Kataloge

Metro Pictures, Sprüth Magers (Hrsg.): Cindy Sherman. A Play of Selves, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007.

Die Publikation »A Play of Selves« thematisiert die gleichnamige Fotoarbeit Sherman’s. Nach ihrer erstmaligen Ausstellung im Jahre 1976 in der unabhängigen Galerie Hallwalls in Buffalo/New York wurde diese nun im Frühjahr 2007 zum zweiten Mal in der SprüthMagers-Galerie in London gezeigt.

72 Collagen über 16 interagierende Haupt- und Subcharaktere der Protagonistin alias Cindy Sherman, die die Ausstellungswände zieren, machen die Räumlichkeit der Hallwalls-Galerie zu einem begehbaren, virtuellen Filmmanuskript. Die Publikation zeigt die ausgeschnittenen Schwarz-Weiß Fotografien auf schlichtem Eierschalengelb. Die einzelnen Akte werden lediglich durch eine weiße Seite voneinander getrennt. Zurückhaltung und Einfachheit in der Layoutgestaltung ermöglichen eine adäquate Bühne für diese − in Hinblick auf zeitgemäße Bildbearbeitungsmöglichkeiten − in ihrer Umsetzung eher simple Shermansche Fotoarbeit.

Jede dargestellte Figur wurde eigenhändig von der Künstlerin ausgeschnitten und zu einer Erzählung zusammengeführt, die durch ein ebenfalls ausgestelltes handschriftliches Manuskript, gegliedert in vier Akte und ein Finale, erläutert wird. Neben einer beigefügten Skizze, die die Ausstellungsanordnung markiert und dabei ein wenig an Chromosomen in einer DNA-Analyse erinnert, findet sich in dem Buch ebenfalls ein Grundriss des Ausstellungsraumes mit Verweis auf die intendierte Richtung der Raumbegehung. Entgegen des Uhrzeigersinns passiert der Betrachter den ersten bis vierten Akt, das Finale und die handschriftlichen Erläuterungen, um ähnlich wie in den Panoramen des 19. Jahrhunderts eine Zerstreuung in filmischer Darstellung zu erfahren.

Thematisiert Sherman in anderen Fotoarbeiten, in denen sie sich in verschiedenen Rollen selbst ablichtet, oftmals Klischees unterschiedlicher Charaktere, so beschreibt sie im Vorwort zu dieser Publikation den besonderen autobiographischen Aspekt eines ihrer Frühwerke. Dem Expose zu ihrer Arbeit ist zu entnehmen, dass sich »A Play of Selves« auf der einen Seite an Freuds Struktur des psychischen Apparats von Ich, Es, Über-Ich, d.h. die Aufspaltung eines Individuums in unterschiedliche Facetten dieser Strukturelemente anlehnt. Gespalten in u.a. »desire« (Es), »the ideal woman« (Über-Ich) und »the actual main character« (Ich), gelingt dem Ich die Überwindung des Selbst - was am Ende jedoch bleibt ist »the madness«. Auf der anderen Seite fotografiert sie als kritischer Beobachter die übersteigerten Formen sozialer Klischees und stellt sich zugleich selbst als ständige Protagonistin ihrer Bilder − diese Klischees bis ins Groteske steigernd − dar.

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Diese in ihrem Abschlussjahr am Buffalo State College entstandene Arbeit ist, wie sie in dem Vorwort zu »A Play of Selves« selbst beschreibt, »[…] altmodisch, aufrichtig und sonnenklar und doch so sinnfällig dafür, wie mein Werk sich entwickelt hat, in den Ähnlichkeiten so sehr wie in den Unterschieden«. In der Simplizität von ausgeschnittenen Schwarz-Weiß-Fotografien, präsentiert auf blassem Hintergrund und sukzessive aneinandergereiht, beschreibt das Projekt inhaltlich die Grundlage für die folgenden Arbeiten Sherman’s. Ihr an Besessenheit grenzendes Interesse an der Komplexität und Vielschichtigkeit eines Individuums, respektive ihrer eigenen Person, bildet eine Spielwiese für die Inszenierung ihres Selbst in Klischees in ihren anderen Arbeiten.

 

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