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Tagung: Warburg und die Natur, am 7. und 8. Mai in Hamburg

Bei Aby Warburg ist die Natur immer wieder zu finden: ob als »das Lebendige« an sich, als Wind oder andere konkrete Naturerscheinungen. Doch die Bedeutung der Natur in seinem Werk ist ein Desiderat und wartet noch auf eine intensive Auseinandersetzung. Die Tagung der Forschungsstelle »Naturbilder« an der Universität Hamburg möchte diesen Aspekt der Arbeiten Warburgs daher in den Mittelpunkt rücken.

Warburgs Rede von der Lebendigkeit, Lebenskräftigkeit und dem Nachleben der Bilder zeugt von der Bedeutung, die Natürliches für seine Konzeptualisierung der (Re-)Emergenz von Bildformeln hat. Vom Wind und dem bewegten Beiwerk in der Botticelli-Dissertation über die Sterne in den Studien zur Astrologie bis hin zum Blitz im Vortrag über das Schlangenritual tritt die Natur selbst immer wieder als bildergenerierende Instanz auf. Umso erstaunlicher, dass die Bedeutung der Natur für Warburg noch kaum erforscht ist – zumal Warburg diesen Zusammenhang durchaus systematisch adressiert hat. Seine Forschungen zur Pathosformel verankern Bilder in der Motorik und Kinetik des menschlichen Körpers, seine Ausdruckskunde sowie seine Vorstellung von einem Bildgedächtnis, aus dem sich die bildende Kunst bis in die Moderne hinein speist, orientieren sich an anthropologischen, physiologischen und psychologischen Modellen der menschlichen Natur.

Dabei identifiziert Warburg das Grundproblem der menschlichen Bildproduktion nicht nur vor dem Hintergrund naturmagischer, naturphilosophischer oder naturwissenschaftlicher Vorstellungen und Beschreibungsweisen. Auch unterhalten seine eigenwilligen Begriffsübernahmen wie Mneme, Erbgut, Erbmasse, kinetische und potentielle Energie, Dynamogramm, energetisches Engramm ein überaus enges Verhältnis zu zeitgenössischen naturwissenschaftlichen Modellen. Welchen methodischen Status haben Vererbungslehre und Evolutionsbiologie, Völkerpsychologie und Affektpsychologie, aber auch Physik und Mathematik für Warburgs Bilderdenken? Welche Rolle spielen Warburgs eigene Aufzeichnungssysteme, seine Skizzen und Schemata? Lässt sich eine Epistemologie des Transfers zwischen Kultur- und Naturwissenschaft freilegen, die auch für aktuelle Bewegungen zwischen Natur- und Kulturwissenschaft aufschlussreich sein könnte?

Programm

Donnerstag, 7.5.2015

14.15 Uhr
Frank Fehrenbach und Cornelia Zumbusch: Begrüßung

14.45 Uhr
Barbara Lange (Tübingen): Imaginäre Metamorphosen. Aby Warburgs Überlegungen zum Schlangenritual

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr
Philipp Ekardt (Berlin): Bewegungsimpressionen nach der Natur. Warburg mit Vignoli

16.45 Uhr
Caroline van Eck (Leiden): Fear and empathy: on the transfer between affect psychology and image thinking

17.30 Uhr Pause

18.15 Uhr
Matthew Vollgraf (Princeton/Berlin): The Archeology of Expressive Forms: Aby Warburg’s Ausdruckskunde

Freitag, 8.5.2015

9.00 Uhr
Michael Neumann (Konstanz): „Verzicht auf Missbrauch“. Philologie und Zeichendiätetik

9.45 Uhr
Stefan Rieger (Bochum): Causale Virtualität: Form und Übertragung bei Warburg

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr
Giovanna Targia (München): Physikalische Begriffe bei Aby Warburg und Edgar Wind. Über den Zusammenhang zwischen Natur- und Kulturwissenschaft

11.45 Uhr
Hans Christian Hönes (London): Der Spielraum der Rationalität: Warburg und die Wahrscheinlichkeitsrechnung

12.30 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr
Kurt W. Forster (Yale): Warburgs Mneme nach einer langen Pause des Vergessens

14.45 Uhr
Karl Clausberg (Hamburg): Gedächtniswesen und Bildparasiten. Ein Zoo-Besuch mit Warburg

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr
Spyros Papapetros (Princeton): Against Nature? Warburg and Regressive Evolution

16.45 Uhr Ausklang

Veranstaltungsort
Warburg-Haus
Heilwigstraße 116
20249 Hamburg

Kontakt
Sue Ryall
Geschäftsstelle Naturbilder/Images of Nature
Telefon +49 40 42838-8130
naturbilder(at)uni-hamburg.de
www.uni-hamburg.de/naturbilder

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