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Studienkurs: Wasser-formen: Geschichte, Gestalt und Semantik eines Elements, vom 9. bis 16. Oktober 2016 in Florenz

Dem Thema Wasser widmet sich dieses Mal der Studienkurs des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, denn für die Kunst stellt das Wasser eine besondere Herausforderung und zugleich ein faszinierendes Bildelement dar. Studierende in höheren Semestern, Doktoranden und Postdocs sind eingeladen, Erscheinungsformen und Semantiken des Wassers in der Kunst zu diskutieren. Bewerbungsschluss: 31. März 2016.

Marcel Odenbachs 2012 entstandene großformatige Collage Ein Tag am Meer, in deren bewegte Meeresoberfläche bewusst die Flüchtlingsthematik eingeschrieben ist, bringt in geradezu idealer Weise die visuelle Vielschichtigkeit und symbolische Polyvalenz des Phänomens Wasser zum Ausdruck. Es ist ein Beispiel, das zeigt, dass das Wasser – schon in antiken Kosmogonien und Philosophien als Ursprung des Kosmos gedeutet – wie kein anderes Element aufs engste mit der Kulturgeschichte der Menschheit verwoben ist. Im Mythos wie in der Religion ist es omnipräsent, ebenso wie ihm in der Wissenschafts-, Technik- und Medizingeschichte eine zentrale Bedeutung zukommt. Seine lebenserhaltenden und zugleich zerstörerischen Kräfte bedingen dabei bis heute ein ambivalentes Verhältnis des Menschen zum Wasser, das aufgrund seiner Ubiquität über die Jahrhunderte hin eine Vielfalt von poetischen und visuellen Bildern und Symbolbedeutungen hervorgebracht hat. Diese reichen von Fruchtbarkeit, Erotik und Geburt über Reinigung, Heilung und Taufe bis hin zu Tod, Bedrohung durch Sintflut und Ertrinken im Meeressturm. Aktuell werden mit dem Wasser vorwiegend die Gefahren ansteigender Meeresspiegel und drohenden Wassermangels assoziiert.

Für die bildenden Künste stellten und stellen die dem Wasser eigene Stofflichkeit, seine Transparenz, Beweglichkeit, Reflexion sowie seine ungreifbare Tiefe besondere Herausforderungen dar. Dies gilt für die malerische und fotografische Wiedergabe seiner komplexen Manifestationen, aber auch für die (kunstvolle) Inszenierung des Wassers selbst, die auf außergewöhnliche visuelle, haptische und akustische Effekte abzielt und oftmals, wie beim Brunnenbau oder bei hydraulischen Automaten, mit der Technikgeschichte Hand in Hand ging. So finden etwa Gartenanlagen ihre Voraussetzung in der Präsenz von Wasser und werden in weiten Teilen durch eigens geschaffene Wasserarchitekturen und -installationen geprägt, während die Land Art des zwanzigsten Jahrhunderts es verstärkt mit ökologischen Fragen in Verbindung bringt.

Doch auch im großen Maßstab spielt Wasser für die ästhetische Naturwahrnehmung eine entscheidende Rolle: Seine Kraft erzeugt und gestaltet Landschaften; im Gegenzug wird es selbst durch diese zu Flüssen, Seen und Wasserfällen geformt. Großräumliche menschliche Eingriffe in das Landschaftsbild, wie bei Fluß- und Küstenregulierungen, finden ihren Anlass fast immer darin, Wasser unter Kontrolle zu bringen. So ist die Beherrschung dieses Elementes immer auch als Ausdruck von Macht verstanden und seine Verfügbarmachung oder alleinige Inszenierung in Brunnen als Sinnbild für Wohlstand und Reichtum gedeutet worden. Wasser übernimmt damit eine entscheidende Rolle in der herrscherlichen Selbstdarstellung und erhält zugleich eine politische Dimension.

Diese vielfältigen Zusammenhänge ermöglichen es unter anderem, über folgende Fragen nachzudenken: Wie lässt sich das stets mutierende Phänomen Wasser in Kunst und Architektur darstellen und zugleich (formal)analytisch erfassen? Wie ist seine ästhetische und konzeptuelle Dimension aus unterschiedlichen (kulturellen) Perspektiven zu bestimmen? Inwiefern und wie hat sich die Auseinandersetzung mit diesem Element seit dem Aufkommen der Fotografie, des Films beziehungsweise digitaler Medien verändert? Und welche ökologischen, ethischen oder politischen Implikationen sollen und werden in Bezug auf das Wasser thematisiert und problematisiert?

Anliegen des Studienkurses ist es, sich den Semantiken und Erscheinungsformen des Wassers gezielt in einer Perspektive der longue durée zu widmen und die komplexe architektonische und künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Element zu analysieren. Dies geschieht durch Besuche ausgewählter Objekte in den Regionen Toskana, Umbrien und Latium, die durch theoretische Seminarsitzungen, Filmvorführungen und Vorträge in Florenz ergänzt werden sollen. Es ist uns dabei ein dringendes Bedürfnis, auch die Aktualität des Themas angesichts gegenwärtiger ökologischer und politischer Entwicklungen miteinzubeziehen.

Die Ausschreibung wendet sich an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden sowie PostDocs in einer frühen Phase nach der Promotion im Fach Kunstgeschichte oder verwandter Disziplinen. Von den Teilnehmern wird die Übernahme von Referaten erwartet. Der Kurs findet in deutscher und englischer Sprache statt. Um eine aktive Beteiligung an den Diskussionen zu ermöglichen, wird eine gute passive Kenntnis des Deutschen vorausgesetzt. Ferner sind aufgrund der Literaturlage passive Italienischkenntnisse wünschenswert. Das Institut übernimmt die Kosten der Unterkunft und vergütet die Hälfte der tatsächlich entstandenen Fahrtkosten, zusätzlich wird den Teilnehmern ein Tagegeld gewährt.

Der Bewerbung sollten neben dem Lebenslauf ein Empfehlungsschreiben sowie ggf. Zeugniskopien sowie eine knappe Zusammenfassung der Masterarbeit oder des Dissertationsprojektes beiliegen. Bei Studierenden bitten wir zusätzlich um Kopien aller Leistungsnachweise im Hauptfach. Eigene Themenvorschläge für Referate sind möglich und sollen, soweit es der Programmablauf erlaubt, berücksichtigt werden.

Bitte senden Sie Ihre Unterlagen bis zum 31. März 2016 (Datum des Poststempels) an die

Direktion Prof. Dr. Alessandro Nova
Kunsthistorisches Institut – Max-Planck-Institut
Via Giuseppe Giusti 44
I – 50121 Firenze

oder an
dirnova(at)khi.fi.it, gruendler(at)khi.fi.it sowie hanke(at)khi.fi.it
(mit dem Vermerk "Studienkurs 2016").

Mehr Informationene unter: www.khi.fi.it

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