die aufgabe, ein neues bild der welt zu schaffen«. (Bill, 26.5.1906) Das und vieles mehr ist im winterthurer Katalog zu erblättern, der wie der Band aus dem Hause MARTA eine hervorragende Begleitung der beiden Ausstellungen bietet. So vollmundig sich das ausmacht, ist es ein Glück, dass dieses immense Œuvre locker einige Museen füllen könnte. So überrascht es nicht, dass in Winterthur zwei, in Herford eine Bespielungsstätte die Möglichkeit bietet, Bills Werk von seinen figurativen Anfängen über die Begegnung mit den Bauhaus-Lehrern Kandinsky, Klee u.a. bis hin zum schulemachenden Design innerhalb der Ulmer Hochschule für Gestaltung in Szene zu setzen. Allein in Herford locken rund 200 Exponate ins Museum, und in Winterthur ist es ohnehin ein Heimspiel.

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