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Tagung: Bildwelten im Sozialismus / Visual Cultures of Socialism, vom 18. bis 20. März 2015 in Hamburg

Der besonderen visuellen Kultur sozialistischer Gesellschaften widmet sich die Tagung an der Universität Hamburg. Internationale Experten untersuchen politische Inszenierungen, künstlerische Topoi und den Umgang der Bilder mit der sozialistischen Wirklichkeit.

Sozialistische Bildkulturen generierten soziale und kulturelle Codes, die über die politische Ikonografie weit hinausgingen. Sie bestimmten zentrale Orte der Aushandlung politischer und gesellschaftlicher (Herrschafts-) Beziehungen. Thema der Konferenz sind die Bildkonventionen der Sowjetunion nach 1945 und deren Transfer: Im Fokus stehen der Sozialismus als eine zentrale Pathosformel des 20. Jahrhunderts und die Frage, wie Sozialismus visuell definiert, repräsentiert und erkennbar gemacht wurde und wird.

Die Bildwelten nach 1945 wandelten sich in den Kontexten von Wiederaufbau, Kaltem Krieg, Tauwetter, Stagnation und Transformationszeit. Die nach dem Krieg auf das Vorbild einer stalinistischen Sowjetunion eingeschworenen sozialistischen „Bruderländer“ mussten sich nur wenige Jahre später auf neue Losungen umorientieren. Solche Wechsel (ähnlich wie von den Avantgarden und dem Konstruktivismus zum Sozialistischen Realismus) führten einerseits zu Brüchen, aber auch – beispielsweise in Architektur und Städtebau – zu einem Nebeneinander unterschiedlicher Konzeptionen, zu Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Dies traf zunächst auf die Übergangsphase zu, wenn in Planung und Umsetzung neue und alte Konzeptionen nebeneinander existierten und der Wechsel in unterschiedlichen sozialistischen Ländern nicht gleichzeitig und auf gleiche Weise nachvollzogen wurde. Aber auch langfristig blieben die Brüche präsent im konkreten Stadtbild und den sozialistischen Alltagsumgebungen. Eine ebenfalls andauernde Konfrontation mit Gegenentwürfen brachte der Kalte Krieg, der wesentlich ein Krieg der Bilder war.

Ziel der Konferenz ist es, Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Bildkontrolle und Bildinszenierungen, Bildkonsum und Massenkultur, die Verzahnung von ‚high‘ und ‚low‘ sowie den Umgang mit kultureller oder ethnischer Vielfalt in den sozialistischen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts zu gewinnen und die Bildkulturen an die Herrschaftspraktiken zurückzubinden.

Organisatorinnen: Prof. Dr. Monica Rüthers, Dr. Alexandra Köhring, Nathalie Keigel MA

Die Konferenz ist öffentlich, es wird um Anmeldung gebeten unter:
marianna.zhevakina@uni-hamburg.de

Programm

Mittwoch, 18. März
Panel 1: The Socialist Persona

10:00 – 11:00 Uhr
Klaudija Sabo, University of Vienna: Tito – Icon of the Yugoslav Confederation

Sabine Stach, University of Leipzig: Hidden Heroes – Political martyrs in East Central Europe in the 1970s and 1980s

11:00 – 11:30 Uhr Kaffeepause

11:30 – 12:00 Uhr
Beata Hock, GWZ Leipzig: Casualties of remembering communism. Women and their visual representation

12:00 – 12:30 Uhr
Diskussion
Moderation: Monica Rüthers

12:30 – 14:00 Uhr Mittagspause

Panel 2: Style and Material Culture

14:00 – 15:00 Uhr
Kateryna Malaia, University of Wisconsin-Milwaukee: Animating Modernism. The Affective History of the Soviet Monumental 1960s

Christian Wölfel, TU Dresden: Technical Aesthetics — On the Aspiration for Designing a Socialist Material Culture

15:00 – 15:30 Uhr Kaffeepause

15:30 – 16:30 Uhr
Elena Huber, University of Salzburg: Fashion, Media, and the Everyday Life. On the visualisation of Soviet national styles in the 1950s and 1960s

Gian Piero Piretto, University of Milan: Soviet shop windows as a world model

16:30 – 17:00 Uhr
Diskussion
Moderation: Esther Meier, Alexandra Koehring

19:00 Uhr Abendessen

Dienstag, 19. März
Panel 3: Visual Mass Cultures

9:30 – 10:30 Uhr
Pawe? Miedzinski, Institute of National Remembrance, Szczecin: Color photo in Black&White – history of Central Photographic Agency

Carmen Scheide, University of St. Gallen: The visual construction of Soviet Ukraine

10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause

11:00 – 11:30 Uhr
Matteo Bertelé, Ca’ Foscari University of Venice: The Soviet illustrated postcard as an object of mass culture and ideological practices

11:30 – 12:00 Uhr
Diskussion
Moderation: Nathalie Keigel

12:00 – 13:30 Uhr Mittagspause

Panel 4: Failures and Irony

13:30 – 14:30 Uhr
Lucia Halder, TU Braunschweig: Teleology of Failure. Visualizations of Socialism in West-German textbooks

Christoph Lorke, WWU Münster: Thinking the Social: Social Images of “Poverty” and the Construction of “Self” and “Otherness” in GDR Society

14:30 – 15:00 Kaffeepause

15:00-16:00 Uhr
Christine Gölz, GWZO Leipzig: Merry Pictures of the Little Folk. The Cartoon Magazine “Veselye kartinki”, or What’s Left from the Socialist “Children’s World”

Micha Braun, University of Leipzig: Surrealistic Mimicry. Practices of Repetition and Imitation in Eastern European Performative Arts of the 1970s and ’80s

16:00 – 16:30 Uhr
Diskussion
Moderation: Klara Pinerová

18:00 Uhr Abendvortrag
Nadine Siegert, University of Bayreuth: Images of nostalgic and utopian socialism. visuality and counter-visuality in Angola & Mozambique

20:00 Uhr Abendessen

Freitag, 20. März
Panel 5: Folklore

9:30 – 10:30 Uhr
Odeta Mikstaite, University of Greifswald: Performing the Village: “Authenticity” and rural aesthetics in the Soviet Lithuanian Ensemble Movement

Anna G. Piotrowska, Jagiellonian University, Cracow: Embodying ‘socialist emotions’ via image and music - The case of Polish state folk groups “Mazowsze” and “?l?sk”

10:30-11:00 Uhr Kaffeepause

11:00 – 11:30
Diskussion
Moderation: Ekaterina Emeliantseva

11:30 – 12:00 Uhr
Abschluss

Tagungsort:
Universität Hamburg
Edmund Siemers Allee 1
20146 Hamburg
ESA East Raum 221

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