Meldungen zum Kunstgeschehen

Schließung der Hamburger Galerie der Gegenwart bis Oktober 2010

Brandschutz statt Sparzwang: Die Hamburger Kunsthalle wird ihre "Galerie der Gegenwart" bis Herbst 2010 größtenteils sperren. Als Grund nennt der Geschäftsführer Sanierungsbedarf. Der Freundeskreis der Galerie hatte zuvor über verdeckte Sparmaßnahmen spekuliert

Rästelraten um die überraschende Schließung von Teilen der Hamburger Galerie der Gegenwart, die bis voraussichtlich Oktober 2010 andauern wird. Nur das Sockelgeschoss bleibt geöffnet. Damit verliert Hamburgs größtes Kunstmuseum während der gesamten Sommersaison einen seiner attraktivsten Ausstellungsbereiche.

Aus brandschutztechnischen Gründen sei die Schließung bereits am 11. Mai nötig geworden. Ähnlich äußert sich die Kulturbehörde mit Senatorin Karin von Welck. Es sei festgestellt worden, dass mehr als 150 Brandschutz-Klappen dringend ausgetauscht werden müssten. Eine entsprechend dringliche Aufforderung des Gebäudebesitzers IMPF (Hamburgische Immobilien Management Gesellschaft) lag vor, die \"Gefahr im Verzug\" als Grund nannte.

Susanne Frischling, Sprecherin der Kulturbehörde, sagte dazu: \"Wenn uns vom Vermieter, der sich auf einen Gutachter beruft, Gefahr im Verzug gemeldet wird, dann stehen wir in der Verantwortung. Wir haben gar keine andere Wahl, als die Galerie der Gegenwart sofort zu schließen, sonst würden wir gegebenenfalls Besucher oder Objekte gefährden. Man kann die Brandschutzklappen auch nicht nach und nach, Raum für Raum austauschen.\"

Laut Frischling besteht kein Zusammenhang mit den finanziellen Problemen, die die Hamburger Kunsthalle hat. Auch Roman Passarge, Geschäftsführer der Kunsthalle, widersprach der Darstellung des Vereins \"Freunde der Kunsthalle\", der ausschließlich Sparzwänge als Grund für die Schließung vermutete. Es sei zwar richtig, dass die Kunsthalle sparen müsse, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Ursächlich für die Schließung sei der Sparzwang aber nicht, sagte er. Nach der Sanierung des Gebäudes werde man sich bemühen, schnell wieder zu eröffnen.

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und Kulturexpertin Dorothee Stapelfeldt bezweifelte dies im \"Hamburger Abendblatt\" (Sonnabendausgabe): \"Erstaunlich ist, dass eine solche Maßnahme gleich eine Schließung von fünf Monaten nach sich ziehen soll. Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas bei einem großen Museum in Paris oder London so lange dauern würde.\" Die Ausstellung des britischen Künstlers David Tremblett, die von Ende Juni bis Ende Oktober 2010 laufen sollte, wird nach Angaben des Museums vorerst nicht zu sehen sein.

Der Freundeskreis der Hamburger Kunsthalle, dessen Vorsitzender Ekkehard Nümann auch Mitglied des Stiftungsrates ist, wurde von der Schließung völlig überrascht. \"Ich sehe in der Schließung eine Katastrophe. Wir haben in letzter Zeit so viele junge Leute für den Freundeskreis gewonnen\", sagte er. Auch für die Mäzene, die dem Haus ihre Sammlung vermacht hätten, sei die Schließung ein Schlag. \"Bisher wurde mit uns immer die Frage diskutiert, ob vielleicht der Altbau der Kunsthalle geschlossen werden sollte, damit das Defizit von 200 000 Euro verschwindet. Das wäre eine politische Entscheidung, und dazu müsste die Senatorin dann auch stehen. Ich halte diese Sache mit den Brandschutzklappen für vorgeschoben.\"

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