Ausstellungsbesprechungen

Photoarbeiten von Maziar Moradi und Sebastian Denz in der Robert Morat Galerie in Hamburg

Bis 31. Oktober 2009 präsentiert die Robert Morat Galerie in Hamburg in einer spannungsreichen, klarsichtigen Parallelausstellung die blickfängerischen Photoarbeiten von Maziar Moradi und Sebastian Denz. Zu sehen ist unter anderem die mit dem Otto-Steinert-Preis ausgezeichnete Serie „1979“ Moradis sowie die mit dem BFF-Förderpreis ausgezeichnete Serie „SKATEBOARDING.3D“ von Denz.

„1979“ & „Ich werde deutsch“ Photoarbeiten von Maziar Moradi

Der 1975 im Iran geborene und heute in Berlin wirkende Künstler Maziar Moradi zeichnet in aufwändig inszenierten Portraits eigener Angehöriger die Geschichte seiner Familie nach, die in der Folge der islamischen Revolution 1979 aus dem Iran emigrieren musste und nun über die ganze Welt verstreut lebt. Die Serie wurde bereits international ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet. Einfühlsam tastet sich der Photograph an die Menschen heran, zeigt ihre Verlorenheit, ihre Hilflosigkeit, vor allem aber ihre Schönheit im Bild. Etwa die Frau, die umflossen von schwarzen Stoffbahnen vor einer herben, hügeligen Landschaft bei Tagesanbruch (?) uns ihr nachdenkliches Gesicht zuwendet, das durch das Licht- und Schattenspiel eine geheimnisvolle, anziehende Wirkung erfährt.

Die zweite, aktuelle Serie „Ich werde deutsch“ lässt auf das Thema „Emigration“ das Thema „Immigration“ folgen: „Hier portraitiere ich“, so Moradi, „die Einzelschicksale von Menschen mit Migrationshintergrund, die als Kinder zum Teil aus politischen Gründen oder auch als Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen.“ Und so begegnet uns ein Paar in einem Auto, das das ungeschönte Aufeinanderprallen zweier Kulturen in klarer Bildkomposition zeigt. Die Geschichten, die aus dem Bild uns entgegenströmen sind traurig, aber real. So auch die Aufnahme einer dunkelhäutigen, hübschen, jungen Frau, die von einem Berg hellhäutiger Puppen umgeben ist. In eindringlicher, ästhetischer Bildsprache verdeutlicht diese Serie die Isolation, das Unbehagen in einem fremden Land und die innere Zerrissenheit.

„SKATEBOARDING.3D“ Photoarbeiten von Sebastian Denz

Der 1974 geborene Sebastian Denz studierte bei Prof. Katharina Bosse und Prof. Dr. Andreas Beaugrand an der FH Bielefeld und lebt heute in Hamburg. Bei seiner photographischen Serie „SKATEBOARDING.3D“ unternimmt er einen Ausflug in die urbane Welt der Skateboarder und lässt mit Hilfe einer sonderangefertigten Stereokamera, die für 20 x 25 cm-Negative ausgerüstet ist, hyperreale 3D-Räume entstehen. Auch wenn beim Betrachten der fast lebensgroßen Abzüge mit einer 3D-Brille zunächst der technische Aspekt der Serie im Vordergrund stehen mag, beschäftigt sich der Photograph doch primär mit einer theoretischen Überlegung: „Ich stelle“, so Denz, „einen hybriden Raum zur Diskussion, der sich zwischen virtuellem und realem Raum findet, einen ‚Postvirtuellen Raum’!“

Die Räume, steril oder in Streetart-Manier mit Graffitis ausgestaltet, oszillieren zwischen Realität und Imagination und binden dabei die jungen Skateboarder spannend in ihre Gefüge ein. Denz lässt Räume ineinander fallen, die von kraftvollen und spielerischen Bewegungen eine ästhetische Ballung erhalten, die anlockt, zurückdrängt und uns zwingt, alte Sehgewohnheiten neu auszuloten.

Insgesamt überzeugt die Robert Morat Galerie mit einer hervorragenden Präsentation der Werke von Maziar Moradi und Sebastian Denz, die perspektivschärfend, temporeich und dynamisch zurückgefahren, gewaltig und subtil einen Besuch absolut verdient haben!

Zur Serie „1979“ bereitet der Kehrer Verlag eine Publikation vor. Das Buch zur Serie „SKATEBOARDING.3D“ ist bereits im Prestel Verlag erschienen.

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