Ausstellungsbesprechungen

Ulrike Theusner – The best of all possible worlds, ACC Galerie Weimar, bis 4. August 2017

Ulrike Theusner hat sich großes vorgenommen: Die »beste aller möglichen Welten« nach Leibniz ist ihr Thema in der Weimarer ACC Galerie. Stefanie Handke hat die Werke der Künstlerin genauer angesehen.

In drei Teilen beschäftigt sich die Ausstellung der Weimarer Künstlerin Ulrike Theusner mit dieser »besten aller möglichen Welten«. Abbilder der Gegenwart finden sich ebenso wie Visionen der Zukunft und einen Ausblick auf all das, was möglich ist. Dabei fällt sofort die Vielfalt der Medien auf: Die Künstlerin präsentiert mit rund 200 Arbeiten Graphit- und Tuschezeichnungen, Pastelle, Installationen und Collagen. Hier tritt dem Besucher eine Künstlerin entgegen, die nicht an ein Medium gebunden ist, sondern eine »verwirrende Welt«, wie es im Ausstellungskatalog heißt, auch in der Wahl ihrer Mittel reflektiert. Nichtsdestotrotz prägt die Zeichnung die Schau. »Der Kampf des Guten mit dem Bösen« etwa erinnert an Grotesken, in denen die Protagonisten sich in einer verdüsterten Welt wiederfinden.

Hauptfragestellung ist dabei die nach der Ausgestaltung dieser idealen Welt und natürlich die, ob wir tatsächlich in der besten möglichen Welt leben wie ja von Leibniz postuliert. So ergibt es Sinn, dass Theusner im ersten Teil der Schau das widerspiegelt, was sie sieht und was ihr in der Gegenwart begegnet. Die Serie »Weird Feelings« zeigt so Abbilder von Erlebnissen der Künstlerin. Düster wirken sie auf den ersten Blick, mit ihren teils an Putten erinnernden Gestalten. Ihre Zeichnungen sind dabei von ungeheurer Fülle, detailreich und beredt. Ähnlich üppig zeigt sich das große Tryptichon »The Arduous chrossing to Miami Beach« (2016). Darauf befindet sich eine Gesellschaft auf einer offensichtlich mühsamen Reise, vielleicht in sturmgepeitschter See, auf einem Schiff tummeln.

Äußerst gegenwärtig ist die Installation »The City II«. Sieht man sie auf den ersten Blick im Raum, so zeigt sich hier eine glänzende, glitzernde Großstadt voller Verlockungen – beim näheren Blick darauf aber entdeckt man – Müll: Messerklingen, Nadeln, Bausteine und Knete, die vor Spiegeln montiert sind, offenbaren, dass vieles, was wir hier sehen ein Trugbild ist.

Apropos Trugbild: Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich sodann Visionen der Welt. Auch die sind alles andere als vordergründig positiv, wie »The Future is bright for you« (2014) beweist. Der offensichtlich tote Hase, der ein Stillleben komplettiert, ist nun wahrlich kein positives Motiv, nein, vielmehr verweist er auf das, was passieren kann, wenn die Dinge schieflaufen – die positive Zukunft wird rapide gestört. Weitaus positiver aber sind die Tuschezeichnungen der Serie »Land of Plenty« (2014-16). Wie kaum ein anderes Werk der Ausstellung thematisieren sie Leibniz‘ Postulat und verbinden spielerische und düstere Elemente. Denn unsere Welt ist eben nicht nur positiv, aber wir haben unsere Chance, sie zu gestalten und in unserem Sinne zu besetzen.

Insbesondere die Installationen fallen ins Auge. Beeindruckend natürlich »Towers« (2013/17), ein äußerst instabiles Gebilde aus verschiedensten Pappstreifen. Aus diesem einfachsten Material entstanden, scheint es stets kurz vorm Kollaps zu stehen – der leiseste Lufthauch wird es wohl in sich zusammenfallen lassen. Das vermeintliche Chaos der Anordnung ist dabei auch das Ergebnis menschlicher Visionen und seine Fragilität offenbart wie leicht diese in sich zusammenfallen können.

Nicht minder fragil sind die winzigen Installationen Streichholzschachteln der Serie »Mikrokosmos«, die erst in diesem Jahr entstanden. Hier lohnt sich ein genauer Blick nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der witzigen und spannenden Details. Ein winziger Donald Trump findet sich da zwischen goldfarbenen Perlen – natürlich vor einer Dollarnote und einer verunstalteten Freiheitsstatue. Andere dieser kleinen Dioramen zeigen kopflose Gestalten in einer idyllischen Landschaft oder Möchtegern-Feen, die aus einer Blüte erstehen – Visionen, die stets bittersüß sind.

Was aber bietet denn die Zukunft? Das fragt sich auch Ulrike Theusner und wirft einen Blick in das, was die bestmögliche Welt in der Zukunft bieten kann. Highlight der Schau ist sicherlich die für die Ausstellung entstandene Bar, an der sich die Besucher über ihre beste aller möglichen Welten austauschen und die Werke Theusners dabei reflektieren können. Sie ist vollgestopft mit vor allem kleinformatigen Bildern, Collagen und bietet obendrein ein digitales Kaminfeuer.

Die Installation »Beyond Science« (2017) präsentiert eine futuristisch anmutende Landschaft, angesiedelt in einer Höhle, deren Konstruktion an die einer Mine erinnert. Auch die Menschen scheinen kaum noch etwas gemeinsam mit uns heutigen zu haben, so unförmig sind sie. Ungleich positiver dagegen fällt »Eden« (2017) aus: in üppiger Vegetation bewegen sich Menschen in all ihrer Nacktheit, vollkommen eins mit der Natur. Das kann zugleich als Urzustand gelesen werden – ein Blick in die Vergangenheit. Ebenfalls ein Blick zurück sind die Kinderzeichnungen der Künstlerinnen, die der aufmerksame Besucher in einem kleinen Nebenraum kennen lernen kann. Auch hier finden sich Zukunftsvisionen, allerdings der kindlichen Ulrike Theusner

Was bleibt also nach dem Rundgang? Eine scheinbar platte, aber dafür wichtige Erkenntnis: Wir haben nur diese eine Welt, machen wir das Beste daraus! Besser wird es nämlich nicht, sowohl düstere als auch lichte Visionen erwarten uns.

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