Ausstellungsbesprechungen

Yoko Ono - Half-a-Wind-Show. Eine Retrospektive, Schirn-Kunsthalle Frankfurt am Main, bis 12. Mai 2013

Yoko Ono ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit. Zu ihrem 80. Geburtstag zeigt die Schirn eine umfassende Retrospektive, die eine charakteristische Auswahl der letzten 60 Jahre ihres Schaffens präsentiert und so die mediale Vielfalt im Werk der Künstlerin sowie die zentralen Themen ihres OEuvres beleuchtet. Lotus Brinkmann hat sich umgesehen.

Yoko Onos Werk beruht nicht auf Materialien, sondern auf Ideen, ist hochgradig konzeptionell. So erstaunt es nicht, dass die nun in der Frankfurter Schirn zu sehenden Arbeiten auf den ersten Blick eher sperrig erscheinen, sich dem Betrachter nicht spontan erschließen. Die Künstlerin erwartet, dass der Besucher sich selbst einbringt, sei es, dass er Onos Ideen gedanklich vervollständigt oder tatsächlich selbst Hand anlegt. Die Serie der ab 1955 entstandenen »Instruction Paintingsۛ« enthält sowohl ausführbare Anweisungen wie »Light a match and watch it till it goes out.« als auch nicht ausführbare wie »Watch the sun until it becomes square.«

In der Schirn fordern Schilder an verschiedenen Stationen ganz im Gegensatz zur sonst üblichen Museumspraxis »Bitte berühren«: »Painting to be stepped on«, ein auf dem Boden liegendes Stück Stoff, ist ganz wörtlich zu verstehen. Und bei »Water Peace« soll ein Schwamm – aber bitte nur der und nicht etwa der Plexiglassockel, auf dem er liegt – mit Wasser aus einer Pipette beträufelt werden. Auf Englisch liest sich die Aufforderung als »Get involved«, was Yoko Onos Intention noch besser wiedergibt, da es neben dem rein physischen Akt des Berührens die psychisch-emotionale Dimension beinhaltet.

Dabei geht das Einbezogen sein über die Kunst hinaus, ist Kunst für Ono doch ein Medium, Einfluss auf das Weltgeschehen zu nehmen. Kunst muss Wahrheit ausdrücken. Der gesellschaftspolitische Aspekt ist der Wegbereiterin von Fluxus, Performance und der feministischen Kunst wichtig, bis heute engagiert sie sich für Umweltschutz und die Friedensbewegung. In bester Blumenkind-, Beatles-, Bed-In-Manier äußert sie bei der Pressekonferenz: »You are the creator. Together we can make a beautiful world. It’s already there. Show how much we love each other.«
In solchen Äußerungen zeigt sich, wie stark Yoko Ono bis heute den Ideen der 60er und 70er Jahre verhaftet geblieben ist. Aus dieser Periode stammen auch die meisten der in der Schirn präsentierten Arbeiten. Hauptwerke aus den 80er und 90er Jahren sowie die eigens für die Schirn entwickelte Installation »Moving Mountains« ergänzen die anlässlich ihres 80. Geburtstags stattfindende Retrospektive.

Neben einer Abteilung, die ihrem Filmschaffen gewidmet ist, wurde erstmalig auch ein Musikraum in eine Ausstellung integriert. Über Kopfhörer können Interessierte in das vielfältige musikalische Schaffen eintauchen. Hier sind Produktionen gemeinsam mit John Lennon genauso zu hören wie die der 1969 gegründeten Plastic Ono Band, an der ihr Mann anfangs ebenfalls beteiligt war, und mit der sie bis heute in wechselnden Zusammensetzungen auftritt.
Solcherart umfassend animiert und inspiriert haben Besucher im Foyer noch einmal Gelegenheit, sich an einem Projekt Onos zu beteiligen. Hier laden zwei Olivenbäume, die »Wish Trees«, dazu ein, Zettel mit Wünschen an ihnen zu befestigen. Kaum eine Woche nach der Eröffnung der Ausstellung künden zahlreiche Botschaften von der weit verbreiteten Sehnsucht, Wünsche an das Universum zu senden. Neben globalen und idealistischen Anliegen wie »Weltfrieden« oder »Gesundheit für alle« finden sich hier auch ganz persönliche und materielle: »Ein i-Phone« (Paula, 12 Jahre).

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