Buchrezensionen, Rezensionen

Streifzüge durch die Gartengeschichte und Geschichten von prachtvollen Gärten

Osterglocken, Tulpen, Schachbrettblumen und viele Obstbäume stehen bereits in voller Blüte und das junge, leuchtende Grün der Laubbäume beginnt zu sprießen. Gartenliebhaber sind derweil fleißig mit den Vorbereitungen für den Sommer beschäftigt, planen Umgestaltungen ihrer Gärten oder Reisen, um sich von herrschaftlichen Parkanlagen, botanischen Sammlungen oder wild verwunschenen, englischen Cottage-Gärten inspirieren zu lassen. Unsere Autorin Verena Paul stellt Ihnen sieben jüngst erschienene Bücher zum Thema ›Garten‹ vor.

Skea © Cover Seemann | Howcroft © Cover DVA | Oster © Cover Primus | Siegmund © Cover Königshausen & Neumann | Frank © Cover DuMont | Kuhbier © Callwey | Giebel © Cover Primus
Skea © Cover Seemann | Howcroft © Cover DVA | Oster © Cover Primus | Siegmund © Cover Königshausen & Neumann | Frank © Cover DuMont | Kuhbier © Callwey | Giebel © Cover Primus

In ihrer Dissertation »Der Landschaftsgarten als Gegenwelt« leistet Andrea Siegmund einen – so auch der Untertitel der im Verlag Königshausen & Neumann publizierten Arbeit – wichtigen »Beitrag zur Theorie der Landschaft im Spannungsfeld von Aufklärung, Empfindsamkeit, Romantik und Gegenaufklärung«. Hierbei rückt die Autorin »Subjektideal und Gesellschaft« sowie »Ästhetik- und Landschaftsideal« aufklärerischer, empfindsamer, romantischer und gegenaufklärerischer Konzeptionen des Landschaftsgartens ins Zentrum. Zudem untersucht sie, inwiefern sich das jeweilige Landschaftsideal in Gartentheorie und –praxis integriert und welche Bedeutung die Architekturstaffagen in den unterschiedlichen Gartenszenen besitzen. Im Zuge dessen wird – unter Berücksichtigung von verschiedenen, zwischen 1710 und Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Gartenanlagen – ein Idealtypenmodell entwickelt, das bei der Interpretation von Gartentheorie und Gartenkunst hilfreich sein soll. Die Landschaft – so die These Siegmunds – muss sich in ihrer Erscheinung keineswegs gravierend ändern, um Ausdruck eines gewandelten Weltentwurfs zu werden, weshalb zwischen aufklärerischen, empfindsamen, romantischen und gegenaufklärerischen Entwürfen Verbindungslinien bestehen. Der empfindsame Entwurf – um ein Beispiel herauszugreifen – übernimmt von der Aufklärung den Gedanken der Ordnung von landschaftlicher Vielgestaltigkeit durch das Subjekt. Allerdings herrscht nun zwischen den einzelnen Gartenszenen eine »harmonische Ausgewogenheit des Empfindungsganzen«. Kurz gesagt: Die verschiedenen Landschaftsentwürfe knüpfen aneinander an, werden variiert und umgedeutet. Insofern ist verständlich, warum eindimensionale Erklärungsmuster an der Oberfläche verharren und erst eine differenzierte Betrachtung die Stilkombination hinreichend erklären kann. Eine wissenschaftlich fundierte, komplexe Arbeit, die tiefe Einblicke sowohl in die Geschichte des Landschaftsgartens als auch in die Kunst-, Kultur- und Literaturgeschichte gewährt.

Eine Kulturgeschichte der Gärten in Deutschland legt Sabine Frank mit ihrem im DuMont Buchverlag erschienenen Werk »Mein Garten ist mein Herz« vor. Der Autorin ist sehr wohl bewusst, dass der ihr zur Verfügung stehende Raum der Monografie »nur einen Streifzug durch das Thema erlaubt«. Und so nimmt sie den Leser mit zu einem »feuilletonistische[n] Spaziergang«, der »von Interesse und dem Wunsch nach Überraschungen« geleitet ist und wagt den Spagat zwischen Wissenschaft und Unterhaltung. Herausgekommen ist eine reich bebilderte, informative und spannend zu lesende Publikation, die neben der historischen Entwicklung des Gärtnerns in Deutschland unter anderem den Beruf des Gärtners, den Volkspark oder Gartenschauen betrachtet. Nicht zuletzt besteht der Reiz des Buches in der Einbindung von gartengeschichtlichen Reflexionen aus »Fachbüchern, Gartenzeitschriften und der schönen Literatur«. Von der Literatur sei der Garten, wie die Autorin erklärt, »als Exil der Schönheit und der Phantasie nach jeder neuen historischen Katastrophe […] immer wieder neu entdeckt worden: von den Barockdichtern, für die der Garten ein Refugium im Inferno des Dreißigjährigen Krieges ist, über die alten und neuen Romantiker, denen eine verzauberte Gartenwelt Schutz vor den Zumutungen der Moderne verspricht, bis zu den Lyrikern der 50er und 60er Jahre«, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Natur Trost suchen. Nach der Lektüre von Sabine Franks Band wird der Leser den Garten möglicherweise mit anderen Augen sehen und Lust bekommen, die vorgestellten Orte – etwa das in einen wunderschönen Park eingebettete Schloss Sanssouci – zu besuchen.

In der im Primus Verlag erschienenen Monografie »Rosen und Reben« geleitet Marion Giebel den Leser zu den Gärten der Antike. Sie erzählt von den Gärten und Pflanzen der Mythologie, von persischen Gartenanlagen, von Nutzgärten und den damit verbundenen Gaumenfreuden sowie von der Gartenkunst im alten Rom. So suchte beispielsweise Plinius in der Natur einen Rückzugsort, jedoch nicht ohne Komfort. »In seinem Gartenpavillon liegt man, im Schatten eines üppigen Weinstocks, in gedämpftem Licht auf einem Ruhebett und fühlt sich, so sagt er, wie im Wald, nur spürt man nicht wie im Wald den Regen!« Natur und Bauwerke sollen im Zusammenspiel, fährt Giebel fort, »einen ästhetischen Genuss bieten und ein ‚Gesamtkunstwerk’ darstellen. Dazu gehören die Gartenanlagen, die vom Haus selbst gar nicht getrennt sind. Alles geht ineinander über« und so machen Illusionsmalereien das Verwirrspiel komplett, denn es stellt sich bisweilen die Frage, ob man sich nun im Haus oder im Garten befindet. Ein informatives, reich bebildertes Bändchen, das nicht zuletzt durch die eingestreuten Zitate antiker Dichter und Denker zu einem wahren Lesegenuss wird.

Ein bibliophiles Schmuckstück ist der im Callwey Verlag erschienene Bildband »Kluge Menschen und ihre schönen Gärten« von Anke Kuhbier. Hier stellt die Autorin das Leben und die Gärten von 20 prominenten Menschen aus Literatur, Kunst und Politik vor. Begleitet werden die Texte von qualitativ hochwertigem Bildmaterial in Gestalt von Zeichnungen, Stichen, Gemälden und Fotografien. Außerdem fasst Kuhbier in einem originell gestalteten ›Kästchen‹, das sich am Ende eines jeden ›Porträts‹ befindet, markante Elemente des jeweiligen Gartens zusammen. Neben dem englischen Weinkritiker Hugh Johnson, der mit Pflanzen sich ständig wechselnde Gartenbilder kreiert oder mit seiner Baumsammlung »eine subtile Form von Land-Art« entwickelt, steht beispielsweise das puristische Gartenexperiment Loki Schmidts am Brahmsee, »wo sie beobachtet, was die Natur hervorbringt, wenn man sie lässt.« Und natürlich erhält der Leser auch Einblick in Künstlergärten wie etwa jene von Claude Monet oder Emil Nolde, die »ihre Gärten wie ihre Paletten genutzt« haben. Obwohl die gezeigten Gärten und ihre Bewohner bisweilen gänzlich unterschiedlich sind, verbindet sie doch, wie die Autorin selbst anmerkt, »die Liebe zur Natur, die Liebe zu Pflanzen, zu Landschaften und immer wieder auch die Liebe zum Gärtnern.« Ein großartig gestaltetes Buch, bei dem ich regelrecht ins Schwärmen geraten könnte und deshalb als Geschenk für Gartenliebhaber uneingeschränkt empfehlen möchte!

In dem im E.A. Seemann Verlag publizierten Bändchen »Van Goghs Gärten« stellt Ralph Skea die Gärten vor, die van Gogh zu Zeichnungen und Gemälden inspirierten. Obgleich diese Arbeiten weniger bekannt sind als die Landschaften, Porträts oder Stillleben van Goghs, so eröffnen die »Gartenbilder neue Einblicke sowohl in seine zeichnerischen als auch in seine malerischen Leistungen«, wie der Autor betont. Skea verfolgt das Thema ›Garten‹ etappenweise durch das Gesamtwerk des niederländischen Malers und zeigt dem Leser zunächst die kleinen niederländischen Pfarrgärten, gefolgt von den Kleingärten am Montmartre und den romantischen Stadtparks von Paris und schließlich die provenzalischen Szenerien und Gärten von Auvers. Kurze Briefauszüge, die den Gemälden zur Seite gestellt werden, verdeutlichen, dass die Entwicklung des Künstlers eng mit dem Malen von Gärten verwoben ist. Ein reich bebildertes, erfrischend zu lesendes Buch, das als Einstieg in das Werk van Goghs genutzt werden kann, aber auch dem van-Gogh-Kenner große Freude bereiten wird.

Uwe A. Oster präsentiert in dem im Primus Verlag erschienenen Buch »Fürstliche Gärten in Bayern« 25 Parks und gibt spannende Einblicke in deren Geschichte. Nachdem der Autor die Gartengeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit als Hintergrundinformation gebündelt hat, begleitet er den Leser auf Spaziergängen etwa durch ›Europas schönsten Pfarrgarten‹ (Hofgarten Würzburg) oder die ›Märchenwelten eines Königs‹ (Schlosspark Linderhof). Parallel werden die zentralen Sehenswürdigkeiten sowie die Gartenanlagen beschrieben. Kurze, knackige Texte und sehr gutes Bildmaterial animieren den Leser zu Besuchen der fürstlichen Parks, wobei das Bändchen beim »Spaziergang durch Raum und Zeit«, so eine Formulierung Osters, als informativer Begleiter fungieren kann.

Mit Heidi Howcrofts »Gartenreiseführer Südwestengland« legt die Deutsche Verlags-Anstalt einen mit nützlichen Informationen gespickten, reich bebilderten und einfach zu lesenden Reisebegleiter vor. Und als solcher soll er handlich sein, weshalb die Autorin sich auf das Herz des ›West Country‹ beschränkt: »auf Cornwall, Devon, Dorset und Somerset mit Stourhead Garden als ›Grenzgänger‹, insgesamt auf einundfünfzig Gärten und diverse Landschaften.« Dabei wird deutlich, wie unterschiedlich die Gärten sind: neben Parkanlagen und Cottage-Gärten werden uns subtropische Paradiese, botanischen Sammlungen und architektonische Gartenanlagen vorgestellt. Und wer es vor dieser Lektüre noch nicht wusste, der weiß es spätestens jetzt: »Ein Englandurlaub ohne Gartenbesuch ist wie Brot ohne Butter.« Ein tolles Buch – nicht nur für Englandliebhaber und Gartenreisende!

Weitere Informationen

Ohne fleißige Gärtner und ihre Handwerkzeuge wäre so mancher Garten nicht das, was er heute ist. Gartenfreunden, die sich einen fundierten Überblick über historische Gartengeräte verschaffen wollen, empfiehlt die Redaktion »Hippe, Krail und Rasenpatsche - Zur Geschichte der Gartengeräte« aus dem VDG Weimar.

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