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Tagung: Ansichtssachen. Über das Sehen, vom 15. bis 17. Dezember 2016 in Potsdam

Das Sehen wird oft als die höchste aller Sinneswahrnehmungen angesehen und gerade in der westlichen Tradition wie kein anderer Sinn mit Erkenntnis und religiöser Erfahrung in Verbindung gebracht – nicht umsonst sprechen wir von Visionen. Die interdisziplinäre Tagung am Einstein Forum im Potsdam versammelt Experten von Physik bis Kunstgeschichte, um sich diesem faszinierenden Sinn zu widmen.

Der abendländischen Tradition gilt das Sehen als der höchste Sinn – erkennen heißt gesehen haben. Die Nacht assoziiert sich mit den Schattengestalten der Unwissenheit, das sonnenklare Licht des Tages mit der Schau des Wahren. Doch ist das Sehen gegenwärtig der gefährdetste unserer Sinne: das Auge, selbst das bestens bewehrte, ist heute ein Abenteurer im Reich der trügerischen Evidenzen; fast alle Bereiche des menschlichen Lebens werden ihm, meist sogar freiwillig, offenbart oder aber, im Interesse des Schutzes, ins Licht der Überwachung gezerrt. Zugleich ist die Gewissheit verbürgende Kraft des Sehens inzwischen zum Spielball raffinierter technischer Manipulation geworden. Brauchen wir daher nicht eine Art Kritik der visuellen Vernunft, in dem Bewusstsein, dass unsere Bilder, seien sie materiell oder mental, uns weniger denn je ein wahres Abbild der Welt geben, sondern mehr noch der Ausdruck interessegeleiteter Ansichten von ihr sind?

Programm

(mit Simultanübersetzung vom Deutschen ins Englische)

Donnerstag, 15.12.2016

18.45 Uhr Eröffnung

I. Auftakt: Irritationen des Auges

19.00-21.00 Uhr
Alexander Strahl,Assistenzprofessor für Didaktik der Physik, Universität Salzburg
Das betrogene Auge. Sinnestäuschungen von der Physik bis zur Kunst.

Peter Lamont, Senior Lecturer of Psychology, University of Edinburgh
Misdirection: When the Audience Looks but Does Not See

Freitag, 16.12.2016

II. Sehen und mentales Bild

10.00-12.00 Uhr
Wolfgang Einhäuser-Treyer, Professor für die Physik kognitiver Prozesse, Technische Universität Chemnitz
Die Illusion visueller Wahrnehmung (Vortrag evtl. in englischer Sprache: The Illusion of Visual Perception)

Mazviita Chirimuuta, Assistant Professor in the Department of History and Philosophy of Science, University of Pittsburgh
Colour in the Scientific Image

III. Politik und Ethik des Sehens

12.15-13.15 Uhr
Dr. Christian Breuer, Autor und Übersetzer, Berlin
„Und wo blicke können tödten…“ Der Malocchio als begehrlicher Augen/Blick

15.00-17.00 Uhr
Dr. Martin Schaad, Zeithistoriker und Stellvertretender Direktor, Einstein Forum, Potsdam
WYSIWYG – Bildproduktion im Politischen

Nicholas Mirzoeff, Professor in the Department of Media, Culture, and Communication, New York University
How To See The World: Visual Activism in Dangerous Times

17.30-18.30 Uhr
Dr. Christa Pfafferott, Regisseurin und Kulturwissenschaftlerin, Hamburg
Der panoptische Blick. Macht und Ohnmacht in der forensischen Psychiatrie (mit Ausschnitten aus dem Film ANDERE WELT von Christa Pfafferott)

19.00 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sehen ist was anderes. Fotografien von Claudio Lange, Berlin

Samstag, 17.12.2016

IV. Lucem post nubila reddit? – Vom Licht und Blindheit in der Aufklärung

10.00-11.30 Uhr
Kate E. Tunstall, Assistant Professor of French, University of Oxford; Tutorial Fellow, Worcester College
Blindness and Enlightenment. A Conversation

Peter Bexte, Professor für Ästhetik, Kunsthochschule für Medien, Köln
Selected Blindness, or How to Look at Trees and Paintings with Denis Diderot

V. Blindheit

12.00- 13.00 Uhr
Dr. Siegfried Saerberg, Soziologe und Publizist, Wiehl
Nachtwanderungen in den lichten Landen. Eine blinde Ethnographie alltäglichen Sehens

VI. Exponierender/exponierter Blick

15.00-16.00 Uhr
Karlheinz Lüdeking, Professor für Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft, Universität der Künste, Berlin
„Blick”, „Fleck” und „Schirm” (erläutert anhand eines Gemäldes aus dem Besitz von Lacan)

VII. Farbenlehren

16.00-17.30 Uhr
Joann and Arielle Eckstut, Inroom Designer und Color Consultants, New York
The Secret Language of Color

Konzeption: Dominic Bonfiglio und Matthias Kroß, Potsdam

Teilnehmer: Peter Bexte, Köln; Christian Breuer, Berlin; Mazviita Chirimuuta, Pittsburgh; Arielle und Joann Eckstut, New York; Wolfgang Einhäuser-Treyer, Chemnitz; Peter Lamont, Edinburgh; Karlheinz Lüdeking, Berlin; Nicholas Mirzoeff, New York; Christa Pfafferott, Hamburg; Siegfried Saerberg, Wiehl; Martin Schaad, Potsdam; Alexander Strahl, Salzburg; Kate E. Tunstall, Oxford

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