Ausstellungsbesprechungen

Stefan Emmelmann – Zeichnungen. Susanna Messerschmidt – Latexobjekte

»schöne neue welt« ist die Ausstellung in der Galerie Wollmann insgeheim überschrieben, was uns nun nicht gleich in orwellsche Düsternis reißen muss – es ist eher ein Unbehagen an der nur vermeintlich klaren Sicht auf die Dinge und der hinnehmungsfreudigen Erkenntnis, dass die Welt um uns herum berauschend schön sein kann, ohne dass wie sie auch nur im Ansatz begreifen, alles Wissen hin oder her.

Die Bandbreite im Werk von Stefan Emmelmann (geb. 1954) ist beeindruckend: Von der Keramik, ja der Architekturkeramik kommt er her, durch die zurückhaltende, granithaltige Schule des Bildhauer-Stars Ulrich Rückriem ist er als Gast gegangen, als Lehrer befasst er sich mit dem Komplex Sprache bzw. Schrift und Malerei – und er ist, man möchte fast sagen, dessen ungeachtet, einer der ganz großen Zeichner, der sich hintergründig als Fotograf beschäftigt.

 

Die Ausstellung bei Wollmann konzentriert sich auf das zeichnerische Genie Emmelmanns. Seine Bilderstaffel »Sublimal Space« überströmt das Betrachterauge in scheinbar gestischer Handschrift, doch täuscht diese darüber hinweg, dass Emmelmann einer strengen Strich- und Schraffurregie folgt. Er bedient sich einer Schablonentechnik, die schon jeglichem Informel einen Riegel vorschieben würde. Innerhalb der Serie dominiert das Schwarzweiß, wenn auch in einigen Beispielen die Farbe ins Spiel genommen wird, um dem Flimmern eine noch gesteigerte Dynamik zu verleihen. Deren Ursprung liegt noch ein paar Phasen zurück: Emmelmann grundiert seine Werke bevorzugt mit Digitaldrucken von Fotoaufnahmen, deren naturnahen Motive zwar nicht mehr auszumachen sind, die aber über die Abstraktion in der Bearbeitung zu Raumphantasien werden, die uns gleichermaßen anziehen wie sie uns auf Distanz halten: Irritiert übt sich unser Auge in der Wahrnehmung von wogenden Feldern und fließenden Elementen, doch lassen uns die Linienstrukturen nicht wirklich an der Illusion teilnehmen, indem sie bleiben, was sie sind.

 

»schöne neue welt« ist die Ausstellung in der Galerie Wollmann insgeheim überschrieben, was uns nun nicht gleich in orwellsche Düsternis reißen muss – es ist eher ein Unbehagen an der nur vermeintlich klaren Sicht auf die Dinge und der hinnehmungsfreudigen Erkenntnis, dass die Welt um uns herum berauschend schön sein kann, ohne dass wie sie auch nur im Ansatz begreifen, alles Wissen hin oder her. Diese Einsicht bestätigt auch Susanna Messerschmidt (geb. 1962) mit ihrem knallroten Latexwurm, der sich wie ein roter Faden des Denkens durch die Ausstellungsräume windet und sich doch nur partiell zeigt. Wüssten wir nicht um die begriffsschlaffe Beschaffenheit des Materials, würden wir den stacheligen Röhren, die – halb Natur, halb bloße Hohlform – optisch mehr Festigkeit andichten. Die Welt ist nicht, was sie scheint, aber wie (er)scheint sie nur? Emmelmann und Messerschmidt verweigern sich einer Antwort, aber sie stellen sich und uns viele Fragen und formulieren unausgesprochene Aussagen: »if you`re going to take a seat« heißt ein weiteres sitzähnliches Objekt von Susanna Messerschmidt, und zum Glück verbietet uns die museale Umgebung, die Konsequenzen davon auszutesten. Gesehen aber sollte man die Arbeiten aber schon…

 

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