Ausstellungsbesprechungen

Wildlife Photographer of the Year, Natural History Museum London, bis 11. März 2012

Stimmung, Exotik, Perspektive und Farbengewalt - eindrucksvolle Naturfotografie ist im Londoner Natural History Museum zu sehen. Alljährlich wird der Preis »Wildlife Photographer of the Year« in verschiedenen Kategorien vergeben. Karin Ego-Gaal berichtet.

Öl klebt an ihren Körpern, das Entsetzen und die Angst ist ihnen anzusehen, eng aneinandergeschmiegt trotzen die Pelikane ihrem Schicksal. Sie gehen gerade durch die erste Phase der Reinigung: ihre sonst so hellen Köpfe sind orange und ihr Gefieder mahagoni gefärbt. Trotz des Desasters ist es kein schockierendes Foto, es ist eine starke Aussage unserer Umwelt. Technisch perfekt und wunderbar in Szene gesetzt, stellt es ein Kunstwerk dar, welches dem spanischen Fotografen Daniel Beltra den bedeutenden Preis »Veolia Environnement Wildlife Photographer of the Year« einbrachte. Beltra hatte nicht mehr als 10 Sekunden Zeit, um das Foto zu schießen, umso erstaunlicher das Resultat. »Die unglaubliche Simplizität dieses aussagekräftigen Fotos macht es zu einem wunderschönen und schockierenden Bild zugleich«, schwärmt Mark Carwardine, Vorsitzender der Juroren.

»Still life in oil« ist nicht der einzige Gewinner, die Ausstellung bietet verschiedene Kategorien an wie „Natur in Schwarz-Weiß“, „Verhalten der Vögel“, „Unterwasserwelt“ und viele mehr. Ungefähr 41.000 Bilder und Fotografien aus 95 Ländern nahmen am Wettbewerb teil. Nur 100 der besten Fotografien machten das Rennen und sind in der Ausstellung zu sehen. Am Wettbewerb darf jeder teilnehmen und gerade deshalb kommt eine wunderbare Mischung aus Amateuren, Professionellen, jungen und berühmten Fotografen zusammen. Ein besonderer Preis ist der »Erik Hosking Award«, er zeichnet couragierte talentierte junge Fotografen im Alter von 18 bis 26 Jahren aus. Gewinner dieser Kategorie ist der ungarische Fotograf Bence Mate. Bence begann seine fotografische Karriere im Alter von 12 Jahren und gewinnt diesen Preis nun schon zum 4. Mal. »Pelican perspective« ist der Titel des Gewinnerfotos und zeigt eine äußerst ungewöhnliche Aufnahme eines Pelikans mit seinem ernorm aufgeblasenen orangenen Beutel unterhalb seines Schnabels. Für diese Aufnahme entwickelte und konstruierte Bence Mate sogar ein Katamaran ähnliches schwimmendes System, um die Pelikane aus der Wasserperspektive heraus zu fotografieren. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat.

Es gibt jedoch noch eine Kategorie, die noch jüngere Fotografen auszeichnet – und ihre Aufnahmen kommen an die der Großen ganz nahe heran. »The Veolia Environnement Young Wildlife Photographer of the Year Award« kümmert sich um den Nachwuchs und präsentiert die Besten der Besten unter 17 Jahren. Der diesjährige Preis ging an den 14jährigen Jungfotografen Mateusz Piesiak mit seinem Werk »Pester power«, eine Aufnahme von zwei Vögeln, die sich um Futter streiten. Mateusz’ Vorbereitungen waren zwar nicht so spektakulär, zeigen jedoch von Leidenschaft. Er steht meistens vor Sonnenaufgang auf, versteckt sich oder baut ein Versteck, um so Vögel zu beobachten. Bei dieser speziellen Aufnahme merkte er nicht einmal, dass die Flut einsetzte und ihn und seine Kamera beinahe mitriss. Doch die Aufnahme war im Kasten und die Kamera gerettet.

Das nächste Gewinnerbild in der Kategorie „15 bis 17 Jahre“ erzählt eine Geschichte über die bedeutende Interaktion zwischen Insekten und Menschen. »Lure of the bee« entstand, während der Fotograf Jack Salzke gerade in seinem Garten mit Makro-Fotografie experimentierte. Jack beobachtete, wie eine Honigbiene in eine wunderschöne weiße Magnolie eindrang und witterte seine Chance. Es war jedoch schwieriger als erwartet: die Biene bewegte sich zu schnell, so dass der Autofokus der Kamera zu langsam war. Das Resultat war trotzdem ein Gewinner und für Jack Salzke ein »wunderschönes Experiment«.

Nicht geplant, sondern aus der Not heraus entstand das Gewinnerbild »Big Foot« in der Kategorie „Natur in Schwarz-Weiß“. Der Tag fing für Peter Delaney nicht gerade gut an. Es war kalt, er saß in der Nähe eines Wasserlochs in Südafrika und das Schlimmste war, er hatte sein Objektiv für die Weite vergessen. Als die Elefantenherde immer näher kam, konnte er nur Nahaufnahmen schießen. Doch bald war er so fasziniert von den Details wie Struktur, Ton und Licht, dass er alles andere vergaß. Delaneys riesengroßer Elefantenfuß zeigt die Falten und Härchen, die verschiedenen Grautöne, die Struktur der Elefantenhaut so lupenscharf, dass die Bewunderung über die Schönheit siegt. »Durch diese Erfahrung realisierte ich, dass wir manchmal sehr verwöhnt sind mit all den Möglichkeiten der Ausrüstung und dass Kreativität oft aus der Not heraus entstehen kann«, so der glückliche Gewinner.

Genauso atemberaubend, beeindruckend und faszinierend sind ebenso die Fotografien, die nicht gewonnen haben, aber trotzdem zu den Ausgewählten zählen wie Paul Souders Aufnahme »Salmon swipe«, ein fischender Grizzlybär; »Touching Romance«, zwei fast durchsichtige Spinnen beim Liebesspiel von dem Russen Dimitry Monastryrskiy; »Trust«, das perfekte Portrait eines Fuchs des deutschen Fotografen Klauch Echle und die vielen wunderbaren Landschafts- und Naturaufnahmen, die fast schon zu perfekt und vollkommen erscheinen. Doch die Natur zaubert und verzaubert, sie kreiert Momente und Szenen, in denen ihre Schönheit kraftvoll und unantastbar ist.

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