Ausstellung 11.08.2018–07.07.2019
»Der Betrachter ist im Bild« – diese Formulierung des Kunsthistorikers Wolfgang Kemp hebt hervor, dass der Künstler den Rezipienten in der Konzeption seines Werks mitdenkt und damit dessen Standpunkt in seine Überlegungen einbezieht. Im 15. Jahrhundert, am Übergang zur Neuzeit, erklärt einer der bedeutendsten Kunsttheoretiker, Leon Battista Alberti, das Bild sei »ein offenes Fenster« (»una finestra aperta«), durch das der Betrachter auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit blickt. Der Realraum vor dem Bild und der Bildraum der dargestellten Wirklichkeit sind unmittelbar miteinander verschränkt. Diesem jahrhundertealten Konzept kehrt die Moderne den Rücken zu; so scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Welche Rolle wird dem Betrachter zugewiesen, wenn die Leinwand nicht mehr als »ein offenes Fenster« fungiert? In sieben Kapiteln verfolgt die aus der Museumssammlung kuratierte Ausstellung die Herausforderungen, die das 20. Jahrhundert für den Rezipienten bereithält.