Ausstellungsbesprechungen

Santos Chavez. Das Lebenswerk

Ohne den tausende Jahre alten Schätzen im Chilenischen Museum für pre- kolumbianische Kunst in Santiago zu nahe treten zu wollen, doch seit gut einem Monat weht an jenem geschichtsreichen Ort ein frischer Wind.

Meeresrauschen und Vogel-gezwitscher flüstern im Kanon und begleiten den Besucher durch die Retrospektive des 2001 verstorbenen Künstlers Santos Chavez.

 

Nach dem Militärputsch Pinochets vor knapp 30 Jahren flüchtete der Mapuche-Indio Chavez in den Okzident. Erst nach Madrid. Anschließend ließ sich der Exilant für 18 Jahre in Ost-Berlin nieder. In seinem Gepäck hatte er alles, was er benötigte, um weiter an seinem Lebenswerk zu schaffen. Er fertigte Holzschnitte an. “Es ging um Liebe ohne Rührseligkeit, Heimatgefühl ohne Pathos, Schlichtheit, die nicht mit Naivität verwechselt werden darf”, schätzte die Berliner Zeitung die Themen von Chavez’ Arbeiten einst treffend ein.

 

Die Ausstellungsmacher in Santiago de Chile würdigen ihren Landsmann, der 1994 wieder in seine Heimat zurückkehrte, mit einer besonders gefühlsbetonten Schau. Die Werke schweben in der Luft, wie in Chavez’ Motiven die Frauen auf den Wolken. Seine dargestellten Bäume, die sich im Wind biegen und die Indios auf ihren Pferden sind unkonventionell im Kreise angeordnet. Ein Gang durch die Präsentation ist wie das Blättern in einem Bilderbuch. Dazu akustische Untermalung.

 

Dass Chavez während seiner Zeit in der DDR tatsächlich Kinder- und Jugendbücher illustriert hat, erfährt der Besucher im letzten Ausstellungsraum. “Der Mann mit der Rose” (Kinderbuch-Verlag, 1983) und “Ein Känguru in Bernau” (Aufbau-Verlag, 1984) liegen dort aufgeschlagen.

 

Das Kapitel aus der Epoche vor der Entdeckung Amerikas ist im Museum freilich nicht geschlossen. Wer über die alten Kulturen des Kontinents etwas erfahren möchte, ist in der Dauerausstellung hervorragend aufgehoben. Die Werke von Santos Chavez sind ein kleines Stück neuere, chilenische Geschichte.

Weitere Informationen

Chilenisches Museum für Prekolumbianische Kunst

Bandera 361

Santiago de Chile

http://www.museoprecolombino.cl

 

Öffnungszeiten:

Dienstags bis Samstags 10 – 18 Uhr

 

Eintritt:

2000 Pesos (rund 2,50 Euro), mit internationalem Studentenausweis frei
 

Die Ausstellungsrezension zum Lebenswerk Santos Chavez entstand während einer Recherchereise, die Michael Billig und Marcus Häußler von April bis Oktober 2004 nach Asien und Südamerika führt(e). Im Mittelpunkt dieser Reise steht eine Recherche über Motive, die Leute aus Deutschland zum 'Aussteigen' bewegte. So such(t)en Michael Billig und Marcus Häußler 'Aussteigertypen' auf, um über deren Leben einen Eindruck zu gewinnen und darüber zu berichten.

Ausführlichere Informationen zu dem Projekt unter:

http://reisen.iley.de

 

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