Tagungen

Öffentliches Seminar: Female Identities in the Post-Utopian. Perspektiven auf den Postsozialismus aus Kunst und Wissenschaft, am 19. und 20. Januar 2017 in Hamburg

Eine spannende Melange aus zwei nach wie vor heiß diskutierten Themenbereichen bietet das öffentlich abgehaltene zweitägige Seminar des Studienschwerpunktes »Zeitbezogene Medien«. Darin werfen die Vortragenden einen Blick auf feministische Identitäten in der Gegenwart, aber auch auf deren Verhältnis zur sozialistischen Vergangenheit in Osteuropa.

Während eine künstlerische Beschäftigung mit Fragen zu Identität, Gender und Erinnerung an die sozialistische Vergangenheit in den 2000ern noch wenig verbreitet war, schauen gegenwärtig viele Künstlerinnen aus dem ehemaligen »Osten« retrospektiv in die Zukunft — das heißt, sie unternehmen retro-utopische Exkursionen in die Vergangenheit, um dort uneingelöste und verborgene Potentiale für ein neues Verständnis von weiblicher Subjektivität und Gender zu entdecken. In einer post-utopischen Zeit, in der der Kommunismus nicht länger als ein Versprechen, als Utopie oder Vision angesehen wird, sondern als ein Ereignis aus der Vergangenheit und ein ausrangiertes politisches Projekt, lässt sich beobachten, dass seitens der Künstlerinnen und Künstler eine neuerliche Konzentration auf die sozialistische Zeit und die Transformationsphase nach 1989/1991 stattfindet, die dazu dient, eine kritische Distanz zur Gegenwart zu etablieren und eine andere Zukunft zu imaginieren. Vor diesem Hintergrund geben viele zeitgenössische Filme und Videoarbeiten Aufschluss über genderspezifische Erfahrungen und Herausforderungen von Frauen in einer postsozialistischen Gegenwart.

Das Public Seminar erforscht Perspektiven auf die postsozialistische Transformation sowie damit in Verbindung stehende künstlerische als auch theoretische Positionen und Diskurse aus Kunstgeschichte, Kunsttheorie, Kunst- und Geschichtswissenschaft. Anhand visueller Lektüren treten folgende Fragen auf: Wie denken Künstlerinnen aus heutiger Sicht über die sozialistische Vergangenheit und die Transformation? Wie positionieren sie sich gegenüber feministischen und postidentitären Diskursen? Was sind die Besonderheiten, die diese in die Gegenwart hineinragende Vergangenheit mit sich bringt? Welche retro-utopischen Potentiale lassen sich in Bezug auf weibliche Identität und Gender ausmachen?

Programm

Donnerstag, 19. Januar

10:00 Uhr Ankunft mit Tee und Kaffee

10:30 Uhr
Begrüßung: Ulrike Gerhardt, Lene Markusen

10:45 Uhr
Panel 1 (de): Mythen des (post)sozialistischen Alltags

Monica Rüthers, Professorin für Osteuropäische Geschichte, Universität Hamburg: Von der Matrjoschka zur Barbie. Postsowjetische Arbeit am weiblichen Körper

Lene Markusen, Filmemacherin, Hochschule für bildende Künste Hamburg: Die Geschichte einer Freundschaft. Gedanken und Hintergründe zum Film »Sankt – Female Identities in the Post-Utopian« (Deutschland 2017, 50:00 min.)

Ulrike Gerhardt, Kunstwissenschaftlerin, Promovendin, Lüneburg/Hamburg: Ewiges Warten. Poetiken des Zeitkonsums in Chantal Akermans »D’Est« (From The East, 1993), Sasha Pirogovas »Queue« (2014) und Lene Markusens »Sankt–Female Identities in the Post-Utopian« (2017)

Moderatorin: Elena Korowin, Kunstwissenschaftlerin, Albert-Ludwigs -Universität Freiburg

12:15 – 13:00 Uhr Mittagspause

13:00 Uhr
Panel 2 (en): Feminist Art Beyond the Margins

Ana Bogdanović, Kunsthistorikerin, Promovendin, Universität Belgrad: Performing the Marginal – Enacting a Myth: Marina Abramović and the Balkans

Katja Kobolt, Kuratorin, München: (A)Politicality of Retro-Utopia through Private: Public ReConfigurations: The Films of Jasmina Cibic

Anna Bitkina, Kuratorin, St. Petersburg/Utrecht: Socially and Politically Engaged Feminist Art Initiatives in Russia Today: In Search of a Platform for a Possible Dialog Between the Government and Citizenry

Moderatorin: Suza Husse, Kuratorin und Kulturforscherin, District Berlin

14:30 – 15:00 Uhr Kaffeepause

15:00 Uhr
Panel 3 (de/en): Gender Performance im dokumentarischen Film und Video

Sophie Krambrich, Studierende, Hochschule für bildende Künste Hamburg: »Ich bin eine Frau, wie kann ich glücklich sein?« –»Luderschulen« in Moskau

Petra Lange-Berndt, Professorin für Kunstgeschichte, Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg, Politiken der Marginalität

Anetta Mona Chişa, Künstlerin, Prag: Uncomfortable Heritage

Anabela Angelovska, Filmemacherin, Hamburg: Kanun, Kommunismus und geschworene Jungfrauen. Notizen zum Film »HAKIE – HAKI. Ein Leben als Mann« (Deutschland 2015, 29:00 min.)

Moderatorin: Jana Seehusen, Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin, Hochschule für bildende Künste Hamburg

Freitag, 20. Januar

10:00 – 13:00 Uhr
Screenings (mit englischen Untertiteln)

Lene Markusen: »Sankt – Female Identities in the Post- Utopian«, Deutschland 2017, 50:00 min. (Preview)

Jasmina Cibic: »Tear Down and Rebuild«, 2015, 15:28 min.

Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová: »Manifesto of Futurist Woman (Let’s conclude)«, Slowakei/Deutschland 2008, 11:23 min.

Anabela Angelovska: »HAKIE – HAKI. Ein Leben als Mann«, Deutschland 2015, 29:00 min.

Podiumsdiskussion (in englischer Sprache) mit Anabela Angelovska, Anetta Mona Chişa und Lene Markusen

Moderatorin: Bettina Steinbrügge, Direktorin Kunstverein Hamburg

Konzept: Lene Markusen (Hochschule für bildende Künste Hamburg) und Ulrike Gerhardt (Leuphana Universität Lüneburg). Assistenz: Sophie Krambrich. Grafikdesign: Julian Mader

Weitere Informationen zum Seminar und den Vorträgen sowie Filmen unter www.hfbk-hamburg.de

Eine Veranstaltung des Studienschwerpunkts Zeitbezogene Medien in Kooperation mit dem Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg und District Berlin

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