Vintage ist in! Auch in der Geschichte des Lichtbildes findet sich dieser Begriff immer wieder und meint damit ein Positiv, das möglichst zeitnah zum Negativ entstand - und freilich schon etwas älter ist. Heute meint Vintage aber nicht mehr nur Schwarzweißbilder, sondern zunehmend auch Farbphotographien. Dem Begriff und Phänomen widmet die Deutsche Gesellschaft für Photographie eine Tagung.
Das Wort Vintage wird im Diskurs über das Medium Photographie sowie im darauf spezialisierten Kunsthandel häufig und wie selbstverständlich verwendet. Es bezeichnet ein photographisches Positiv, das zeitnah zur Entstehung des Negativs sowie möglichst unter Mitwirkung der Bildautor/innen entwickelt wurde und das bereits seit einem längeren Zeitraum existiert. Ursprünglich auf klassische Schwarzweißphotographie beschränkt, wird der Begriff zunehmend auch im Kontext der Farbphotographie verwendet und selbst die Adaption auf digitale Photographie ist erwartbar.
Der Terminus Vintage impliziert Unmittelbarkeit des künstlerischen Ausdrucks, Individualität des Abzugs und Seltenheit auf dem Markt. Durch die Identifizierung als Vintage wird ein photographisches Objekt aufgewertet, dem aufgrund seiner Entstehung durch technische Reproduktion ein Mangel an Aura des Unikats eingeschrieben ist. Die Verwendung dieses Begriffs hat also Folgen für den ästhetischen, historischen und merkantilen Wert einer Photographie. Dabei manifestieren sich unterschiedliche, häufig divergierende Erwartungen von Kunsthandel, Sammlungswesen und Forschung.
Trotz des weit verbreiteten Gebrauchs des Wortes und seiner gravierenden Konsequenzen für das Objekt existiert jedoch keine eindeutige und verbindliche Definition dieses Begriffes. Vielmehr verwenden ihn unterschiedliche Interessensgruppen jeweils mit spezifischer Konnotation und konstruieren so Photographie-Geschichte(n). Die Tagung soll die jeweiligen Nutzer/innen miteinander ins Gespräch bringen und eine Begriffsklärung — auch für die digitale Photographie — anregen.
Als Referent/innen werden Forscher/innen aus Kunst- und Bildwissenschaft, Expert/innen von Museen, Archiven und Privatsammlungen sowie Akteur/innen aus Kunsthandel und Kunstrecht vertreten sein. Statements von zeitgenössischen Künstler/innen, die mit dem Medium Photographie arbeiten, werden Einblicke in die Perspektive der Produzent/innen ermöglichen.
Die Tagung richtet sich an ein vielfältiges Publikum aus Kunstproduktion, Kunsthandel, Photographieforschung und Sammlungswesen. Auch Kunstversicherungen und Anwaltspraxen mit Kunstrechtschwerpunkt gehören zu den Zielgruppen der Veranstaltung.
Inhaltlich schließt sich das Projekt an vorangehende Tagungen der DGPh an, die ausgewählte Aspekte photographischer Reproduktion behandelten, z. B. „Unikat, Index, Quelle. Erkundungen zum Negativ in Photographie und Film (München 2013) und „Reproduktion in der Photokunst – Erhalt des Originals, Neuproduktion oder Interpretation (Frankfurt 2014).
9:30 Uhr
Begrüßung
10:00 Uhr
Ulrich Rüter, Photohistoriker, Hamburg: Vintage und Kunstmarkt: ein Verhältnis mit Geschichte
10:45 Uhr
Simone Klein, Global Print Sales Director, Magnum Photos, Paris: Der Vintage-Begriff in Theorie und Praxis: Fine Art Print versus Presseabzug
11:30 Uhr Kaffeepause
12:00 Uhr
Ulrich Domröse, Leiter der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie: Welches ist denn nun das Original? Vintage im Museum
12:45 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr
Dipl. Ing. Marjen Schmidt, Photorestauratorin, Oberhausen/Obb.: Vintageprint versus Neuabzug – Anmerkungen aus restauratorischer Perspektive
14:45 Uhr
Prof. Dr. Felix Michl, Jurist, Heidelberg: Wie justiziabel ist Vintage?
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr
Prof. Wilhelm Schürmann, Photograph und Sammler, Herzogenrath: very vintage – bei der Suche nach dem besten print
16:45 Uhr
Podiumsdiskussion:
18:00 Ende der Veranstaltung
Veranstaltungsort:
Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124–128
10969 Berlin
Weitere Informationen zur Tagung unter www.dgph.de sowie bei der Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) unter Telefon +49 (0)221 92 32 069, Fax +49 (0)221 92 32 070 oder Email dgph@dgph.de