Tiere sind seit jeher mit den Menschen verbunden: Ob als gejagtes Lebewesen und Nutztier - also als Nahrungs- und Rohstofflieferant - als Bedrohung von Heim, Hof und Leben oder auch als geliebtes Wesen und Seelentröster. Daher erscheint es nur logisch, dass sich auch die Rechtsprechung immer wieder mit unseren Gefährten auseinandersetzte. Mit eigenen Paragraphen, als Angeklagte und Opfer, aber auch als Stellvertreter treten sie immer wieder auf. Die interdisziplinäre Tagung setzt sich mit ihrer Rolle in der Rechtsprechung auseinander und wirft Schlaglichter auf ein spannendes Thema.
Tiere als ständige Begleiter – und Feind
Tiere spielten im Alltag der Menschen vergangener Jahrhunderte eine noch weit größere Rolle als heute. Nutztiere waren ständige Begleiter und Stütze, Wildtiere permanente Bedrohung. Kein Wunder also, dass sich auch das Recht stets intensiv mit den Tieren befasste. Von den frühmittelalterlichen Stammesrechten über den berühmten »Sachsenspiegel« (um 1230) bis hin zum Preußischen Landrecht (1794): Fast alle bedeutenden Rechtstexte enthalten zahlreiche Regelungen über Tiere.
Mal fast ein Mensch, mal nur Sache
Vor Gericht wurden Tiere mal wie Menschen behandelt – und wegen begangener Straftaten zum Tode verurteilt. Mal wurden sie als bloßes Eigentum angesehen, mit dem der Halter nach Belieben verfahren durfte – aber auch für Schäden Dritter haften musste. Seltener wurden Tiere als Mitgeschöpfe anerkannt, die Schutz vor Gewalt und Missbrauch verdienten.
Tierquälerei oder Tierschutz?
Von den Pferden im Straßenverkehr bis hin zum »Asyl« für Almkühe, die vom Schnee überrascht wurden, von am Galgen gehenkten Hunden bis hin zum Löwen als Wappentier: Die interdisziplinäre Tagung will die bislang wenig beachtete Rolle der Tiere in der Rechtsgeschichte in ihrer Buntheit und Vielfalt beleuchten. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf dem im Recht abgebildeten Verhältnis von Mensch und Tier liegen.
MITTWOCH, 2. APRIL
10:30 Uhr Grußworte, Einführung
Zum Umgang mit Tieren – eine interdisziplinäre Annäherung
11:00 Uhr
Prof. Dr. med. Wolfgang U. Eckart, Heidelberg
Philosophisch-kulturgeschichtliche Aspekte der Tier-Mensch-Beziehung aus medizinisch-historischer Perspektive
11:45 Uhr
Prof. Dr. phil. Anja Lobenstein-Reichmann, Göttingen/Prag
Zur Tier-Metapher im Recht
12:30 Uhr
Prof. Dr. iur. dres. h.c. Friedrich-Christian Schroeder, Regensburg
Geschichte der Strafbarkeit von Tierquälerei
13:15–14:30 Uhr Mittagspause
Zur Rolle der Tiere in ausgewählten Rechtsquellen
14:30 Uhr
Dr. phil. Hans Höfinghoff, Ennepetal
Tiere in den frühmittelalterlichen Leges. Aus Sicht der historisch-philologischen Bezeichnungsforschung
15:15 Uhr
Dr. iur. Dietlinde Munzel-Everling, Wiesbaden
Tierdarstellungen in den Sachsenspiegel-Bilderhandschriften
16:00–16:30 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr
Prof. Dr. phil. Michael Prosser-Schell, Freiburg
Zur Rolle des Tiers in den Weistümern
17:15 Uhr
Prof. Dr. iur. Inge Kroppenberg, Göttingen
Römische Tierprozesse? Rechtskulturelle Aspekte der damnatio ad bestias
DONNERSTAG, 3. April
Zivil- und öffentlich-rechtliche Aspekte im Umgang mit Tieren in Stadt und Land
9:00 Uhr
Prof. Dr. iur. Dr. h.c. mult. Andreas Aacke, Köln
Der Vogel Strauß als Beispiel für Gesetzesanalogie – ein Phantasma? Grenzfragen der römischen Tierhalterhaftung
9:45 Uhr
Prof. Ddr. Martin P. Schennach, Innsbruck
Jagdrecht, Wilderei und »gute Policey«. Normative Ordnungsvorstellungen in der Frühen Neuzeit
10:30–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr
Prof. Dr. iur. Hans-Georg Hermann, München
Die Stellung der Tiere im Almrecht
11:45 Uhr
Prof. Dr. phil. Kurt Andermann, Freiburg
Das Huhn im Recht. Zinshühner im Spiegel der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Überlieferung
12:30–14:30 Uhr Mittagspause
Tiere im Strafrecht: »Täter«, »Opfer« und »Objekt«
14:30 Uhr
Prof. Dr. phil. Peter Dinzelbacher, Wien
Tierprozesse und Tierstrafen
15:15 Uhr
Prof. Dr. iur. Stephan Meder, Hannover
Zum Hängen von Hunden
16:00 –16:30 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr
Prof. Dr. phil. Francisca Loetz / Dr.phil. Aline Steinbrecher, Zürich
Wenn Sodomie Bestialität ist. Tierische Kriminalität im frühneuzeitlichen Zürich
17:15 Uhr
Prof. Dr. iur. Wolfgang Schild, Bielefeld
Tiere und Hexerei
18:30 Uhr
Abendführung »Das Tier in der Stadt«
FREITAG, 4. April
Tiere und Recht in Sprache und Kunst
9:00 Uhr
Prof. Dr. phil. Georg Scheibelreiter, Wien
Tiersymbolik in der Heraldik
9:45 Uhr
Prof. Dr. phil. Johannes Tripps, Leipzig
Tierdarstellungen in rechtlichen Kontexten
10:30–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr
Prof. Dr. theol. Martin Jung, Osnabrück
Der Umgang mit den Tieren als Thema der frühneuzeitlichen protestantischen Theologie
11:45 Uhr
Dr. phil. Jana Jürgs, Bremen
»Wo das Löwenfell nicht zureicht, muss man den Fuchspelz anziehen«: Reineke Fuchs im frühneuzeitlichen Diskurs um Recht und Gerechtigkeit
12:30–14:00 Uhr Mittagspause
Ein Ausblick auf Europa
14:00 Uhr
Prof. Dr. iur. Marita Giménez-Candela, Barcelona
Zur Rechtsgeschichte des Tiers aus spanischer Sicht
14:45 Uhr
Prof. Dr. phil. Ulrich Kronauer, Karlsruhe
Von der Grausamkeit gegen Tiere – in der französischen und deutschen Aufklärung
15:30 Uhr Schlussdiskussion
ca. 16:00 Uhr Ende der Tagung
Tagungsort
Großherzogliches Palais am Karlsplatz
(Akademiegebäude)
Karlstraße 4
D-69117 Heidelberg