Ausstellungsbesprechungen

Museen im 21. Jahrhundert – Ideen Projekte Bauten

Das 19. Jahrhundert ahnte es, das 20. Jahrhundert wusste es, dass die Kathedralen der Neuzeit nicht mehr den Gläubigen galten, sondern der Kunst, dass die heiligen Hallen nicht mehr die Gottsuchenden lockten, sondern als Musentempel die Pilger zur Kunst.

Und im 21. Jahrhundert glaubt man schon, es gäbe überhaupt nur eine publikumswirksame Bauaufgabe. Doch der Schein trügt, denn es kreuzen gleich mehrere Stränge einen Knotenpunkt, der umso dicker ausfällt: Die Museen den 19. Jahrhunderts, die überhaupt erst das Sammeln auch öffentlich machten, platzten im Folgejahrhundert aus den Nähten, wurden erweitert, bedurften der Sanierung (man denke an die Berliner Museumsinsel); darüber hinaus drängten gewichtige Kunstsammlungen ans Tageslicht, suchten ein imposantes Zuhause (etwa Burdas Museum in Baden-Baden); und nicht zuletzt erkannten manche Städte den wirtschaftlichen Nutzwert eines musealen Prestigebaus (allen voran das Guggenheim in Bilbao). Allein in Deutschland gibt es aktuell eine dreistellige Zahl an Museumsneubauten, weltweit kann man das kaum noch ermessen.

Dennoch nähert sich der Bauboom allmählich der Erschöpfung: Die Gelder werden knapp, der Reiz des Neuen wird immer schwerer zu vermitteln (wenn schon kleine Gemeinden einen soundsovielten Gehry-Bau aus dem Boden stampfen, aus denen deshalb noch kein Weil am Rhein erwächst), und andres zu bauen wie etwa Bahnhöfe ist ja auch nicht ohne… Ein Zeichen für die abgeschwächte Fahrt im Museumsbau ist sicher die Düsseldorfer Ausstellung, die mit einem Viertelhundert Projekten Bilanz zieht über das, was in den nächsten Jahren zu erwarten ist bzw. was jüngst an Museen eingeweiht wurde. Freilich, das Potenzial schient noch nicht ausgereizt. Das zeigen die faszinierenden Arbeiten von Tadao Ando (Chichu Kunstmuseum Naoshima, Kagawa, Japan) oder Kisho Kurokawa (Nationales Kunstmsueum, Tokio), von Denton Corker Marshall (Stonehenge Visitor Centre and Interpretative Museum, Wiltshire), von Stephan Braunfels (Pinakothek der Moderne, München) oder Gigon/Guyer (Museum und Park Kalkriese Bramsche), vom UN Studio mit van Berkel und Bos (Mercedes-Benz-Museum, Stuttgart) oder der von Diller Scofidio (Eyebeam Museum of Art und Technology, New York). Aber vieles bietet kaum Überraschendes, und es liegt in den Zwängen der Auswahl, dass manches Meisterwerk übergangen wurde – so lenkte die Riesenbaustelle der Berliner Museumsinsel den Blick auf David Chipperfields Beitrag dort, während dessen nicht erwähntes neues Literaturmuseum der Moderne in Marbach unter den Tisch gefallen zu sein scheint. Doch im Großen und Ganzen macht es Spaß, mit den Modellen einen Überblick über die Museumslandschaft en miniature zu erhalten.

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Die Ausstellung geht nach ihrer Düsseldorfer Station auf eine lange Reise, die erst im Herbst 2009 ihr Ende findet. Ob dann die hier gezeigten Museumsbauten bzw. –entwürfe bereits unter der Rubrik »Alte Hüte« gehandelt werden, wird man sehen. Die Route liegt auf jeden Fall schon mal fest: Rom, Linz, Lyon, Trento, Lissabon, Berlin, Humlebaek bei Kopenhagen, Oslo, Ann Arbor (Mich.), Nashville (Tenn.).

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Di–Fr 10–18 Uhr
Sa/So 11–18 Uhr
Jeder erste Mittwoch im Monat 10–20 Uhr

Eintritt
6,50 / 4,50 EURO
Schulklassen: 2,00 / 3,00 EURO pro Person

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