Tagung: Wessen Wissen? Künste. Situiertheit. Materialität, vom 21. bis 23. Juli 2016 in Berlin

Wie lässt sich über Kunst nachdenken? Auf welche Weise bauen Künste neue Wissensordnungen auf, die z. B. als Gegenarchive andere Formen des Zugangs und der Teilhabe ermöglichen, folglich andere Wissensbestände erzeugen? Diese und andere Fragen diskutiert die Tagung des Graduiertenkollegs »Das Wissen der Künste«.

»Wessen Wissen?« ist einerseits die Frage nach der Heterogenität von Wissensformationen in ihren partikularen und partialen Perspektiven, also nach Situated Knowledges. Damit wird die Vorstellung einer allgemeingültigen, körperlosen, neutralen Objektivität bestritten. Zugleich aber nehmen Situated Knowledges für sich in Anspruch, Erkenntnisse hervorzubringen und zur Verfügung zu stellen. Sie stehen demnach für verkörperte Kenntnisse, die in das Feld des zugelassenen und legitimen Wissens kritisch intervenieren. Daran anschließend wollen wir die spezifische Situiertheit der Künste diskutieren:

Was lässt sich aus solchen Wissenspolitiken für die Künste und ihre Erkenntnisansprüche ableiten? Welche Positionen beanspruchen die Künste im umkämpften Machtfeld des Wissens? Wie greifen sie in die Aufteilungen des Epistemischen ein? Lässt sich ein Wissen der Künste als situiertes Wissen begreifen, insofern es anfechtbare, partikulare und parteiliche Perspektiven einnimmt? Welche Akteur_innen und Institutionen haben einen privilegierten Zugriff auf Wissen in der Kunst? Welche Positionen im Feld der Kunst neigen dazu, ihre Situiertheit zu leugnen?

„Wessen Wissen?“ ist andererseits eine Frage nach den Akteur_innen, den Körpern, Materialien und Technologien, die in künstlerischen Produktions- und Wissensprozessen miteinander interagieren. Diese lassen sich als Übersetzungen und Transformationen beschreiben, in denen Künstler_innen längst nicht mehr die einzigen Subjekte des Wissens sind. Denn in den künstlerischen Praktiken des Entwerfens, Skizzierens, Improvisierens, Modellierens, Probens und Experimentierens entfalten Medien und Materialien ihre je eigene agentielle Kraft. Und doch hat die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte in ihren Herausarbeitungen der Situiertheit und Historizität der Wissenschaften die Künste bislang wenig berücksichtigt. Was also können diese epistemologischen Überlegungen für die Künste bedeuten, oder weiter gefragt:

Wie lässt sich über Kunst nachdenken, wenn ihre Produktion als epistemische Praxis aufgefasst wird? Wie greifen künstlerische Subjektivität, spezifische Materialien, Technik und Settings bei künstlerischen Produktionsprozessen ineinander? Haben die Künste aufgrund ihrer Aufmerksamkeit für visuelle, auditive und materielle Prozesse das Vermögen, die impliziten medialen Bedingungen von Wissensgenerierungen zu explizieren? Auf welche Weise bauen Künste neue Wissensordnungen auf, die z.B. als Gegenarchive andere Formen des Zugangs und der Teilhabe ermöglichen, mithin andere Wissensbestände erzeugen?

Programm

Donnerstag, 21. Juli 2016

14:00 Uhr Empfang

14:30 Uhr
Begrüßung durch die Vize-Präsidentin der UdK Prof. Dr. Ulrike Hentschel und die Sprecherin des Graduiertenkollegs Prof. Dr. Barbara Gronau
Einführung

15:00 Uhr
Astrid Deuber-Mankowsky: Zwischen Apokalypse und Sympoiesis. Neue Materialismen und Situiertes Wissen
Respondenz: Constance Krüger

16:00 Uhr
Helmut Draxler: Das Wissen der Spaltung
Respondenz: Susanne Hauser

17:00 Uhr Pause

17:30 Uhr
Arbeitsgespräch mit Merle Kröger und Philip Scheffner über filmische und erzählerische Räume: Migration und die Frage der Perspektive
Moderation: Kathrin Peters

ab 19:00 Uhr
UdK-Rundgang und Gartenfest
Ort: UdK-Hauptgebäude, Hardenbergstraße 33, 10623 Berlin

Freitag, 22. Juli 2016

10:30 Uhr
Sabine Ammon: Denken mit B6 (und Skizzenpapier). Reflexionsmilieus und zeichnerisches Schlussfolgern in Architektur und Produktentwicklung
Respondenz: Ralf Liptau, Robert Patz

11:30 Uhr
Knut Ebeling: Das überwucherte Monument. Zu David Claerbouts Olympia-Projekt
Respondenz: Dennis Pohl

12:30 Uhr Mittagspause

14:00 Uhr
Arbeitsgespräch mit Sebastian Döring und Jan-Peter E. R. Sonntag: Hardware-Anatomien an der Schnittstelle von Wissen(schaft), Medienkunst und Bastelei
Moderation: Christina Dörfling

15:00 Uhr
Ute Holl: Hybride Körper: das Tonstudio als Laboratorium
Respondenz: Felix Laubscher

16:00 Uhr Pause

16:30 Uhr
Katja Eydel: Engagement für Darstellungen oder das Wie des Sehens
Moderation: Renate Wöhrer

17:30 Uhr
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung: Notes on Epistemic Disobedience
Moderation: Barbara Gronau

ab 21:00 Uhr
An evening with the Society for Nontrivial Pursuits Live Image, Moving Sound. Audiovisuelles Konzert der Klassen GenComp von Alberto de Campo und Bewegtbild von Anna Anders
Ort: Medienhaus, Grunewaldstraße 2–5, 10823 Berlin

Samstag, 23. Juli 2016

10:30 Uhr
Simone Dede Ayivi: Performing Black – Strategien der (Selbst-)Dekolonisierung im Theater
Moderation: Lisa Großmann

Podiumsgespräch mit Simone Dede Ayivi, Therese Kaufmann und Azadeh Sharifi: Situiertes Wissen in der Kulturproduktion
Moderation: Ildikó Szántó, Ina Driemel

12:30 Uhr Mittagspause

13:30 Uhr
Stephan Trinkaus: "Into the Chthulucene" – Fiktion, Wissen, Materialität
Respondenz: Georg Dickmann

14:30 Uhr
Michaela Melián: Electric Ladyland
Moderation: Kathrin Busch

15:30 Uhr Pause

15:45 Uhr
Simon Sheikh: Situating Curatorial Knowledge and Power
Respondenz: Judith Siegmund

16:45 Uhr
Schlusskommentar

Ort: Alte TU-Mensa, Hardenbergstraße 34–35, 10623 Berlin

Konzeption: Kathrin Busch, Christina Dörfling, Ralf Liptau, Kathrin Peters, Ildikó Szántó
Organisation: Christina Deloglu-Kahlert, Leoni Grützmacher, Johanna Heyne

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