Termin

Führung mit Isabell Schenk-Weininger: Im Bann der Nordsee. Die norddeutsche Landschaft seit 1900

Führung 08.07.2018, 11:30 Uhr

Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen, Bietigheim-Bissingen, Deutschland

Seit jeher haben das raue Meer und die weite, einzigartige Landschaft im Norden Künstler fasziniert, seien es Einheimische oder Touristen. Dort, wo der Himmel die Erde zu berühren scheint, wo oftmals eine steife Brise weht, wo auf den Deichen die Schafe und auf den Weiden die Kühe grasen, fanden Maler stets inspirierende Sehnsuchtsorte. Die Ausstellung hält viele Entdeckungen bereit : Postimpressionistische und expressionistische Künstler aus dem Norden wie Poppe Folkerts, Paul Ernst Wilke, Hans Peter Feddersen oder Jacob Alberts, welche die wasserreiche Küstenlandschaft aus Verbundenheit mit der Heimat ins Bild bannten. Die norddeutsche Landschaft bot einheimischen wie auswärtigen Künstlern ein breites Motivrepertoire mit Segelbooten und Schiffstypen, Gezeiten und Wattenmeer, Deichen und Dünen, Inseln und Halligen, Backsteinkaten und Mühlen. So suchten Künstler aus allen Teilen Deutschlands wie Max Clarenbach, Hans Trimborn, und Alfred Depser im Norden mit seinem herben Charme eine zentrale Inspirationsquelle.

Diese Suche nach der idealen Verbindung von Kunst und naturbezogenem Leben führte im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert zu zahlreichen Künstlerkolonien oder -exilen in abgeschiedenen Regionen. Den Rückzug in unberührte Landschaftsräume an der Nord- und Ostsee pflegten auch die Brücke-Künstler und so ›entdeckten‹ Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1907 Dangast am Jadebusen, wo sie sich die folgenden Jahre sommers regelmäßig aufhielten. Anfang der 1920er Jahre folgte Franz Radziwill der Empfehlung Schmidt- Rottluffs und sollte sich in Dangast dauerhaft niederlassen und den Großteil seines Werks schaffen. Auch Emil Noldes Werk ist durchdrungen von Motiven seines Lebens in der deutschdänischen Grenzregion Nordfrieslands.

Kulturhistorische Objekte ergänzen die Ausstellung, darunter zartes Teegeschirr, silberne Kluntjezangen und Fischheber, ein bemaltes Fliesenbild und das detailverliebte Schiffsmodell einer Tjalk. Die Faszination für das Nordische ist bis heute ungebrochen und wird abschließend mit fünf ausgewählten zeitgenössischen Positionen und Medien anschaulich: Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Filme von Hermann Buß, Jochen Hein, Marikke Heinz-Hoek, Anja Jensen und Aurelius Maier. So bietet sich den Besuchern mit rund 120 Werken von 31 Künstlern ein abwechslungsreiches und umfängliches Bild von fast 120 Jahren norddeutscher Landschaftsdarstellungen – und damit eine Reise entlang der ost- und nordfriesischen Küste, ganz ohne den langen Weg gen Norden auf sich nehmen zu müssen.

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